Rezension

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Herzschmerzalarm

The Other Half of Happiness - Ayisha Malik

The Other Half of Happiness
von Ayisha Malik

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt
Sofia Khan ist zurück!
Eigentlich müsste die frisch Verheiratete wie auf Wolken schweben, doch nach nur neun Monaten hängt bei Sofia und Conall der Haussegen schief. Während ihr Ehemann in den Straßen von Karatschi unterwegs ist, sitzt sie zu Hause ... und tut nichts. Möglicherweise hätte sie mit ihrer neuen Lebenssituation weniger Probleme, wenn Conall nicht so distanziert wäre - und wenn seine Kollegin Hamida nicht so unverschämt attraktiv wäre. Als Sofia das Angebot erhält, einen zweiten Roman zu schreiben, nutzt sie ihre Chance um ihr eintöniges Leben in Pakistan gegen das vertraute Chaos von London einzutauschen. Schließlich wächst die Liebe mit der Distanz. In ihrem Fall macht sie die Sache aber nur noch schlimmer, vor allem als sich Conall weigert, zu seiner eigenen (stark verzögerten) Hochzeitsfeier zu kommen. Ausgerechnet diesen Moment wählt Conall, um Sofia sein größtes, dunkelstes Geheimnis anzuvertrauen. Und auf einmal ist sich Sofia nicht mehr so sicher, ob sie den Mann, den sie geheiratet hat und den sie liebt, überhaupt jemals gekannt hat.

Meinung
"Ausgerechnet du und ich" war letztes Jahr für mich DAS Lesehighlight schlechthin. Ich habe den Roman von der ersten bis zur letzten Seite geliebt, weil er alles hatte, was ich an einer Geschichte zu schätzen weiß: Humor, Charme, Romantik, eine Protagonistin mit dem gewissen Etwas und ein flüssig zu lesender Narrationsstil. Für mich war klar, dass ich den Folgeband unbedingt haben MUSSTE (daher auch die englische Ausgabe). Nachdem ich es nun gelesen habe, wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Nicht etwa, weil es schriftstellerisch eine Bruchlandung war - ganz im Gegenteil -, sondern vielmehr, weil mich die Ereignisse so mitgenommen haben. 

Auf dem Einband wird die Fortsetzung von Sofia Khans Geschichte als unglaublich witzig und unterhaltsam gepriesen. Dem muss ich persönlich widersprechen. The Other Half of Happiness hatte zwar durchaus ein paar witzige Momente, aber die meiste Zeit über war ich eher den Tränen nahe oder wollte laut aufschreien. Sofia und Conall waren ja noch nie wirklich für ein harmonisches, unproblematisches Beisammensein bekannt, aber sie hatten durchaus ihre Sternstunden. Liebevolle Gesten und Worte gab es auch in diesem Band, ihr prozentualer Anteil am Gesamtumfang ist jedoch verschwindend gering. Sie haben sich nicht direkt gestritten, aber im Einklang waren sie auch nicht. Ihr Verhalten hat mich in den Wahnsinn getrieben und maßlos frustriert. Das waren einfach nicht die beiden Personen, die ich in "Ausgerechnet du und ich" kennen und lieben gelernt habe. Dass Sofia allein nach London geflogen ist, um sich um ihr neues Buch zu kümmern, konnte ich noch verstehen. Schließlich hat sie auch eine Karriere und man kann schlecht von ihr erwarten, dass sie die ganze Zeit bloß Däumchen dreht und auf Conall wartet. Dass sie dann aber ernsthaft in Erwägung gezogen hat, ihre Hochzeitsfeier ohne Conall auszurichten, nur weil sie ihrer Mutter nicht klar machen kann, dass weder sie noch ihr Mann Wert darauf legen, war mir vollkommen unbegreiflich. Mag sein, dass es bei indischen Hochzeitsfeiern mehr um die Zusammenkunft der Familie und Freunde geht, aber ... ernsthaft?! Welchen Sinn soll das haben? Ab da ging es eigentlich nur noch bergab (die Ursache allen Übels war übrigens nicht annähernd das, was man vielleicht vermutet hätte - was eigentlich ein Pluspunkt ist). Phasenweise schienen sie kompromissbereit zu sein und es sah so aus, als würden sie sich zusammenraufen - bis die nächste Regenwolke heranzog. Für mich als Leser war es eine nervliche Zerreißprobe, aber selbst in ihren kritischsten Momenten habe ich nie daran gezweifelt, dass am Ende zusammenkommt, was zusammen gehört.
Trotz meiner permanenten Sorge habe ich jede Zeile genossen und war vollkommen in die Geschichte vertieft. Warum? Weil ich Sofias Schmerz gefühlt habe, ich in den wenigen Momenten des Glücks mich mit ihr gefreut habe, weil ihre Freundinnen Suj, Foz und Hannah einfach großartig waren und weil mich Maliks Worte zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht haben - das beweisen nicht zuletzt die unzähligen Markierungen, die ich im Buch angebracht habe. Bis hier hin sprechen alle Argumente für das Buch. Denn auch, wenn ich mir an manchen Stellen die Haare gerauft habe, war ich doch wenigstens emotional von der Geschichte betroffen - genau das tut ein guter Roman.
Letztlich ist es ein Aspekt, der für mich den Unterschied zwischen 5 und 4 Sternen gemacht hat. Der Haken war folgender: *** Vorsicht Spoiler *** Obwohl ich es durchaus als wichtig erachte, dass es Love Storys ohne ein "Sie leben glücklich bis an ihr Lebensende" gibt, war der Schluss für mich ein herber Schlag in die Magengrube. Mag sein, dass Liebe manchmal nicht ausreicht, dass es manchmal einfach widere Lebensumstände, der falsche Zeitpunkt oder was auch immer sind, warum es nicht klappt, und man den Abschluss daher als realistischer und glaubwürdiger betrachten kann. Aber er war einfach nicht das, was ich für Sofia und Conall wollte. Ich habe mich beim Zuklappen des Buches ein bisschen betrogen gefühlt, als hätte man mir etwas Wichtiges weggenommen. Es scheint einfach unfair zu sein, dass zwei Menschen, die sich offensichtlich innig lieben, kein Happy End vergönnt ist. *** Spoiler Ende ***

Fazit
Die Fortsetzung von Sofias und Conalls Liebesgeschichte war bei Weitem nicht so heiter wie der erste Teil, aber Maliks Humor blitzt regelmäßig auf und die Handlung hat mich emotional berührt. Es gibt für mich aber ein großes Kontra, über das ich einfach nicht hinwegsehen kann (Details siehe oben, da Spoiler). Darum ziehe ich "Ausgerechnet du und ich" seinem Nachfolger vor.

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