Rezension

Hier kommt ein Tabuthema auf den Tisch, ungeschönt und ehrlich. Respekt!

Wundergirl
von Meike Cuddeford

Bewertet mit 4 Sternen

Minna brach ihr Studium ab und verdient sich nun ihren Lebensunterhalt, indem sie ihren Körper verkauft. Doch die ausgewählten Männer, für die sie ihre Dienste erbringt machen ihr auch Schwierigkeiten. Zudem holt ihre Kindheit sie wieder ein, sexueller Missbrauch ist für Minna kein fremdes Thema.

Die Autorin bringt mit dem Buch ein Thema auf den Tisch, welches eigentlich kein Tabuthema sein sollte. Kindesmissbrauch passiert so oft und viele Erwachsene sehen weg, erkennen nicht die Veränderungen der Kinder oder wollen nicht wahrhaben, dass der liebe Onkel von nebenan böse ist. Die Kinder werden zudem oft unter Druck gesetzt und vertrauen sich niemandem an, doch die Erlebnisse können sie nicht so leicht verarbeiten und so hat das Ganze auch Auswirkungen auf das spätere Leben und das eigene Umfeld. Meiner Meinung nach kann man nicht oft genug über dieses sensible Thema sprechen. Die Autorin wählte hier einen schonungslosen und direkten Weg. Hier wird der Missbrauch nicht beschönigt, umschrieben oder auf sonst eine Weise verzerrt, sondern es wird geschildert, was passiert und ebenso werden die Auswirkungen auf die später erwachsenen Menschen mit eingebunden. Die Autorin wechselt die Perspektive immer wieder von der jungen Minna, wobei der Missbrauch sich nach und nach zuspitz, zur erwachsenen Minna, die Probleme mit ihren Freiern hat und zudem mitten in polizeilichen Ermittlungen steckt. Vor allem die Passagen über die junge Minna haben mich gefesselt, hier gefiel mir die Erzählweise sehr gut und ich konnte mich gut in das Mädchen reindenken. Die erwachsene Minna hat für mich oft nicht ganz schlüssig gehalten und ich konnte nicht mit ihr warm werden.

Neben dem Missbrauch spielt auch ein Mord in diesem Buch eine Rolle, wenngleich das für meinen Geschmack nur ein Nebenschauplatz war, der sich letztlich aber doch wieder mit Minnas Vergangenheit verknüpfen lässt, was mir sehr gut gefallen hat. So konnte die Spannung die Spannung ganz gut über das Buch gehalten werden.