Rezension

Hier ging der versprochene Humor an mir vorbei

Skippy Dies - Paul Murray

Skippy Dies
von Paul Murray

Bewertet mit 3 Sternen

Vielleicht lag es an der fehlenden Distanz zum Sujet, aber im Gegensatz zu manch anderem Leser, vorallem denen des Guardian, die den Roman laut Klappentext als "One of the most enjoyable, funny and moving reads of this year. A rare tragicomedy that's both genuinely tragic and genuinely comic" bezeichnen, habe ich die Tragik im Übermaß, die Komik aber so gut wie gar nicht gefunden.

Paul Murray beschreibt in "Skippy Dies" (dt. Skippy stirbt), den zunächst einmal grotesk erscheinenden Tod des Internatsschülers Skippy. Der Todesfall wird direkt im Prolog dargestellt, dann wird in den ersten zwei Dritteln des Romans (Hopeland, Heartland) die Vorgeschichte des Todesfalls erzählt. Das letzte Drittel, Ghostland, erzählt dann, wie es den übrigen Protagonisten nach dem Todesfall ergeht, was mit den letzten Seiten (Afterland) dann abgeschlossen wird.

Ich hatte den Roman schon vor einiger Zeit angefangen zu lesen, ihn aber nach Hopeland und Heartland erstmal zur Seite gelegt - denn alles in allem fand ich die Geschichte doch eher deprimierend. Die Geschichte spielt an einem Dubliner Internat, das von Mönchen geleitet wird und sich als Eliteschule versteht, mit der die Ehemaligen eng verbunden bleiben. Im Mittelpunkt stehen die pubertierende, ca. 14-jährigen Schüler der Quinta, wobei die Geschichte sich auf Skippy, seinen Zimmergenossen (und Physik-Genie) Ruprecht auf der einen und Carl, einem typischen Mobber, der sich auf der Suche nach Drogen unter anderem nicht zu schade ist, Ritalin (oder vergleichbares) von den jüngeren Schülern zu erpressen. Und dann sind da natürlich auch noch die Mädchen der benachbarten Mädchenschule, ebenfalls mit angeschlossenem Internat.

Jeder der handelnden Personen, sei es Lehrer oder Schüler, hat einen ganzen Berg an Problemen, der mit der Zeit, insbesondere nach Skippys Tod, eher größer wird. Und ich habe mich dabei dann immer mal wieder gefragt, ob die Geschichte wirklich so hätte laufen müssen oder ob nicht doch hätte erfolgreich interveniert werden können. Doch auch trotz mancher eher grotesken Szene bleibt Paul Murray bei aller Tragik wohl doch leider sehr nah an der Realität (und zum Schluss, so viel sei verraten, kommt sogar noch ein ganz kleines bisschen Hoffnung auf).

Abgesehen also davon, dass der Inhalt des Romans (für mich) alles andere als erheiternd war, fand ich die Schreibweise gelungen. Die Emotionen der Charaktäre wurden durch Wortwahl und Satzbau (der dann auch nicht unbedingt mehr die Regeln der Grammatik befolgte) sehr gut deutlich, und die Geschichte hat durchaus eine Art Sogwirkung entwickelt, obwohl ich mich mit keinem der Charaktäre identifizieren konnte.

Fazit: Stilistisch und vom Thema her hat Paul Murray Auszeichnungen für diesen Roman sicher verdient - inhaltlich waren die vielen jubelnden Zeitungszitate auf dem Buchumschlag aber deutlich irreführend. Wer also die Irrungen und Wirrungen der Pubertät nochmal gründlich nachvollziehen will, ist mit diesem Buch sicher gut bedient, wer einen Schulroman zur heiteren Entspannung sucht, liegt hier sicher daneben.