Rezension

Hier ist der Titel Programm!

BRUTAL PLANET - Sean P. Murphy

BRUTAL PLANET
von Sean P. Murphy

Bewertet mit 5 Sternen

„Brutal Planet“ ist ein Zombie-Thriller, auf den man sich komplett einlassen muss, aber wenn man das schafft, dann bekommt man eine Geschichte, die es in sich hat. Brutal, schonungslos ehrlich und an den richtigen Stellen blutig! Perfekt für eine Story mit Zombies!

Inhalt/Meinung
Mal ehrlich, wenn man ein Buch aufschlägt, dass mit dem Verweis auf das eigene Lieblingszitat anfängt, dann ist das doch ein gutes Zeichen oder? Und wenn dann noch Zombies drin vorkommen, muss ich doch einen Griff in den goldenen Topf der guten Bücher getan haben? Oder?! Gold ist aber nicht alles was glänzt, Zombies sind nicht die einzigen Kreaturen, die beißen können und ein Zitat am Anfang garantiert für gar nichts. Bleiben wir also realistisch und gucken mal, was „Brutal Planet“ so bringt.
Zusammen mit den Protagonisten werden wir Leser sofort in die Handlung geworfen. Kein großes Vorgeplänkel oder so. Wir befinden uns auf einem Schiff, einem Segelboot, wenn man es genau nehmen will. Die Überlebenden sind gerade einer Katastrophe entkommen (mehr oder weniger) und brauchen Zeit, um zu verarbeiten was auch immer sie erlebt haben. Sie suchen eine Insel, Platz um zur Ruhe zu kommen. Sofern das überhaupt noch möglich ist. Denn auf der Welt stehen die Toten wieder auf und fressen plötzlich die Lebenden. Hochgradig aggressiv und kaum abzuschütteln rücken sie den Menschen auf die Pelle und beanspruchen Platz, wo ihnen womöglich gar keiner zusteht. Wo kommen sie her? Was ist passiert? Was, *Fluch einfügen*, ist eigentlich auf der ganzen Welt passiert, dass sie innerhalb von 2 Tagen komplett vor die Hunde gegangen ist? Infrastruktur, Armee, Menschlichkeit… alles weg.
Und niemand hat eine Ahnung, was Sache ist.

