Rezension

Heißblütige Carmen trifft frisches Skandinavien

Mittsommerleuchten - Åsa Hellberg

Mittsommerleuchten
von Åsa Hellberg

Gloria steht mit ihren 53 Jahren in der Mitte ihres Lebens. Sie ist eine gefeierte Opernsängerin und hat so manches Abenteuer mit Männern erlebt. Als Höhepunkt ihrer Karriere soll sie in der neuen Inszenierung der Stockholmer Oper die Carmen singen und spielen. Was sie nicht ahnt ist, dass zwei ihrer ehemaligen, abgelegten Liebhaber die beiden männlichen Hauptrollen spielen sollen. Gloria wird schon sehr bald mit ihren Gefühlen konfrontiert und muss sich zwischen dem attraktiven Engländer Dominik und dem draufgängerischen Franzosen Sebastian entscheiden. Als sie sich fast sicher ist, wird sie auf einmal von einem Unbekannten bedroht... Ihre Schwester Agnes hingegen hat als erfolgreiche Pilotin fast alles, was man sich wünschen kann. Nur eben kein erfülltes Eheleben. So stehen sie und ihr Mann Stephan vor dem Ende ihrer fast 30-jährigen Beziehung. Agnes sehnt sich nach einem Neuanfang, aber weiß im Grunde nicht, was sie wirklich will. Bis Stephan eines Tages schwer erkrankt...

Ich bin persönlich bei skandinavischen Autoren dem Krimi-Genre eher verfallen, so dass dieser Roman von Asa Hellberg gleichzeitig der erste Roman der Autorin für mich ist. Ich muss sagen, das mir die Geschichte überraschend gut gefallen hat. Das Cover ist wirklich wunderbar gestaltet und ein echter Blickfank, bei dem man gleich das wohlig warme Gefühl von Sommer und Leichtigkeit bekommt. Nicht zuletzt hat mir die Geschichte gefallen aufgrund der beiden starken und selbstbewussten Frauen, die in der Mitte ihres Lebens stehen, sich selbst aber noch lang nicht als alt betrachten. Es ist auch die wunderbar erzählte Geschichte von zwei Frauen, die mit viel Gefühl, Herzschmerz, Drama und einer Spur Spannung daherkommt. Das ganze ist gewürzt mit einer Prise Stockholmer Atmosphäre, die man durchgängig beim Lesen spürt. Der Ausflug in die Welt der Stockholmer Oper ist spannend und aufschlussreich zugleich. Man spürt sehr gut, wie sich die Autorin in die Materie hineingearbeitet hat, um so dem Leser einen spannenden Einblick hinter die Kulissen von Glanz und Glamour zu geben. Der betont lockere Schreibstil und der häufige Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen von Gloria und Agnes tragen dazu bei, dass einem die Geschichte sehr kurzweilig vorkommt und man sich richtig schön von der Geschichte verzaubern lässt. Beide Charaktere wirken auf mich sehr glaubhaft, authentisch und gerade Gloria ist mit ihrem lockeren Lebenswandel mit einer gesunden Prise Humor ausgestattet. Man muss sie einfach mögen. Obwohl ich gewöhnlich diese Art von Literatur nicht lese, kann ich die zauberhafte Lektüre durchaus empfehlen... genau das Richtige für wunderbar laue Mittsommerabende.