Rezension

Hinten sind Rezepte drin - oder "Meine Oma ist für ihr Alter erstaunlich schlank!"

Hinten sind Rezepte drin
von Katrin Bauerfeind

Bewertet mit 3 Sternen

die Autorin:
Katrin Bauerfeind moderierte das erste ruckelfreie deutsche Internetfernsehen, »Ehrensenf«, ausgezeichnet mit mehreren Grimme-Online-Awards. Harald Schmidt verpflichtete sie daraufhin als Teilzeitfrau in seiner ARD-Show. Seit Jahren sendet sie außerdem aus der Kulturnische 3sat, wo sie aktuell in »Bauerfeind assistiert …« Prominente portraitiert. Mittlerweile tauscht sie immer öfter die Fernseh- gegen die Filmkamera. 
Unter dem Titel ›Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag‹ wurden ihre ›Geschichten vom schönen Scheitern‹ zum Bestseller. Mit dem gleichnamigen Programm tourte sie – dem Untertitel zum Trotz – erfolgreich in der gesamten Republik.

Klappentext:

Kann ich emanzipiert sein und trotzdem ohne Unterwäsche in die Stadt?
Bin ich schon eine moderne Frau, nur weil ich nicht kochen kann?
Kriege ich in einer Beziehung auch Treuepunkte?
Muss es in Frauenbüchern eigentlich immer um Männer, Mode und Cellulite gehen?

Wenn Sie solche Fragen mögen, werden Sie in diesem Buch viel Spaß haben. Klar, für den Preis dieses Buchs können Sie sich auch einen dünnen Thomas Mann kaufen oder zwei Hemingways, also echte Nobelpreisträger, oder eine gebrauchte Bibel, also praktisch das Wort Gottes, aber überall da steht wenig über Frauen, und schon gar nichts Lustiges oder nicht viel Wahres …

Katrin Bauerfeind erzählt in ihrem neuen Buch, was es heutzutage heißt, eine Frau zu sein: mit Witz, aber ernstgemeint, ohne Quote und Aufschrei, aber auch ohne Drumrumreden. Es geht um Playmobilfrisuren, Wellnesswahnsinn, schlechten Sex und gute Freunde und um Männer, Mode, Cellulite. Und hinten sind natürlich keine Rezepte drin … 
Zitate: 
 

Auf Partys ist das Wort "Emanzipation" ein ähnlicher Stimmungskiller wie "Islam" oder "Darmkrebsvorsorge". Seite 9 

Dann hießen Friseure plötzlich Hairstylisten und die Salons Vierhaareszeiten, Haarbracadabra oder Pony und Clyde. Seite 65

Ein Thema, über das man dagegen immer wieder gerne redet, ist die Verdauung. Alles rund ums Klo ist von jeher ein beliebtes Thema. Seite 123

Auf High Heels zu rülpsen ist immer noch stilvoller als in Badelatschen Goethe zu zitieren. Seite 193 

Meinung:
Vorab muss ich sagen, dass dies mein erstes Buch aus diesem Genre war, aber nachdem ich die Leseprobe durch hatte, war die Lust auf mehr einfach zu groß!
Frau Bauerfeind greift in ihrem Werk viele unterschiedliche Themen auf und umschreibt diese mit viel Charme und Wortwitz. 
Die direkte Leseranrede bindet uns noch mehr ins Geschehen ein.
Eine gehörige Prise Ironie, Sarkasmus und auch so mancher Kraftausdruck darf natürlich auch nicht fehlen, wenn es um Themen wie Unterschiede zwischen Mann und Frau, die weltliche und technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte (Vorteile aber auch Tücken) sowie die eigene Selbstwahrnehmung geht.

Stellenweise finden wir in ihren Anekdoten und Vergleichen einen hohen Wiedererkennungswert, was mir, zusammen mit ihrem flapsigen Schreibstil, so manchen Lacher entlockt hat.
Spaßige Themen wie der Zwang zum Kinderkriegen über 30 und Verdauungsgeschichten beim Weihnachtsessen, wechseln sich mit auch mal ernsthafteren Hintergründen ab, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Aber Vorsicht! Um ihre Zoten bildhaft zu verdeutlichen, wird natürlich so manche Übertreibung und Überzeichnung verwendet, die dem Leser das Ganze verdeutlichen und humoristisch untermalen sollen. Wer das nicht ab kann, ist mit diesem Buch eher schlecht beraten.

Ich für meinen Geschmack, habe mich gut unterhalten gefühlt, auch wenn nach der Hälfte dann doch etwas die Luft raus war. Ich kann nicht sagen, ob es an den Themen lag, die nicht so meins waren, oder ob es vielleicht sinnvoll gewesen wäre, das Buch nicht am Stück zu lesen. Jedenfalls erschien mir die 2. Hälfte eher platt, die Lacher wurden gering und ich hatte das Gefühl, dass der Autorin die Ideen ein Stück weit ausgegangen sind. Das empfand ich als sehr schade, denn bei dem, was mir der Anfang geboten hat, weiß ich ja, dass das Potential definitiv da ist. Zumal mich ihr Schreibstil und ihre Ideen wirklich mitreißen konnten.

Alles in Allem war "Hinten sind Rezepte drin" für mich eine tolle Lektüre für Zwischendurch, das bietet sich bei den kurzen Kapiteln und wechselnden Themen geradezu an, die zwar nach hinten etwas schwächelt, aber dennoch gut unterhalten konnte. 
Ich werde mir ihr erstes Buch Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag definitiv auch noch zu Gemüte führen.

Vielen herzlichen Dank an Lovelybooks und den FISCHER Taschenbuch Verlag für dieses Leserundenexemplar!