Rezension

Hilmer will nicht sterben

Hilmer - Jörg Olbrich

Hilmer
von Jörg Olbrich

Lemminge... Eine Art der Wühlmäuse. 

Vielen bekannt aus den Computerspielen, bei denen sie sich zuhauf in den Tod stürzen. Massensterben in Größenordnung.

Es ist seit vielen Jahren Tradition, sich mit Vollendung des 15. Lebensmonats vom Todesfelsen zu stürzen. Ihr ganzes Leben bereiten sich die Lemminge darauf vor und sind stolz, dem Propheten ins gelobte Land folgen zu dürfen.

Es war immer so und wird immer so sein. Niemand hinterfragt es und alle machen mit.

Auch Hilmer lebte bislang nur für diesen Tag, an dem er gemeinsam mit seinen drei Cousins Turgi, Torgi und Targi auf dem Felsen stehen würde und sich mit ihnen hinabstürzen würde.

Aber als es dann soweit ist, hat er so gar keine Lust mehr dazu, sich in den Tod zu stürzen und kehrt um.

Leider muss er bei sich zu Hause feststellen, dass seine Gefährtin sich nicht einmal annähernd die Zeit zum Trauern um ihn genommen hat, denn sein Nachfolger ist schon da und öffnet die Tür.

Seine drei Cousins sind entsetzt, dass Hilmer sich weigerte und damit die Familienehre beschmutzt, so dass sie sich genötigt sehen, ihn vor König Helmut zu zerren, um zu hören, was dieser zu der Ungeheuerlichkeit zu sagen hat. Prompt landet Hilmer im Gefängnis, wo er sich mit Hörg und Henni, zwei Wissenschaftlern, anfreundet. 

Die beiden Erfinder haben ihre eigenen Probleme mit König Helmut, sind aber bereit, Hilmer aus dem Gefängnis zu helfen und ihn bei der Suche nach den heiligen Schriften zu helfen, die besagen, dass die Lemminge sich nach 15 Lebensmonaten vom Felsen stürzen sollen.

Eine aufregende Suche beginnt ...

Klein, pelzig, niedlich - Hilmer. Ein Lemming. 

So präsentiert sich das Cover des Buches und verspricht dem Leser Unterhaltung und die bekommt er auch.

Hilmer ist einer, der sich gegen die Tradition stellt, der nachfragt und einfach nicht bereit ist, zu sterben. 

All die Monate hat er für diesen einen Tag gelebt, um es sich genau an diesem Tag anders zu überlegen.

Der weise Wonibalt war der erste, der den Weg über den Felsen gegangen ist und seitdem folgen ihm die Lemminge, sobald sie die 15 Lebensmonate erreicht haben, um das Problem der Bevölkerungsexplosion in den Griff zu bekommen.

Obwohl die beiden Wissenschaftler Hörg und Henni eine Wunderpille erfunden haben, wonach das Massensterben unnötig wäre, geht König Helmut keinen Schritt von der Tradition ab. Er hat damit ja auch keine Probleme, denn er ist die Ausnahme, da er bereits länger als 15 Monate lebt.

Es steht so in den heiligen Schriften geschrieben und so muss es geschehen.

Hilmer macht sich auf die Suche nach den heiligen Schriften und bekommt von unvorhergesehener Seite Unterstützung. 

Diesen kleinen pelzigen Hilmer muss man einfach ins Herz schließen. 

Obwohl er Angst hat, denn inzwischen sind nicht nur seine drei Cousins hinter ihm her und trachten ihm nach dem Leben, gibt er nicht auf. Auch wenn er Hilfe bekommt, ist er doch mehr oder weniger allein mit dieser fast unlösbaren Aufgabe.

Man begegnet in diesem Buch den unterschiedlichsten Charakteren. Man trifft auf mutige, ausgebuffte und helfende, aber auch auf feige und verschlagene Charaktere. Einige entpuppen sich überraschend anders als ihnen nachgesagt wird und bringen so Abwechslung in die Geschichte.

Die Geschichte ist spannend geschrieben, jedoch mit einer gehörigen Portion Humor. Ich habe mich mit Hilmer sehr gut unterhalten gefühlt.

Ich habe ihn gern auf seiner Suche begleitet, hat mit ihm gebangt und gehofft und ihm natürlich die Pfötchen gedrückt.

Es ist eine schöne Geschichte, die in sich stimmig ist. 

Ich empfehle diese Geschichte gern weiter und hoffe, dass es bald wieder etwas von Hilmer zu lesen gibt.