Rezension

Hauptsächlich verwirrend.

Niemalsland - Neil Gaiman

Niemalsland
von Neil Gaiman

Bewertet mit 1.5 Sternen

Der Autor erklärt, warum das Buch so ist, wie es ist. Wenigstens! Ich könnte mir vorstellen, er kann bessere Romane schreiben! Ich habe übrigens zwei volle Sterne gegeben; aber das System ließ sich nicht mehr korrigieren. Nun, was soll es. Das macht den Kohl auch nicht mehr fett.

"Niemalsland" war ursprünglich eine britische TV-Serie, aus deren Romanvorlage der damalige Regisseur alles Verwirrende herausgestrichen hat. Neil Gaiman nickte dies ab, erzählt er dem Leser im Vorwort. Doch er beschloss, eine Version zu schreiben, in der er jeden einzelnen Einfall beibehält. Ob das so eine gute Idee war?

Richard Meyhem ist mit der kalten Jessica verlobt. Er tanzt nach ihrer Pfeife, bis ihm die Lady Door aus der Unterwelt vor die Füße fällt. Warum die Lady Door allerdings plötzlich in der realen Welt sichtbar wurde, ist nur dem Drehbuch geschuldet, keiner vernünftigen Erklärung. Weil Richard der Lady Door hilft, riskiert er den Bruch mit Jessica und landet ebenfalls in Unterlondon. Um dorthin zu gelangen, reicht es aus, sich in einer dunklen Gasse dreimal entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen … !

In Unterlondon geht es zu …alles Denkbare ist möglich. Tumbe Toren verfolgen die Lady Door, die, wie der Name es sagt, Türen öffnen kann auf magische Weise, man trifft sich auf dem Schwimmenden Markt, der jeden Monat an einem anderen geheimen Ort stattfindet, aber irgendwie weiß immer irgendwer wo und durch flüsternde Mundpropaganda weiß es dann jeder. Immer sucht irgendwer irgendwas, ohne dieses Irgendwas kommt man nicht weiter auf der Suche nach einem anderen Irgendwas. Die Währung, mit der man bezahlt, sind Gefälligkeiten, die man sich gegenseitig tut. Es gibt Engel und Dämonen und Tote, die alsbald wieder auferstehen und man geht über Brücken ohne Wiederkehr und Atlantis spielt eine Rolle und die Bestie von London und Richard hat Gefährten, die ihn wirklich mögen, und irgendwann nach zahllosen, sehr verwirrenden Abenteuern kehrt er in seine Welt zurück. Doch wird es ihm dort noch gefallen, wo alles seinen geregelten Gang hat und man in der Unterwelt nie weiß, wer oder was an der nächsten Straßenkreuzung auftaucht und wo nichts ist, wie es scheint?

Nach relativ kurzer Zeit habe ich den Überblick verloren, ergötze mich aber hin und wieder an den skurrilen Phantasien des Autors.

Als TV-Produktion hat das Ganze bestimmt vorzüglich funktioniert mit all seinen überraschenden Einfällen und Kostümen. Als Roman ist „Niemalsland“ überladen und ziellos.

Fazit: Das Märchen der Londoner Unterwelt hat mich nicht so richtig fesseln können, da viel zu unübersichtlich, wobei jegliche Spannung flöten geht. Phantasie allein reicht im Roman nicht aus, Ariadne braucht einen roten Faden, der schnörkelloser zum Ziel führt.

Kategorie: Fantasy
Verlag: Bastei Lübbe, überarbeitete Version, 2016

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 15. November 2016 um 17:19

Deine Rezension ist jedenfalls sehr vergnüglich zu lesen! In der nächsten dunklen Gasse, durch die ich komme, werde ich darauf achten, mich nicht dreimal entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen!

wandagreen kommentierte am 15. November 2016 um 19:56

Das habe ich mir auch fest vorgenommen, schließlich will man keine unangenehmen Überraschungen erleben.

Steve Kaminski kommentierte am 16. November 2016 um 08:36

Ebent! SIcherheitshalber werde ich nur noch mit Hund in dunkle Gassen gehn - spätestens wenn ich mich zweimal gedreht habe, dürfte ich mich in der Leine verheddern.