Rezension

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Heikle Thematik, aber gute Umsetzung

Gute Nacht, Zuckerpüppchen - Heidi Hassenmüller

Gute Nacht, Zuckerpüppchen
von Heidi Hassenmüller

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch "Gute Nacht, Zuckerpüppchen" von Heidi Hassenmüller wurde 1992 im Rowohlt Taschenbuch Verlag veröffentlicht und behandelt die Thematik von sexuell missbrauchten Jugendlichen.

Die Geschichte von Gaby, der Protagonistin, beginnt im Jahre 1947 in der sie unter ärmlichen Verhältnissen leben und sie ein alter Kriegskamerad, Anton, ihres verstorbenen Vaters besucht. Er macht der Familie viele Geschenke und man merkt, dass er den Kindern (Gaby hat noch einen Bruder) und auch der Mutter erleichtert. Durch den Schwarzmarkt kommt er an viele köstliche Lebensmittel und so integriert er sich schließlich in die gebrochene Familie. Gabys Mutter ist einsam gewesen und somit fühlt sie sich mit Anton wieder wie eine Familie, dass geht so weit, dass sie Gaby bittet, ihn doch 'Vati' zu nennen.
Die Situation in der Familie spitzt sich zu, denn Anton kann Gabys Bruder nicht leiden und nähert sich Gaby immer mehr. Dabei gibt er ihr das Gefühl, dass das was sie machen normal sei. Schließlich kommt es zum sexuellen Missbrauch, der sich über viele Jahre hinwegzieht. Anton betrachtet dies als das kleine Geheimnis zwischen ihm und Gaby und ihre Mutter erfährt so nichts davon. Doch Gaby wird älter und entdeckt ihr Interesse an einem Jungen, was ihr Anton jedoch verbietet.

Die Kernaussage des Buches soll es sein, dass man bei sexuellem Missbrauch nicht jahrelang Schweigen soll. Es geht um den Weg der Veränderung, sodass auch schließlich zum Ende des Buches dem Umfeld gegenüber rauskommt, dass ihr Stiefvater Anton sie jahrelang missbraucht hat. Auch vor häuslicher Gewalt hatte er nicht zurückgeschreckt.
Die letzten paar Seiten des Buches haben mir Tränen in die Augen getrieben. Man denkt sich, jetzt wo es raus ist, wird für Gaby alles besser. Doch es stellt sich heraus, dass Anton Ausreden für die Gewalt hat und es so darstellt, dass Gaby lügt.
Die letzte Szene spielt beim Arzt, der Gaby jahrelang behandelt hat, und eine Unterschrift von ihrer Mutter verlangt, damit Gaby von Zuhause ausziehen kann. Es ist so geschrieben, als wäre ihre Mutter das arme Opfer, sie glaubt ihrer Tochter nicht und verteidigt Anton, der so viel für sie getan hat. Doch Gabys Arzt steht auf ihrer Seite und schafft es, dass der Antrag auf Volljährigkeit unterschrieben wird, sodass Gaby endlich ein eigenes Leben beginnen kann und nicht mehr in Antons Nähe ist.

Das Buch hat mich zu Tränen gerührt, mich verzweifeln lassen und soviel Wut aufgebaut, dass ich es mehrmals weglegen musste um mich zu beruhigen. Es fließen so viele Gefühle in die Worte mit ein. Die Autorin hat ein Meisterwerk zu dem Thema sexuellen Missbrauch geschaffen. Das Buch ist eins der besten Bücher dazu, vielleicht auch, weil die Autorin selber sexuellen Missbrauch in ihrer Jugend erleben musste. Ihre Intention mit dem Buch ist, den Leser (der vielleicht auch in solch einer Lage steckt wie Gaby) wachzurütteln und zu zeigen, dass es gut ist, dass schweigen zu brechen.

Also, als abschließendes Fazit: Top Buch mit einer heiklen Thematik.