Rezension

Hier geht es um so viel mehr als nur um eine Liebesgeschichte

Eine Handvoll Lila - Ashley Herring Blake

Eine Handvoll Lila
von Ashley Herring Blake

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext

„Lila lackierte Fingernägel sind das Markenzeichen von Grace und ihrer Mutter Maggie. Dabei könnten sie sonst nicht unterschiedlicher sein: die ehrgeizige Grace will nach der Schule Musik studieren, denn sie ist eine begabte Pianistin. Ihre Mutter dagegen ist das personifizierte Chaos und stolpert von einer schlechten Entscheidung in die nächste, ohne zu verstehen, was sie ihrer Tochter damit antut. Erst als Eva in ihr Leben tritt, glaubt Grace, sich mit ihrer Hilfe endlich aus den Fängen ihrer Mutter und der engen Kleinstadt befreien zu können. Doch als Maggie immer mehr an Bodenhaftung verliert, steht auch die Zukunft der beiden Mädchen auf dem Spiel. Jetzt ist es an Grace, sich und Eva zu retten, und endlich zu lernen, wie man liebt und wie man loslässt.“

 

Gestaltung

Passend zum Titel „Eine Handvoll Lila“ ist auch das Cover voller verschiedener Lilatöne. Das passt natürlich wie die Faust aufs Auge. Auch die Gestaltung mit den verschiedenen Noten und Notenschlüsseln und der Klaviertastertur, die das Cover zugleich auch in eine helle und eine dunkle Hälfte unterteilt, passt hervorragend, denn die Protagonistin ist Pianistin. Ich finde es auch sehr schön, dass der Titel vor dem dunkleren Teil des Covers mit hellen Lilatönen angeordnet wurde, da er so hervorsticht. Ein rundum gelungenes, stimmiges und zum Buch passendes Cover!

 

Meine Meinung

Nach „Liebe ist wie Drachensteigen“ ist nun mit „Eine Handvoll Lila“ das neue Buch von Ashley Herring Blake auf Deutsch erschienen. Da ich bereits „Liebe ist wie Drachensteigen“ von der Autorin gelesen habe und ihren Schreibstil gerne mochte, war ich gespannt auf ihr neustes Werk. Der Klappentext weckte in mir den Verdacht, dass es sich bei diesem Buch um eine Liebesgeschichte zwischen zwei Mädchen handeln würde, doch beim Lesen stellte ich fest, dass noch so viel mehr in diesem Buch steckt!

 

Natürlich geht es auch um die Liebe zwischen Grace und Eva. Diese entwickelt sich allerdings erst ganz zart im Verlauf der Handlung. Eva ist die Freundin von Grace‘ bestem Freund Luca. Grace hatte bisher auch nur Freunde, war sich aber ihrer Hingezogenheit zum weiblichen Geschlecht bewusst, wodurch es in diesem Buch auch nicht um die Thematik des Coming Outs geht, was ich sehr angenehm fand. Diese beiden Mädchen verlieben sich nach und nach ineinander und dies hat die Autorin für mich sehr authentisch transportiert. Ich konnte die Gefühle gut nachvollziehen und fand es klasse, dass hier nicht alles rasend schnell abgehandelt wurde (nach dem Motto verlieben und sofort zusammen).

 

Zudem fand ich es spannend mitzuerleben, welche Schwierigkeiten und Konflikte sich aus dieser neuen Liebe ergeben, wobei diese doch eher im Hintergrund blieben. Ich hätte gedacht, dass die Autorin etwas mehr thematisiert, wie es für die Figuren ist, sich ihre neuen Gefühle einzugestehen und was für eventuelle Schwierigkeiten mit den Reaktionen des Umfeldes einhergehen. Aber im Endeffekt hat Ashley Herring Blake hier mit den ruhigen Tönen alles richtig gemacht, denn so lag der Fokus sehr auf den Gefühlen und dem langsamen Sich-Verlieben. Dies hat die Liebesgeschichte realistisch gemacht, da sie sich nicht überstürzt anfühlte.

