Rezension

Heike Eva Schmidt versteht es, den Leser bestens zu unterhalten

Die gestohlene Zeit - Heike Eva Schmidt

Die gestohlene Zeit
von Heike Eva Schmidt

Bewertet mit 4.5 Sternen

Heike Eva Schmidt und Zeitreiseroman, das gehört für mich einfach zusammen. Auch wenn dieser Roman kein Zeitreiseroman im herkömmlichen Sinne ist, so konnte ich es kaum abwarten, dass ihr neuer Roman „Die gestohlene Zeit“ endlich erscheinen würde. Als ich es dann in den Händen hielt, fiel mir zunächst das tolle Cover auf. Ich gebe zu, als ich es im Onlineshop zum ersten Mal gesehen habe, war ich ein wenig enttäuscht. Jetzt muss ich aber sagen, dass es einfach toll aussieht und hervorragend zur Geschichte passt. Der Clou ist nämlich, dass die Schrift und die Uhr ganz wundervoll glänzen. Nun aber genug zum Cover, kommen wir zum Inhalt.

Die Grundidee beruht auf der Sage um den Rosengarten des Zwergenkönigs Laurin und wie die Kurzbeschreibung schon verrät, wird Emma zur Gefangenen eben dieses Königs. Sie trifft auf Jonathan und die beiden können fliehen – aber ... die Zeit vergeht langsamer im Zwergenreich und was Ihnen dort unten wie wenige Tage erschien, waren in Wirklichkeit 30 Jahre. Als wäre das nicht Problem genug, wurden sie während ihrer Flucht auch noch mit einem Fluch belegt, den es nun zu brechen gilt.

 

Na, hört sich das nicht nach einer tollen, märchenhaften Geschichte an? Ich verrate euch etwas – genau das ist es.

Heike Eva Schmidt erschuf in diesem Roman zwei Welten, bei denen man sich nicht groß anstrengen musste, um diese in seinem Kopf lebendig werden zu lassen. Wie von ihr nicht anders gewohnt beschreibt sie wunderschön bildlich und detailliert und lässt den Leser tief eintauchen in die Umgebung. Vor allem die Zwergenwelt, in der dieser Roman zwar nur recht kurz spielt, wie auch ihre Bewohner erschienen mir so echt, dass es mich selber schon fast ekelte.

Aber auch ihre Protagonisten können sich sehen lassen, denn auch hier merkt man, dass sehr viel Mühe in der Ausschmückung ihrer Charaktere steckt. Diese Mühe macht nicht nur Emma und Jonathan zu tollen Figuren, sondern gibt auch den Nebenfiguren viel Raum um sich zu entfalten.

Die Story ist temporeich und die Autorin lässt den Leser kaum Luft holen. So überschlagen sich die Ereignisse und von Langeweile kann keine Rede sein. Ich klebte förmlich an den Buchstaben und verfolgte gespannt, ob und wie die beiden Protagonisten den Fluch brechen würden.

Die Kombination aus Sage, Liebe und der Jagd nach dem Ring passt in meinen Augen wirklich toll zusammen und wurde von Heike Eva Schmidt bestens umgesetzt. Auch wenn einige Dinge vorhersehbar und wenig überraschend waren, so konnte mich die Autorin doch auf der anderen Seite mit geschickten Wendungen in die Irre führen.

Die Liebesgeschichte zwischen Emma und Jonathan stand zwar nicht zwingend im Vordergrund des Romans, doch für mich wurde ihr genau das richtige Maß an Bedeutung zugedacht. Was mich ein klein wenig gestört hat, war die Tatsache, dass sich die beiden Protagonisten so scheinbar mühelos an die „neue Zeit“ gewöhnen konnten. Hier hätte ich es ein wenig authentischer gefunden, wenn das „Erstaunen“ ein wenig größer ausgefallen wäre. Aber sei es drum – besser so als sich endlos lange mit Kleinigkeiten aufzuhalten und den Roman unnötig in die Länge zu ziehen.

 

Heike Eva Schmidt versteht es, den Leser bestens zu unterhalten. Ihre ausgefeilten Beschreibungen entführen in unbekannte Welten und lassen Fantasy und Realität ineinander verschwimmen. Die temporeiche Story macht es nahezu unmöglich, diesen Roman aus den Händen zu legen, ohne zu wissen, wie es enden wird. Erneut konnte mich ein Roman der Autorin fesseln und begeistern. Ich hatte einen tollen Roman erwartet und habe einen tollen Roman bekommen!