Helden des Alltags - ergreifend und gefühlvoll dargestellt!
Carmine Menna - der Optiker von Lampedusa. Es gibt ihn wirklich!
12 Kapitel widmet Emma Jane Kirby einer zutiefst mitreißenden Geschichte.
Es handelt sich um eine Rettungsaktion, die es in der Realität gegeben hat. Der Optiker von Lampedusa wollte mit seiner Frau und sechs weiteren Freunden lediglich ein erholsames Wochenende auf dem Wasser verbringen. Unvermittelt geraten sie in eine Tragödie. Was sich zunächst nach dem Kreischen streitender Seemöwen anhörte, entpuppt sich als Überlebenskampf hunderter Flüchtlinge vor der italienischen Küste nahe Lampedusa.
47 Flüchtlinge werden von Menna und seinen Gefährten gerettet, andere sind bereits tot. Nur 47 - das ist es, was den Rettern seit diesem Tage nicht mehr aus dem Kopf geht. Hätte man nicht mehr retten können, hat man alles menschenmögliche getan?
Quälende Gedanken, die die Helden dieser Geschichte seit dem verfolgen.
Es ist keine Dokumentation, sondern die Geschichte einer Rettung, die von Emma Jane Kirby erzählt wird. Retter und Gerettete werden zu Personen, die man intensiv kennen lernt. Kirby erzählt über das aufopferungsvolle Tun ergreifend und doch sehr real. Man möchte als Leser am liebsten selbst mithelfen. Diese Geschichte geht unter die Haut!
Dabei wird kein Wert auf "Gefühlsduselei" gelegt, vielmehr gelingt der Versuch, den verzweifelten Kampf auf einmalig einfühlsame und bewegende Art darzustellen. Die straffe Haltung der Behörden und auch die landläufige Meinung einiger Bewohner der Insel zu den zahlreichen Flüchtlingen bilden den Kontrast zum Kern der Geschichte. Auch diese nicht-empathische Haltung ist Realität. Sie wird dargestellt, ohne zu verurteilen oder anzuklagen.
Die eindrucksvolle und berührende Art des Erzählens hat mich sehr beeindruckt - das Buch aus der Hand zu legen ist schwer gefallen.
Für mich ein grandioses Buch! Gäbe es einen zusätzlichen Stern für die Bewertung im Sinne einer Leseempfehlung: ich würde ihn hier auf jeden Fall nutzen!
Insofern sei auch den beiden Übersetzern ein großes Lob gezollt!
Dietmar Langusch