Rezension

Herzschmerzfreunde in Paris

Paris, du und ich - Adriana Popescu

Paris, du und ich
von Adriana Popescu

Endlich Herbstferien, endlich kann Emma nach Paris reisen um ihren Freund Alain wieder zu treffen. Die beiden haben sich während eines Schüleraustausches in Stuttgart kennengelernt und waren vier Wochen lang ein Paar. Nun will sie Alain mit ihrem Besuch überraschen, was allerdings gründlich in die Hose geht, denn statt ihrer großen Liebe öffnet ihr die bildhübsche Cloé die Tür, die ihrerseits aus allen Wolken fällt und zur Furie wird. Nach dieser Demütigung vergeht Emma die Lust auf Paris, sie verkriecht sich tagelang von Liebeskummer geplagt in einem Hostel und lässt ich solange gehen, bis eine der Angestellten ihrer Unterkunft das Elend nicht mehr mit ansehen kann und Emma aus ihrer Leidens-Höhle hinaus nötigt.

Sie landet in einem Café und trifft dort auf Vincent, der kurz vor seiner Paris-Reise ebenfalls von seiner Freundin verlassen wurde alleine unterwegs ist. Die zwei schließen sich zusammen und werden zu Herzschmerz-Freunden, die gemeinsam die Zeit verbringen und die bezaubernde Stadt erobern. Emma und Vincent verstehen sich auf Anhieb sehr gut, erzählen sich ihre Geschichten und haben zusammen viel Spaß, wobei sie romantische Gefühle bewusst nicht zulassen wollen, da sie noch unter dem leiden, was ihnen erst vor kurzem passiert ist. Aber natürlich fängt es schon bald an zu prickeln zwischen den Beiden und als Leserin merkt spürt man ganz schnell die aufblühenden Gefühle. Doch so gut sich die Zwei auch verstehen, Vincent macht schnell dicht, sobald die Sprache auf seine Eltern, besonders auf seinen Vater kommt.

Meine Meinung: Ich finde das Cover von Paris, du & ich wahnsinnig hübsch. Es hat etwas nostalgisches und das rothaarige Mädchen kommt meiner Vorstellung von Emma sehr nah. Oder liegt es daran, dass ich das Bild bereits vor dem Lesen gesehen habe? Es spielt überhaupt keine Rolle und die Geschichte lässt genug Raum dafür, die Fantasie spielen zu lassen. So hatte ich beispielsweise Vincent ebenfalls recht deutlich vor Augen, allerdings hab mir dabei sehr oft seine besockten Füße vorgestellt und hatte die wildesten Muster vor Augen. Wahnsinn, in welche Richtung die Gedanken abgleiten können. ;o)

Dieses Buch besitzt eine wunderbare Leichtigkeit und hat mich auch mit seinem bezaubernden Charme nach Paris entführt. Es ist 22 Jahre her, dass ich die Stadt mit eigenen Augen gesehen habe und doch war sie auf einmal mit all ihrem Trubel, den Gerüchen und einer Geräuschkulisse aus der klangvollen französischen Sprache recht lebendig in meinem Kopfkino. Mitten in dieser tollen Kulisse habe ich Emma und Vincent kennen gelernt, zwei junge Menschen, die mir von Anfang an sehr ans Herz gewachsen sind. Es war sehr unterhaltsam ihr Kennenlernen und ihre Unternehmungen zu beobachten und das Knistern zwischen den Beiden zu spüren. Als Leserin hätte ich die zwei gerne ein bisschen angestubst, aber andererseits brauchen sie einfach die Zeit, um ihren Herzschmerz zu verarbeiten.

Und dann ist da noch Jean-Luc, ein älterer Herr, bei dem Vincent für seine Zeit in Paris Unterschlupf gefunden hat. Ihn muss man einfach mögen und auch, wenn seine Geschichte nicht im Mittelpunkt steht, spielt er damit ebenfalls eine wichtige Rolle für die beiden jungen Menschen und bleibt genau wie Emma und Vincent noch lange in guter Erinnerung.

Auch hier möchte ich anmerken, dass ich der eigentlichen Zielgruppe dieses Jugendbuches lange entwachsen bin, aber es hat mir sehr gut gefallen und mich wunderbar zurückversetzt in meine eigenen Jugend. Beim Lesen wusste ich wieder ganz deutlich, wie sich Liebeskummer, aber auch Verliebtsein und Unbeschwertheit anfühlt. Damit hat Adriana Popescu es nach Ein Sommer und vier Tage ein zweites Mal geschafft mich gut zu unterhalten, zu lachen und zu weinen. Sie schreibt einfach sehr lebendig, leicht und emotional.

Ich lege Euch dieses Buch an's Herz, wenn Ihr Lust auf ein tolles Jugendbuch und einen Ausflug ins wunderschöne Paris habt. Ihr werdet Emma und Vincent ganz bestimmt mögen.