Rezension

Helikoptereltern - ein Phänomen der modernen Zeit?

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag! - Lena Greiner, Carola Padtberg-Kruse

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
von Lena Greiner Carola Padtberg-Kruse

Bewertet mit 5 Sternen

Die Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg haben ein sehr humoriges Buch zum Thema "Helikoptereltern" bzw. "Curling-Eltern" geschrieben.

Auf insgesamt 224 Buchseiten geht es um überängstliche und überbesorgte Eltern, die ab der Geburt bis zur Ausbildung und sogar darüber hinaus ständig um den eigenen Nachwuchs kreisen und sogar ihr eigenes Leben ausschließlich aufs Kindeswohl ausrichten. 

Während der Lektüre der Berichte und Schilderungen von Eltern, Erzieherinnen, Lehrern, Professoren und Ärzten ließ sich das ungläubige Kopfschütteln leider nicht vermeiden. Denn mehr als einmal wusste ich nicht so recht, ob ich über die beschriebenen Fälle lachen oder weinen sollte. Ich kann den Kinderpsychologen und Pädagogen nur zustimmen, die diese krankhaften Entwicklungen anprangern, da dabei mehr als unselbstständige Erwachsene herangezüchtet werden, die bei späteren Konflikten und Problemen hilflos bis überheblich agieren. Wenn einem alles von klein auf abgenommen wird und man nichts mehr selbst leisten muss, dann erachtete ich dies als brandgefährlich. 

Sicher ist es amüsant, zu lesen, wie Väter sich bei Lehrern beschweren, dass das eigene Kind schlechte Noten bekommt oder um Verlegung eines Tests wegen eines Kindergeburtstags gebeten wird (s. Titel). Doch das ist nicht neu. Vielmehr hat die Tendenz zugenommen, den Nachwuchs, ungeachtet von dessen Interessen und Intelligenz, ab dem Kindesalter auf Highperformer zu trimmen. Dazu sind den "Helikoptereltern" alle Mittel recht. So werden zum einen Erzieherinnen dazu gedrängt, dem 3-jährigen Kind doch lieber Chinesisch beizubringen als es an der frischen Luft herumtollen zu lassen. Zum anderen schrecken Eltern heutzutage nicht davor zurück, sich über die Klausurnote bzw. über die Prüfungsleistung des Sohnemanns oder der Tochter beim Universitätsprofessor zu beschweren. Mehr noch, sie besuchen anstelle des Kindes Vorlesungen oder schreiben gar Hausarbeiten für den verwöhnten und ach so "gestressten" Nachwuchs. Einfach nur unglaublich oder? Wenn dann auch noch eine Mutter ihre Tochter beim Ausbildungsbetrieb entschuldigt, da diese wegen der berufsbedingten Abwesenheit der Mutter den Wecker nicht gehört habe, dann ist das m. E. mehr als peinlich. Auch vor SMS- bzw. WhatsApp-Nachrichten an den Lehrer wegen des vergessenen Schulbrots des Sohnes schrecken Eltern nicht zurück. Diese und noch viele andere Anekdoten aus dem echten Leben machen dieses Buch so lesenswert. Obgleich man herzhaft über Greiners und Padtbergs Geschichten lachen muss, so stimmt die Tatsache, dass es sich dabei um 100% authentische Begebenheiten handelt und nicht um überspitzte Comedybeiträge, ausgesprochen nachdenklich; gerade auch in Hinblick auf die eigene, recht autonome Kindheit, Schulzeit etc.

FAZIT
Eine zeitgemäße und zugleich unterhaltsame Anekdotensammlung, die erzieherische Fehlentwicklungen vielseitig betrachtet

Kommentare

Tzärah kommentierte am 14. Oktober 2017 um 11:09

Danke für deine Rezension!

Es hört sich wirklich sehr spannend und lustig an. Habe ich mir mal notiert :)