Rezension

High-Fantasy für Fortgeschrittene. Klare Empfehlung für (neue) Fans von George Martin

Das Spiel der Götter (01) - Die Gärten des Mondes - Steven Erikson

Das Spiel der Götter (01) - Die Gärten des Mondes
von Steven Erikson

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Gärten des Mondes“, ist die Neuauflage des ersten Teils von Steven Eriksons epischer Fantasy-Saga „Spiel der Götter“. Ende der 90er Jahre wagte sich Erikson an eine komplexe Geschichte, die weit über das übliche „Gut gegen Böse“ hinausgeht und in dieser faszinierenden Form lediglich von einem anderen Autor übertroffen wird: George R.R. Martin, der aktuell mit den Neuauflagen seiner „Lied von Eis und Feuer“ Saga durch die Bestsellerlisten fegt.

Der Imperator von Malaz ist spurlos verschwunden. Seine Nachfolgerin, die mächtige Magierin Laseen, ist von Kriegslust getrieben und führt einen Feldzug nach dem anderen gegen die freien Städte anderer Kontinente. Gleichzeitig möchte sie sich Truppen und Personen entledigen, die noch dem alten Imperator die Treue halten und die neue Herrschaft nur zähneknirschend akzeptieren. So beginnt ein grausames Intrigenspiel zwischen Anhängern des Imperators und ergebenen Gefolgsleuten der Magierin. Laseens Macht ist jedoch so gewaltig, dass die Götter auf sie aufmerksam werden und nach und nach in das Geschehen auf und hinter den Schlachtfeldern eingreifen. Alles scheint sich schließlich vor den Toren der freien Stadt Daruhjistan zu entscheiden, wo das malazanische Imperium auf erheblichen Widerstand und unerwartete Gegenspieler stößt. Die Zukunft des ganzen Imperiums steht plötzlich auf dem Spiel…

Die Geschichte ist zugegebenermaßen nicht einfach widerzugeben. Diese kurze Inhaltsangabe stellt lediglich die ganz grobe Rahmenhandlung dar. Was das „Spiel der Götter“ nämlich so außergewöhnlich macht, ist das große Netzwerk verschiedener Figuren, die scheinbar alle ihr eigenes Spiel spielen und den Leser dabei nie richtig über ihre Absichten aufklären. Das mag für den einen oder anderen ein Ärgernis darstellen, aber wer Geduld mitbringt, wird mit der Zeit mit wundervollen Charakterentwicklungen und außergewöhnlichen Aha-Momenten belohnt.

Hierbei kommt auch die anfangs erwähnte Ähnlichkeit zu George R.R. Martin zu Stande. Denn wie bei Martin, gibt es auch in Eriksons Saga keine eindimensionalen Figuren, keine klare Gut-Böse-Einteilung und erst recht keine Vorhersehbarkeit der Handlung. So kommt man als Leser kaum zur Ruhe, denn alles ist jederzeit möglich, es gibt keine Sicherheit, keinen status quo. Jede vorgestellte Figur kann eine große Rolle spielen, einen Wendepunkt einleiten oder auf den nächsten Seiten sterben. Einen großen Unterschied zu Martins „Lied von Eis und Feuer“ gibt es jedoch: Bei Steven Erikson erleben wir eine mit Magie erfüllte High-Fantasy-Welt, während Martin seine Geschichte im Großen und Ganzen sehr bodenständig hält.

Eriksons Saga umfasst im Original zehn Bände, in Deutschland wurden die Bücher ab dem zweiten Band zweigeteilt, sodass man hierzulande auf insgesamt 19 Bände kommt.

„Die Gärten des Mondes“ – Der Auftakt einer großartigen, höchst anspruchsvollen Fantasy-Saga mit komplexen Handlungssträngen, tiefen Charakteren und unerwarteten Wendungen. Gerade für (neue) Fans von George R.R. Martin eine klare Empfehlung.