Rezension

hervorragender Roman über das heutige Indien

Der goldene Sohn - Shilpi Somaya Gowda

Der goldene Sohn
von Shilpi Somaya Gowda

Bewertet mit 5 Sternen

Shilpi Somaya Gowda ist eine indisch-stämmige Amerikanerin, die auch in ihrem zweiten Roman versucht, ihr Herkunftsland und ihr Heimatland durch das Lebensband eines Menschen zu verknüpfen. Diesmal ist es ein junger Mann, Anil, der zum Studieren nach Amerika geht. Ausgerechnet ins bärbeißige, konservative Texas. Zurück lässt er neben seiner Familie auch seine Jugendfreundin Leena. Während Anil das freie und moderne Leben des Westens kennen und schätzen lernt, fügt Leena sich den Konventionen und Regeln eines rückständigen ländlichen Indiens, in dem die Frauen wenig selbstbestimmt leben und entscheiden dürfen. Wie die meisten indischen Mädchen wird ihr ein Mann ausgesucht und sie zieht nach der Hochzeit in dessen Familie.

Ich liebe Bücher über Indien. Dieses Land und seine Menschen und auch der Glaube und der Aberglaube dort faszinieren mich. Ich lese ziemlich viele Bücher über diesen Teil der Welt und schau mir alle Filme darüber an. Deshalb habe ich schon ein klein bisschen Ahnung. Die Aussagen, die in diesem Buch getroffen werden, die Beschreibungen der Kultur, der Rituale und des Alltags sind nicht neu aber eindringlich erzählt und lassen ein lebhaftes und glaubwürdiges Bild der heutigen indischen Gesellschaft entstehen. Die Dramaturgie verlangt es wohl, dass gerade Leenas Leben schwierig und für das Weltbild einer westlichen Frau schier unvorstellbar ist. Die Rückständigkeit bestürzt beim Lesen und man hofft ziemlich bald, dass ihr die Zukunft und Anil noch etwas anderes bringen könnten als dass, was der Vater und der Ehemann sich für sie gedacht haben.

Die Autorin schafft es trotz allem, dass das Buch keine kitschige Liebesgeschichte ist und auch dramatische Geschehnisse nicht übertrieben wirken sondern die Spannung beim Lesen nur noch erhöhen. Die Hauptdarsteller hatte ich schnell ins Herz geschlossen. Ich fand schön, dass Gowda auch die Nebendarsteller mit einem facettenreichen Wesen ausgestattet hat und deren Handlungen nicht einfach gut oder böse waren, sondern nachvollziehbar und menschlich.

Von mir eine Leseempfehlung und die Bestätigung, dass auch der zweite Roman von S.S. Gowada gelungen ist.