Rezension

Hin- und hergerissen

Die Terranauten
von Tom Coraghessan Boyle

Bewertet mit 4 Sternen

Willkommen in E2 - hier funktioniert alles ein kleines bisschen anders...

"In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“ verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist.", so amazon zum Plot. Das kann ich so ohne Einschränkungen unterschreiben. Das ist die Geschichte - eine Rahmenhandlung, die mich sehr neugierig gemacht hat.

Als "prophetisches und irre komisches Buch" würde ich es aber auf keinen Fall beschreiben - Grund zum Lachen gibt es nur seltenst. Grund zum Staunen, Ärgern oder Luft schnappen - JA! Aber lachen, weil es "irre komsich" wäre? Wohl kaum. Sicher - durch die Rahmenbedingungen kann man eine gewissen Absurdität nicht abstreiten. Das war es dann aber auch schon.

Die Geschichte ist spannend, klug konstruiert und brilliant erzählt. Wirklich wunderbar meisterhaft erzählt.

Und jetzt kommt das "ABER".

Ich mag die Charaktere nicht. Auch wer anfangs sympathisch erscheint, entpuppt sich letztlich als Egomane. Ist die Geschichte realistisch? Sicherlich. Sind die Charaktere realistisch? Ja, durchaus. Aber eben nicht nett. Und das gefällt mir nicht. Der übertriebe Ehrgeiz, die Rachsucht, der Neid, die Missgunst, der allgemeine Zerfall von Beziehungen und Freundschaften ... brrr. Erschlagend. Und so lässt mich "Die Terranauten" etwas unbefriedigt und grimmig zurück. Lesenswert ist das Buch allemal.