Rezension

Herausragend gute Fantasy

Das Lied des Blutes - Anthony Ryan

Das Lied des Blutes
von Anthony Ryan

Bewertet mit 5 Sternen

Herausragend gute Fantasy

Eigentlich wusste ich es schon bei der tolle Leseprobe, das ich hier auf etwas ganz Feines aus dem Fantasybereich gestoßen bin – Dank vorablesen versteht sich. Als ich dann aus dem Lostopf gefischt wurde, war ich richtig hibbelig, das Buch endlich vollständig lesen zu dürfen. Und was soll ich sagen, ich wurde wirklich nicht enttäuscht.

Die Geschichte ist eigentlich gar nicht besonders vertrackt und auch nichts von dem ich sagen würde, der Stein der Weisen wurde neu erfunden. Es geht um Vaelin Al Sorna, einen Krieger, den das ganze Land nur den Hoffnungstöter schimpft, da er den zukünftigen König getötet hat. Er soll dafür bestraft werden und wenn möglich in einem Schaukampf seinen Kopf verlieren. In einem langen Gespräch erzählt er dem Schriftührer des Königs Verniers, wie es zu all dem kam. Und er holt ziemlich weit aus indem er bei seiner Kindheit und dem Eintritt in den Kriegerorden erzählt. Dort lernt er nicht nur die verschiedensten Kampftechniken und geht durch eine harte und unerbittliche Schule, sondern er findet auch Freunde, erweist sich als der, der es versteht zu führen und dabei doch gerecht und loyal zu bleiben. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass in ihm etwas Herausragendes schlummert; eine Kraft und Stärke, die andere beeindruckt und die er selbst nicht ganz zu erklären weiß. Sein Weg ist oft steinig und obwohl er den geraden ehrlichen Pfad versucht zu gehen, zwingen ihn Verpflichtungen und persönliche Beziehungen manchmal zu Umwegen und zu Eingeständnissen, die er persönlich nicht so eingegangen wäre.

Natürlich ist Vaelin kein grausamer Mörder, den es zu verurteilen gilt, sondern er ist ein kluger und gerechter Anführer, dem König durch einen Schwur treu ergeben und all seine Handlungen haben gute Gründe oder wurden ihm sogar befohlen. Dies erkennt nicht nur der Leser – der es ja von Anfang an schon geahnt hat – sondern auch der Schreiber wird eines besseren belehrt.

In einem herausragend guten Erzählstil, in geschliffenen Worten und mit einer großen Paletten farbenprächtiger, facettenreicher Charactere versteht es der Autor den Leser zu fesseln und ihm die Geschichte so eindringlich und nah dran zu schildern, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann. Ich mag keine Vergleiche mit anderen Autoren. Aber wer Spaß an epischer, kluger Fantasy hat, die auch ohne Fabelwesen bestens auskommt und die neben unterhaltsamen intelligenten Dialogen auch einen Hauch Wahrhaftigkeit enthält, der ist hier genau richtig. Ich lechze nach dem zweiten Band, den es wohl auf Englisch sogar schon gibt.