Rezension

Highlight & Katzenliebe.

Streuner: Verflucht liebenswert - Stefanie Scheurich

Streuner: Verflucht liebenswert
von Stefanie Scheurich

Meinung:

 

Mein Herz.

Mein armes, armes Herz.

 

Dies‘ ist die Geschichte von Greta und Streuner.

Oder auch:

Mürrisches, pessimistisches, sarkastisches, einsames Mädchen trifft auf schwarzes Fellknäul, das ihr Leben auf den Kopf stellt.

Nur, dass das Fellknäul in Wirklichkeit kein Tier ist.

Sondern genauso einsam wie sie selbst.

Ein Träumer, dem eine glückliche Zukunft verwehrt werden soll.

Weil er sonst die Familienehre beschmutzt.

Weil normalerweise alle nach der Pfeife seiner Mutter tanzen.

Immerhin ist sie eine angesehene Hexe.

Hat eine hohe Stellung inne, aber sonst keinerlei Charakter.

 

Hach mein armes Herz.

Wenn ich euch beschreiben müsste, wie es mir beim Lesen ging, dann würde ich das mit den Worten der Autorin machen:

 

„So ein unangenehmes Stechen. Wie eine spitze Nadel, die mir jemand immer wieder in den Muskel stach. Sehnsucht.“

(Pos. 1582 von 4278)

 

Ich selbst, als stolze Sklavin von zwei gebieterischen Stubentigern, weiß ganz genau, wie es ist, seine Katzen zu vermissen.

Auch, wenn ich folgende Situation...

 

„Es gab niemanden, der mir über die Zehen leckte, um mich aufzuwecken. Dass mich dieser Umstand mal stören könnte, wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen.“

(Pos. 1954 von 4278)

 

...nicht kenne, so verstehe ich doch, was sie mir damit sagen will.

Um an dieser Stelle nicht laut aufzuseufzen, lasst mich nochmal ein bisschen was erklären:

 

Boru, der Hexer, würde lieber Sänger werden, steht aber vollkommen unter der Fuchtel seiner Mutter - die er folglich nicht besonders gut leiden kann.

Eines Tages flieht er in die Welt der „Normalos“, wird prompt von einem Zauber erfasst, der ihn zum Kater werden lässt und findet Greta.

Sie freunden sich ziemlich schnell an, was der Tatsache zu schulden ist, dass Boru in Katzengestalt nicht reden kann - Greta dafür aber umso mehr.

Und sowieso - Tiere sind die besseren Menschen.

So kommt es, dass eine tiefe, innige Verbindung zwischen den beiden entsteht - eine Freundschaft in einer Welt, in der beide normalerweise keine Freunde haben.

 

Die Autorin hat diese Verbindung einfach direkt in mein Herz geschrieben.

Ich konnte jede Streicheleinheit, jedes Maunzen und den Blick aus den großen, glänzenden Kateraugen genau nachvollziehen.

Als Greta und Boru dann getrennt wurden hat es mich schier zerrissen, genauso mitgenommen und niedergemacht wie Greta sich gefühlt hat.

 

Natürlich ist diese unglaubliche Liebe nicht das einzige Thema, das in „Streuner“ eine Rolle spielt.

Alleine schon die Charakterentwicklung, die Greta vollzieht, ist es wert dieses Buch zu lesen. Auch wenn ich die Anfangs-Greta einfach herrlich schräg finde.

 

Für ein Debüt hat die Autorin wahnsinnig viele Momente und Begebenheiten wunderschön zusammengeworfen.

Da gibt es Magie.

Eine Insel, auf der ein Orakel versteckt wird.

Träume, die es wert sind, verfolgt zu werden.

Zwei Schulen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Menschen, die an einen glauben, auch wenn man selbst nicht an sich glaubt.

Erinnerungsverlust, freiwillig und unfreiwillig.

Mütter, die ein Kontrollproblem haben.

Väter, die ein Fluchtproblem haben.

Kleine fiese Glücksfresser-Dämonen.

Und eine Tante, die sich kleidet wie ein Paradiesvogel.

 

Fazit: 

 

„Streuner“ ist Urban Fantasy vom Feinsten.

Es ist eine Reise, die viel über das Leben selbst erzählt.

Dass es wichtig ist, hinter die Fassade eines Menschen zu blicken.

Nie aufzugeben.

Hoffnung zu haben.

Und zu akzeptieren, dass diese Hoffnung halt auch oft in tierischer Form auftritt.

 

Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, Magie und wie sehr Tier und Mensch das Leben eines Einzelnen beeinflussen können.

Ein Must-Read für alle Katzenfans!

Ich vergebe volle 5 von 5 Sterne.