Rezension

Hatte mir mehr erhofft

Unearthly - Dunkle Flammen - Cynthia Hand

Unearthly - Dunkle Flammen
von Cynthia Hand

Bewertet mit 3 Sternen

Die Erde steht still, wenn Engel lieben. «Am Anfang ist da ein Junge, mitten im Wald. So alt wie ich, um die sechzehn, siebzehn. Dabei sehe ich ihn nur von hinten. Ein orangefarbenes Licht erhellt den Himmel. Die Luft ist voller Rauch. Als ich einen Schritt auf ihn zugehe, knackt ein Ast unter meinen Füßen. Er hört mich, beginnt sich umzudrehen. In einer Sekunde werde ich sein Gesicht sehen. Genau da verschwimmt die Vision. Ich blinzle und er ist weg.» Clara gehört zu den Nephilim. Um ein Schutzengel zu werden, gilt es, eine Mission zu erfüllen. Doch das ist schwieriger als erwartet: Ein schwarzer Engel lässt ihre Seele in einen Abgrund stürzen und sie alles hinterfragen. Folgt Clara ihrer Bestimmung oder ihrem Herzen?

Meine Vorfreude für die neue Trilogie von Cynthia Hand war nach all den positiven Kritiken und dem Klasse Klappentext so groß, sodass ich leider mit zu hohen Erwartungen an das Buch heran gegangen bin. Zwar sind die ersten Seiten noch interessant zu lesen, da man erst einmal Clara kennenlernt. Sie weiß, dass Engelblut in ihren Adern fließt und das diese Vision von dem Jungen ihre Aufgabe darstellt die sie als Schutzengel meistern muss. Doch nach einiger Zeit findet man sich in dem langweiligen Alltag von ihr wieder. Dabei begegnen einem immer wieder diese typischen Klischees, wie das in Ohnmacht fallen auf dem Schulflur und weitere typische Teenie Dramen.

Dabei macht auch Clara zu Anfang keine besonders gute Figur, obwohl sie der Engel ist. Sie erschien mir oftmals sehr oberflächlich und naiv, denn sie ist der Meinung, dass sie diesen Jungen, der sich als Christian entpuppt, aus ihrer Vision unbedingt lieben müsste, obwohl sie ihn noch nicht einmal kennt. Selbst als sie ihm dann endlich begegnet und feststellen muss, dass er eine Freundin hat, hält sie an ihrem Plan fest und will unbedingt mit zusammenkommen. Kurze Frage: Wie wäre es erst einmal mit kennenlernen?!
Das Clara dabei gar keine Augen für die Menschen hat, die sich wirklich etwas aus ihr machen und unter ihre aufgesetzte Maske gucken können, hat mich noch mehr erschüttert. Anstatt richtige Gefühle zu zulassen stößt sie diesen Menschen lieber vor den Kopf.

>>Ein wirklich, wirklich spirituelles verwöhntes Prinzesschien aus Kalifornien.<< (S.349)

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich die ersten 200 Seiten eigentlich die ganze Zeit nur gefragt, wann das Buch endlich zu Ende ist und ob ich überhaupt das gleiche Buch lese, wie all die anderen, die von dem Buch so begeistert waren? Ich konnte es bis dahin nicht wirklich nachvollziehen und auch jetzt, wo ich das Buch beendet habe fällt es mir schwer das zu begreifen. Denn das nächste Problem ist dann, dass Clara nicht nur oberflächlich und naiv war, sondern auch noch unglaublich viel gejammert hat. Diese ersten 200 Seiten handeln eigentlich nur von ein und dem selben Thema: Ich bin ein Engel, ich will kein Engel sein - Ich bin ein Engel, ich bin aber viel zu schlecht für einen Engel - Ich bin ein Engel, nein halt, nur ein Viertelengel...

>>Ich bin ein Engelblut. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Ich muss mit dem Jammern aufhören, mit dem Zeitschinden, muss aufhören, alles in Frage zu stellen. Ich muss einfach.<< (S.226)

An diesem Punkt dachte ich mir dann nur: "Toll Clara! Und warum ist dir diese Erkenntnis nicht schon 150 Seiten früher gekommen?!" Auch die Entscheidung von wegen nehme ich lieber Tucker oder Christian war in meinen Augen keine wirklich schwierige Frage, obwohl (so ganz unter uns) Clara dieses Mal alles richtig gemacht hat...
Um einen wirklichen Wettstreit zwischen den beiden Kontrahenten ausbrechen lassen zu können hätte die Autorin wesentlich mehr auf Christian eingehen müssen. Wobei ich aber vermute bzw. befürchte, dass sie dieses Versäumnis im folgenden Band nachholen wird.

Der einzige Lichtblick dieser Geschichte und damit auch der Grund meiner Bewertung ist Tucker! Er ist einfach ein unglaublich toller Charakter, denn er hat nicht nur dieses gewisse Etwas, sonder ist in seiner Art auch noch außerordentlich sympathisch. Zudem hat er es geschafft, dass Clara ihre Maske vom kalifornischem Prinzesschien absetzt und mir endlich einmal sympathisch erschien. Die Zeit die Tucker mit Clara verbringt ist (leider) so ziemlich das interessanteste und beste an dieser Geschichte. Eine Tatsache, die eigentlich ziemlich niederschmetternd für mich ist, da ich mir wirklich mehr von dem Buch erhofft hatte.
Christian kann ich eigentlich kaum beurteilen.. Ich bin mir aber nicht wirklich sicher, ob das daran liegt, dass ich ihn einfach nicht leiden konnte, oder weil er doch ziemlich viel im Hintergrund agiert hat und somit fast nebensächlich war? Doch wenn er mal im Vordergrund stand kam er mir extrem eitel und nervig vor. Es ist zwar dauernd die Rede davon, wie intelligent und gebildet er ist, aber als Person konnte er mich mit seinem Charakter so gar nicht überzeugen.

Die Idee hinter dieser Geschichte ist unter dem großen Haufen an negativer Kritik eigentlich unauffindbar. Die Fetzen an Idee, die sich mir beim Lesen ergeben haben sind eigentlich ganz interessant und ausbaufähig. Zwar hat mir die Vorstellung der Autorin über Engel bzw. Viertelengel nicht sehr zugesagt, aber die Handlungen und geheimnisvollen Visionen haben mir trotzdem zugesagt.

Alles in Allem bin ich mehr als nur enttäuscht von dem Buch und frage mich die ganze Zeit, ob ich etwas falsch gemacht habe oder etwas nicht beachtet habe, sodass ich jetzt so negativ über das Buch denke? Da ich eigentlich trotzdem wissen möchte, wie es weiter geht und ob sich Cynthia Hand in meinen Augen noch steigern kann, werde ich mir auch den 2. Teil vornehmen, in der Hoffnung das es eindeutig besser wird.