 

Ich habe bereits angedeutet, dass es in „Eine Handvoll Lila“ um mehr als nur um eine sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte geht. Vielmehr wird auch das Thema der elterlichen Vernachlässigung des eigenen Kindes angesprochen, denn Grace‘ Mutter Maggie hat nur ihr eigenes Wohl im Kopf und nicht das ihrer Tochter. So ist es an Grace, die Rolle des Erwachsenen zu übernehmen, wodurch sie eine große Bürde zu tragen hat. Dies hat mich wirklich oft mit ihr mitleiden und mitfühlen lassen, denn solch eine Mutter wie Maggie wünsche ich wirklich niemandem. Grace hat mich wirklich beeindruckt, wie sie ihr Leben meistert und wie verantwortungsvoll und selbstbewusst sie doch ist. Eine tolle Figur, die dem Leser Mut für das eigene Leben macht! Vor allem mochte ich auch Grace‘ Erkenntnis, dass es okay ist, wenn sie sich nicht gut fühlt und dass sie auch einmal Schwäche zeigen darf. So geht es in diesem Buch nicht nur um die Liebesbeziehung und die Familienverhältnisse, sondern auch darum, das Glück zu finden, das man verdient hat.

 

Gefallen hat mir auch die Beziehung zwischen Grace und ihrem besten Freund Luca, denn hier wird endlich einmal eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau gezeigt, wie sie auch möglich ist: unterstützend, füreinander sorgend und dabei ganz frei von Liebe im Sinne des körperlichen Begehrens. Die Verbindung der beiden wird nicht romantisiert, was sehr erfrischend war. So ist er (zusammen mit seiner Mutter) eine große Unterstützung für Grace, wobei ich mich doch manchmal etwas darüber aufgeregt habe, wie oft das Wohlbefinden von Eva an oberste Stelle gestellt wurde. Da ich so mit Grace und ihrem harten Schicksal mitgelitten habe, war es für mich schwer nachzuvollziehen, wie es sein kann, dass Grace Freunde erwarten, dass Eva nicht verletzt wird. Ich fragte mich an diesen Stellen immer, was denn mit Grace‘ Gefühlen sei.

 

Nichtdestotrotz fühlten sich für mich die Verbindungen zwischen den Figuren sehr real an und gerade die Beziehung zwischen Grace und ihrer Mutter hat mich in ein Bad der Emotionen geschickt. Über Unverständnis und eiskalte Wut bis hin zu fassungslosem Schock war ich hier in einem wahren Wechselbad gefangen, weswegen mich die Handlung wirklich gefesselt hat. Gerade die Taten der Mutter sorgten für Spannungshochs, die mich emotional mitgerissen haben, da ich so bei Grace war. Dieses Gefühl, nah bei der Protagonistin zu sein, lag nicht zuletzt aber auch an dem grandiosen Schreibstil der Autorin, denn Ashley Herring Blake schreibt poetisch und wortgewandt, wodurch auch die zarten Liebesmomente wunderschön und herzergreifend werden. Es gab immer wieder Stellen, die ich so romantisch und süß fand, dass ich beinahe zerflossen wäre.

 

Fazit

„Eine Handvoll Lila“ hat mich sehr dazu angeregt, mit der Protagonistin Grace mitzufühlen und vor allem mitzuleiden, denn in dem Buch geht es nicht einfach nur um eine sich langsam entwickelnde Liebesbeziehung zwischen zwei Mädchen. Vielmehr wird auch die Vernachlässigung des eigenen Kindes durch die Mutter thematisiert und auf eindringliche Weise dargestellt. So habe ich gerade Grace sehr nah an mich herangelassen und mit ihr mitgefühlt, wodurch ich dann manchmal etwas Unverständnis aufgebracht habe, wenn andere Charaktere Evas Wohl an oberste Stelle gestellt haben. „Eine Handvoll Lila“ war für mich ein Wechselbad der Gefühle, das mich vor allem durch die Mutter-Tochter-Beziehung an die Handlung gefesselt hat. Durch die süße Liebesgeschichte gab es aber auch immer wieder romantische Momente, die mich zum Lächeln gebracht haben.

4 von 5 Sternen!

 

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