Rezension

Herrschen oder beherrscht werden...

Die schwarze Zauberin
von Laurie Forest

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung

Die 17-jährige Gardenierin Elloren ist die Enkelin der schwarzen Zauberin, der letzten großen Hexe ihres Volkes. Obwohl sie ihr sehr ähnlich sieht, spürt sie keine magischen Kräfte in sich. Ein Traum wird wahr, als sie dennoch auf die berühmte magische Universität gehen und das Handwerk der Apothekerin erlernen darf. Doch dort lernen auch Elben, gestaltwandelnde Lykaner und geflügelte Icarale – die Erzfeinde der Gardenier. Und als das Böse aufzieht, bleibt Elloren keine andere Wahl, als ausgerechnet denjenigen zu vertrauen, die sie für die schlimmsten Verräter gehalten hat.

Meinung

"Die schwarze Zauberin" ist eine Geschichte aus der Feder von Laurie Forest. Das Buch ist am 5. März 2018 erschienen, umfasst 560 Seiten und ist als gebundene Ausgabe oder als ebook erhältlich. Es handelt sich hierbei um den Debütroman der amerikanischen Autorin. Ich liebe High Fantasy Erzählungen. Sie spielen in einer eigenständigen Welt, deren kulturelle und soziale Darstellung oft dem europäischen Mittelalter gleicht. Ich mag die eigens erdachte Flora, Fauna, Geschichte und Religion, in der es eigene Sagen und Legenden gibt sowie fremdartige Wesen, Völker und Monster. Laurie Forest erzählt hier vom Planteten Aerda, der vom Urvater erschaffen wurde und von einer Vielzahl unterschiedlicher Geschöpfe bewohnt wird. Hierzu gehört auch das Volk der Magi von Gardnerien. Die junge Elloren ist eine von ihnen. Bei ihrem Onkel auf dem Land führt sie ein ruhiges Leben, bis ihre Tante aus der Stadt kommt und sie unbedingt verwunden sehen will. Elloren möchte sich nicht jetzt schon auf magische Weise lebenslang an einen jungen Mann binden lassen und ihr Onkel bietet ihr einen Ausweg: Elloren darf zur Universität und das Apothekerhandwerk erlernen. Damit geht ein großer Wunsch für sie in Erfüllung. Elloren ist unbedarft was die große weite Welt angeht und sie wird keinesfalls so herzlich aufgenommen wie sie erwartet hat. Sie ist ihrer Großmutter, der letzten schwarzen Hexe, wie aus dem Gesicht geschnitten und auch wenn ihr keine mächtige Magie innewohnt, hat sie für viele das Gesicht des Feindes.

Die 17 Jahre alte Elloren Gardner lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel auf dem Land. Sie mag das einfache Leben, kümmert sich um die Tiere, bewirtschaftet die Gemüse und Kräuterbeete, stellt einfache Arzneien her und unterstützt ihren Onkel beim Geigenbau. Ihr Traum ist es wie ihre Brüder an der Universität von Verpax zu lernen. Elloren sieht aus wie alle reinblütigen Gardenier. Sie hat schwarze Haare, waldgrüne Augen und leicht schimmernde Haut. Zudem ist sie das Abbild ihrer Großmutter, der letzten im Krieg verstorbenen schwarzen Hexe. Erst ist sie stolz darauf, doch sie musserkennen, dass damit auch Nachteile verbunden sind. Elloren ist behütet aufgewachsen, jung, gutgläubig, liebenswert und muss noch viel lernen. Neben den Magi von Gardnerien gibt es viele andere Völker ... die Icaral Dämonen mit glühenden Augen und schwarz gefiederten Flügeln, gestaltwandelnde Lykaner die halb Wolf und halb Mensch sind, die mysteriösen Zauberinnen von Vu Trin, die berittenen Amazakaran Kämpferinnen aus den Bergen, die Phocas die ähnlich wie Selkies ihr Balg abnehmen und an Land gehen können ... um nur ein paar zu nennen. Für Elloren sind dies Gestalten aus den Geschichten und Liedern ihrer Kindheit. `Mitten im Nirgendwo´ wo sie lebt hat sie keines dieser Geschöpfe je zu Gesicht bekommen. Gemeinsam mit Elloren habe ich mit Freude die ihr fremde Welt und die dort lebenden Völker erkundet. So findet der Fantasy - Leser ihm Bekanntes wie auch neue Ideen. Auf die Entstehung der derzeitigen politischen Situation und die Geschichte der letzten Generationen wird ausführlich genug eingegangen um sich ein ausreichend umfassendes Bild zu machen.

