Rezension

Hercule Poirot – sein interessantester Fall!

Mord im Orientexpress, 1 MP3-CD - Agatha Christie

Mord im Orientexpress, 1 MP3-CD
von Agatha Christie

Das Agatha Christie die Queen of Crime für mich ist und ich besonders in ihren Protagonisten Hercule Poirot vernarrt bin ist wohl kein großes Geheimnis. Viele Geschichten kenne ich bereits oder lese diese nach Jahren nochmals – warum ich den berühmtesten Fall von dem kleinen Detektiven bislang nicht kannte, ist mir selbst ein Rätsel. Aber dies ist ja nun nachgeholt und zeitgleich eine kleine Premiere, da es mein erstes Hörbuch von der Autorin ist.

Und wer meine Rezensionen kennt weiß ebenso, dass diese besonders bei Hörbüchern & -spielen leider kürzer ausfallen.
Natürlich gibt es auch knackige kurze Rezensionen von mir zu Printbüchern und E-Books, aber oft fallen bei mir Zitate bezüglich Audiobesprechungen weg. Ich bin da einfach fauler als Kerstin mit Pause, zurück spulen und notieren …

Aber nun schweife ich ab, zurück zum Krimi!
Bei Agatha Christie kann ich mich immer wieder nur wiederholen: sie schafft(e) es, einen Krimi spannend zu schreiben, ohne die Elemente der blutigen Gewalt, Actionszenen oder ähnliches mit einzuarbeiten. Ein Spannungsbogen – die große Frage nach dem wer/wie/warum ist immer gegenwärtig, aber einzig mit dem Augenmerk auf den Fall an sich. Minimalistisch werden private Situationen oder Beziehungen des Detektiven geschildert, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren. Es geht vom Zeitpunkt der Tat bzw. dem Finden der Leiche bis hin zur Tatschilderung nur um dessen Aufklärung.

Auch in dieser Geschichte bin ich bis zum Schluss nicht auf den Täter gekommen! Der Beweggrund der Tat wird nach der Vorstellung der einzelnen Protagonisten schnell klar. Der Tote ist nicht der, der er vorgibt zu sein und so kommt zu der aktuellen Ermittlung ein weiterer Mord hinzu.

Der Orientexpress muss aufgrund des Unwetters einen Zwangstop einlegen und so werden  die Fahrgäste einzeln im Speisewagen befragt. Das Wort „verhört“ benutze ich gezielt nicht, denn Hercule Poirot kommt durch geschickte Fragestellungen an seine für ihn relevanten Antworten, welche dem Leser (Zuhörer) selbst erst bei dessen Schilderung ins Auge fallen.
Im späteren Verlauf bespricht Poirot seine Notizen mit seinen ‚Kollegen‘, wie bspw. das mögliche Motiv, Alibi, belastende Umstände oder eigenen Anmerkungen zu den einzelnen Befragten. Doch dies hilft kaum, um selbst auf den Täter zu kommen. Poirot vergleicht die verschiedenen Aussagen, doch die Indizien sind so gut in der Geschichte versteckt, sodass ich wirklich bis zur Aufklärung warten „musste“, um zu erfahren wer den Mord begangen hat.

Nicht nur mit der Aufklärung überrascht die Autorin, auch der Ausgang der Geschichte ist absolut anders als gewohnt, aber definitiv überzeugend!

Über 7 Std. reines Hörvergnügen, denn die Autorin versteht bzw. verstand sich hervorragend darin, einen Kriminalfall zu skizzieren, welcher ohne Überholspur einen Spannungsbogen erzeugt.
Die Wahl des Sprechers ist mehr als gelungen, die Stimme von Stefan Wilkening ist perfekt!
Es ist für die LeserInnen meiner kleinen Buchmeinungen nicht unbekannt, ich bin ein wenig verliebt in den kleinen kauzigen Detektiven! Da ich schon mehrere Bücher um Hercule Poirot kenne, ist das Lesen – oder in diesem Falle das Hören – ein wenig wie nach Hause kommen. Ein liebgewonnener Protagonist und eine einladende Atmosphäre lassen mich jedes Mal in die Geschichte eintauchen. Auch wenn der Sprecher nicht den Akzent der kleinen Detektiven hervorhebt, so ist seine Stimme genau die, die man sich für ein Hörbuch des Protagonisten wünscht. Da Poirot auch nur einen kleinen Akzent hat stört es absolut nicht, das dieser nicht betont wird. Der Sprecher zeigt jedoch an der schwedischen Protagonisten wie gut er Akzente beherrscht und überzeugend einarbeiten kann.
Durchweg ein wunderbares Hörerlebnis mit einer mehr als passenden Stimme!

Dieser Kriminalfall wurde bereits 1974 verfilmt und soll im November 2017 als Neuverfilmung erscheinen.