Das hat mir gefallen, so richtig gut sogar. Zusammen mit dem Protagonisten John muss man erstmal rausfinden, was los ist. Man hört Gerüchte, sieht die Zombies und stellt eigene Thesen und Möglichkeiten auf. Das hat mir mit am Besten gefallen, dass sich John immer eine eigene Meinung gebildet hat und nicht blind das tat, was andere für richtig hielten. Er hat hinterfragt oder auch mal aus dem Bauch heraus / menschlich gehandelt. (Was nicht immer logisch sein muss, aber der Situation angepasst war.)
Außerdem hatte er eine sehr ironische, sarkastische aber auch lebenshinterfragende Art zu Denken, die den Einstieg in die Geschichte zwar wirklich schwer gemacht hat, aber sobald ich mich daran gewöhnt hatte, war es richtig gut. John ist witzig, auch wenn ich seine Bezüge innerhalb der Witze nicht immer verstand (Insider? Da weiß der Autor wohl mehr…). Die Art des Erzählens ist sehr sehr eigen, aber mein Tipp: Lasst euch drauf ein! Gebt John eine Chance, sich zu entfalten, lernt ihn kennen und ich verspreche euch, dass Zombiefans auf ihre Kosten kommen werden.
Die Geschichte als solche ist natürlich nicht komplett neu, denn das Rad wurde nun mal schon erfunden. Eine Gruppe Überlebender sucht einen Ort, wo sie vor den Zombies sicher sind und in Ruhe existieren können. Als ich dachte, dass sie nun wirklich endlich mal ankommen könnten, gibt es einen Twist, der mich überrascht hat und die Geschichte in eine ganz andere Richtung lenkte. Nicht minder interessant, aber vollkommen anders, als der Anfang. Ob das Absicht war oder aus der Not geboren, weil die „wir suchen einen Platz zum Überleben“-Strategie nicht aufging, sie dahingestellt, denn nach dem ersten Stutzen und sich wundern, war ich wieder voll bei John und fragte mich, ob alle anderen noch rund laufen. Und ja, auch John fragte sich das mehr als einmal. Wo wir bei der einen Sache sind, die mich wirklich so richtig gestört hat. Das Militär taucht irgendwann auf und hat keine Ahnung, was sie machen oder wie sie mit den Zombies umgehen sollen. Ich meine, sie sind das Militär. Wenn die keine Ahnung haben, wer dann? Und dass sie dann auf einen Professor hören, nur weil er mehr oder weniger auf dem Festland überlebt hat, war mir etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Klar, sicher kann John Tipps geben, schließlich hat er wirklich eine ganze Menge erlebt, aber so, wie die Dynamik dargestellt wurde, empfand ich das als eine sehr unglaubwürdige Entwicklung, denn John ist nicht Superman. Er hat einfach gemacht, was mit Sicherheit viele andere auch gemacht haben: überlebt. Mit jedem Mittel, dass ihm zur Verfügung stand. Mehr will ich dazu nicht sagen, denn ich versuche nicht zu spoilern. Es geht um Menschen, denen die Macht zu Kopf steigt. Und Murphys Gesetzt.
Der Leser erlebt die Handlung in Zeitsprüngen, was nicht immer gut war. Zum Spannungserhalt ist das klasse, aber am Anfang war nicht immer genau klar, was jetzt Sache ist. Es dauerte ein wenig, bis ich in den ganzen Sprüngen drin und nicht mehr dauerverwirrt war. Außerdem sind Johns Gedankensprünge manchmal sehr irritierend, was wohl an der Ich-Form der Geschichte liegt. Durch diese wirren Gedanken sind die Dialoge manchmal seltsam und einige Antworten innerhalb des Dialogs verstand ich auch nicht wirklich. Sollte wohl auch witzig sein, ließ ein paar Figuren aber einfach nur latent verrückt wirken.
Am Ende merkt man, dass die ganzen Zeitsprünge in Form von einzelnen Kapiteln eine komplette Handlung von Anfang bis Ende ergeben, aber dadurch muss man tatsächlich bis zum Ende durchhalten. Ich denke, die Schreibweise und Johns Denkweise könnte das dem einen oder anderen wirklich schwer machen.
Das klingt jetzt alles recht negativ, dabei meine ich das gar nicht so, denn das alles bezieht sich auf das vielleicht erste Drittel. Sobald man einmal von Johns nichtvorhandenem Charme eingefangen wurde, macht die Story viel Spaß. Mich packte die schonungslose Ehrlichkeit, mit der John von seinen Erlebnissen berichtete und mal ehrlich, wenn Zombies drin vorkommen, muss es eben auch blutig zugehen!
Die Zombies! Mensch, dazu hab ich noch gar nichts gesagt. Die Untoten sind genial! Auf eine bestimmte Art erfüllen sie erstmal das Klischee von Zombies: Sie müssten theoretisch tot sein, sind es aber nun mal nicht.
Auf der anderen Seite sind sie viel menschlicher dargestellt als ich das je irgendwo gelesen hab. Sie atmen, sie trinken, sie bluten (wenn auch nur kurz, also wirklich gaaaanz kurz). Aber große Wunden töten sie nicht (nochmal). Und sie sind aggressiv. Jagen, wollen fressen, töten und sind nicht aufzuhalten. Zusätzlich dazu ist der Virus (oder was auch immer sie zum Wiederauferstehen bringt) hochgradig ansteckend. Ganz ehrlich, diese Zombies hier sind wirklich richtig gut! Alleine dafür lohnt es sich schon, das Buch aufzuschlagen und John zu folgen.
Lust but not least… das Ende. Die Geschichte dreht sich vollkommen um John und als er erreicht hat, was der Autor für ihn erdachte, endet sie nun mal. So ist das ja meistens. Hier wäre ein bisschen „Was danach geschah“ vielleicht nicht ganz schlecht gewesen. Ich mag solche Enden, in die man viel hineininterpretieren kann ja wirklich gerne, aber bei „Brutal Planet“ war mir der Spielraum zu groß und die „Wie bitte? Nicht wirklich jetzt!“-Reaktion, wütet immer noch in mir, weil ich einfach zu keiner für mich zufriedenstellenden These komme.
(Sollte jemand das Buch ebenfalls gelesen haben, bin ich froh über einen Austausch der Gedanken zu diesem Ende!)

Fazit
Auch wenn sich meine Meinung zu „Brutal Planet“ kritisch lesen mag, ist der Titel hier Programm. Es ist eine brutale Welt, in die uns John führt, aber genau das ist der Punkt, der mich packen konnte. Neben all den Anmerkungen, die mir aufgefallen sind, flog ich wirklich durch die Seiten und war ratz fatz fertig. Einfach weil ich John eine Chance gab. „Brutal Planet“ ist ein Zombie-Thriller, auf den man sich komplett einlassen muss, aber wenn man das schafft, dann bekommt man eine Geschichte, die es in sich hat. Brutal, schonungslos ehrlich und an den richtigen Stellen blutig! Perfekt für eine Story mit Zombies!