Ohne Probleme bin ich in der Geschichte gelandet. Laurie Forest führt den Leser gelungen in die Welt und das Leben von Elloren ein. Seite an Seite mit ihr verlässt der Bücherliebhaber das ländliche Leben und taucht in eine Welt voller Luxus und Prunk ein. Dabei fängt die Autorin gut die Naivität und das Geblendetsein der jungen Protagonistin ein. Plötzlich wird Elloren respektvoll angesehen und von vielen auf ein Podest gestellt. Doch Elloren ist nicht dumm. In kleinen Schritten blickt sie hinter den Wohlstand der Magi von Gardnerien, hinter Intigen, Machtgier und ein großes Lügenkonstrukt. Die richtig kalte Dusche kommt mit Ankunft an der Universität. Geschickt hat die Autorin Ellorens Erkundungen, Gedankengänge und Veränderungen dargestellt. Eine Entwicklung die langsam vor sich geht und somit nicht künstlich wirkt. Richtungsweisend sind Themen wie Ausgrenzung, Diskriminierung bis hin zum Völkermord. Brisante Themen die allzeit aktuell sind ... in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Herrschen oder beherrscht werden. Minderwertiges Leben ohne Lebensrecht. Rassismus und Vorurteile. Verbot der Mischung der Völker und gleichgeschlechtlicher Liebe. Dies alles wurde hier in diesem fantastischen Abenteuer verpackt ( jugendlich mit Schul und Internatsflair, zwischenmenschlichen Beziehungen, herantasten an die Liebe ) aber für mich trotzdem mit Ernsthaftigkeit und Nachdruck. Intrigen, Spannung, Humor, Magie, Vorurteile, Machtgier, Egoismus, Geheimnisse, Freundschaft und Liebe. Ich möchte auf jeden Fall wissen wie es nach "Die schwarze Zauberin" weitergeht, wobei ich den Titel irritierend finde, da im Buch immer nur von der schwarzen Hexe die Rede ist.

Erzählt wird von Elloren in der Ich Perspektive. Mit dem Schreibstil der Autorin kam ich sehr gut zurecht. Sacht, anschaulich, einnehmend und ansprechend führt sie durch die Zeilen. Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Jeder Part startet mit einem Prolog. Im ersten darf der Leser eine Begebenheit erleben, als Elloren drei Jahre alt war. Im Zweiten und dritten verfolgt er die Sicht anderer Protagonisten. Die Sprache fand ich zur Erzählung passend und das Tempo angenehm.

Fazit: "Die schwarze Zauberin" ist der Debütroman von Laurie Forest. Ganz anders als erwartet und doch mitreißend und spannend. Ich habe Elloren gerne auf ihren ersten selbständigen Schritten begleitet. Eine ansprechende Geschichte. Beachtenswerte Charaktere. Ein flüssiger Schreibstil. Konfliktgeladene Thematik. Von mir gibt es ***** Sterne.

Zitat

"Wenn ich ein Stück Holz in der Hand halte und die Augen schließe, kann ich oft den Baum erspüren, von dem es stammt, und zwar erstaunlich detailliert. Ich sehe den Geburtsort des Baumes, rieche den satten, lehmigen Grund unter seinen Wurzeln, spüre die Sonnenstrahlen, die seine ausgebreiteten Blätter kitzeln. Natürlich habe ich gelernt, diese albernen Vorstellungen für mich zu behalten. Eine seltsame Naturfixierung wie diese riecht nach Fae Blut, und Onkel Edwin hat mich gewarnt, niemals davon zu sprechen. Wir Gardnerier sind ein reinblütiges Volk, unbesudelt von den Heiden um uns herum. Und meine Familie hat das stärkste, reinste Magierblut von allen."
(Pos. 89)

Reihe

Band 1: Die schwarze Zauberin
Band 2: