Rezension

Hier war mir leider vieles zu oberflächlich und klischeehaft ...

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

Bewertet mit 3.5 Sternen

3.5 Sterne

Zum Inhalt

Davy Hamilton ist 17 Jahre alt. Ein Wunderkind, das im Kleinkindalter schon Klavierspielen konnte und mittlerweile viele Instrumente beherrscht. An ihrer Schule hat sie einen guten Ruf inne und auch ihr Freund ist ein richtiger Glückstreffer: seit 6 Monaten ist sie mit Zac zusammen. Ein heißer Typ, auf den viele Mädchen ein Auge geworfen haben.

Davy lebt in Texas in nicht allzu ferner Zukunft. Die Genforschung schreitet voran und so hat man das HTS-Gen entdeckt. Das "Mörder-Gen", wie die Wissenschaftler herausgefunden haben wollen, denn mehr als die Hälfte der Straftäter hat dieses Gen in sich. Tests werden im ganzen Land durchgeführt, um die HTS-Träger unter Beobachtung zu stellen. Selbst in Davys betuchter Wohngegend ist es nicht sicher und es gibt Sperrstunden, an die sich alle halten müssen.

Als Davys Mutter sie unerwartet aus der Schule nach Hause zitiert, ahnt sie nicht, dass nach diesem Tag nichts mehr so sein wird, wie es war. Alles, was sie sich bisher aufgebaut und erträumt hat, zerbricht in tausend Scherben - und sie sieht einer Zukunft entgegen, die aus Einsamkeit und Kontrolle besteht ...

Meine Meinung

Das Thema fand ich extrem spannend, denn wir wissen ja, dass heutzutage in der Genforschung viel vorangeht, von dem wir alle überhaupt keine Ahnung haben. Sophie Jordan hat hier ein erschreckendes Szenario entworfen, ein Gen, das Mörder sozusagen entlarvt, noch bevor sie überhaupt etwas getan haben.
Was würde mit unserer Gesellschaft passieren? Würden wir diese Menschen auch unter Beobachtung stellen? Hätten diese Menschen keine Chance, sich zu rehabilitieren und bekämen einen Stempel aufgedrückt, ganz egal, wie sie sich verhalten?

"Es erinnert mich an die Brandzeichen von Rindern. [...] Wenn man es einmal gesehen hat,
sieht man nichts anderes mehr. Nicht den Menschen. Und das ist genau der Zweck."
S. 90

Und wenn wir bei jemandem immer nur vom Schlechten ausgehen, können wir dann überhaupt erwarten, dass derjenige uns vom Gegenteil überzeugt?

Davy erzählt aus der Ich-Perspektive im Präsens. So konnte man sehr gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen, was nicht immer positiv war. Sie erschien mir oft zu naiv und voreingenommen. Selbst nachdem sie erfährt, dass auch sie das HTS Gen in sich trägt und natürlich mit sich hadert und sich als friedfertigen Menschen kennt, legt sie ihre Vorurteile gegenüber den anderen Trägern nicht ab. Ständig zweifelt sie und sieht in jedem einen potenziellen Mörder, obwohl sie durch ihre eigene Lage erkennen müsste, das hier etwas grundlegend falsch läuft!

Richtig warm geworden bin ich mit Davy nicht. Auch das Verhalten ihrer Eltern und ihrer Freunde konnte ich nicht nachvollziehen und manchmal wurde es auch so gedreht, weil es einfach zur Entwicklung der Handlung beigetragen hat.
Ihr Bruder Mitchell dagegen ist mir positiv aufgefallen und vor allem Sean, obwohl auch seine Rolle sehr klischeehaft war - trotzdem ist er mir ans Herz gewachsen und ich will unbedingt mehr über ihn erfahren :)

Vor jedem Kapitel gibt es Statements zur aktuellen Lage über die Entwicklung des HTS Gens, den bedrohlichen Situationen in den verschiedenen Staaten oder auch kleinen Nachrichten, die zum Verständnis der Handlung beitragen. Sowas mag ich sehr gerne!
Vor allem die Wainwright Behörde spielt hier eine große Rolle - sie fordern immer mehr Kontrolle über die "Träger" und ihr Einfluss bei der Regierung nimmt immer mehr zu. Wohin das ganze führen wird hab ich schon früh erahnt, aber es war auch interessant zu verfolgen, wie sich das ganze entwickelt. Auch wenn alles doch etwas oberflächlich abgehandelt wurde.

Die Handlung hat sich insgesamt etwas in die Länge gezogen und vieles war vorhersehbar. Es ging nicht so recht voran und erst gegen Ende kam dann Tempo und Spannung auf, vor allem, als sich das Blatt endlich wendet. Ab der Hälfte hab ich mich aber mit dem Stil arrangiert und hab mich einfach treiben lassen. Unterhaltsam war es trotzdem und trotz der kleinen "Aufreger" hats mir gefallen!

Fazit

Ein unterhaltsamer Auftakt, den man manchmal nicht ganz ernst nehmen kann, obwohl die Hintergründe eine wirklich wichtige Botschaft vermitteln. Insgesamt viele Klischees und wenig Überraschungen, trotzdem auf jeden Fall lesenwert und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Band 2 ist für den Sommer 2016 geplant