Rezension

Hinter jeder Tür lauert das Grauen

Palast der Finsternis - Stefan Bachmann

Palast der Finsternis
von Stefan Bachmann

Bewertet mit 5 Sternen

 

Stefan Bachmann konnte bereits mit seinem Erstling „Die Seltsamen“ einen Überraschungserfolg landen. Der in den USA geborene Schriftsteller ist mittlerweile wieder im Land seiner Vorfahren angekommen und lebt in der Schweiz. Für mich war klar, dass ich „Palast der Finsternis“ lesen möchte, auch das Fantasygenre mag ich gern. 

Worum geht’s in „Palast der Finsternis“? 

Der Autor operiert mit zwei Zeitebenen - 1789, Frankreich, Revolution, terreur, und einer Adelsfamilie, die dem Untergang geweiht ist. Protagonistin Aurélie steht im Mittelpunkt.

Dann gibt es noch die Gegenwarts - Ebene mit Protagonistin Anouk. Mit vier anderen ist die verstockte  Anouk nach Frankreich gekommen, um einen verschütteten Palast aus der Periode der Französischen Revolution zu erforschen. Da habe ich mich bereits gewundert, wieso ausgerechnet mehr oder weniger fachfremde Teenies mit der Aufgabe betraut wurden, und nicht versierte Archäologen und Historiker, so wie auch eine Figur aus dem Buch.  Auf Betreiben eines Wissenschaftlers machen sich Anouk und die anderen Jugendlichen also ans Werk: Der unterirdische Palast, den ein französischer Aristokrat einst als Schutz vor den Revolutionswirren erbaute, will schließlich erforscht werden. 
Doch schon bald wird den Teenagern klar, dass ein falsches Spiel mit ihnen gespielt wird, denn hinter jeder verschlossenen Tür lauert das Grauen und es ist unklar, ob es aus der Ruine ein Entkommen geben wird … 

Stefan Bachmann erzählt eine spannende Fantasygeschichte mit Horrorelementen, die mir sehr  gut gefallen hat, denn ich finde es innovativ, die Französische Revolution zum Ausgangspunkt eines modernen Fantasyromans zu machen. So wird Jugendlichen wenigstens in Ansätzen ein Stück Geschichte nahegebracht. Bachmann hat wirklich eine eigene Idee umgesetzt, und dies im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch. Er hat nicht den x- ten Abklatsch geschrieben. Keine Dystopie, die auf einer japanischen Vorlage basiert. Keine Vampirschmonzette, sondern einen gut durchdachten Roman.  Seine Figuren hat der Autor liebevoll und facettenreich ausgearbeitet, dies ist aber nicht zu Lasten des plots geschehen, der durchweg spannend und auch gruselig ist. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und ich fand es schade, als ich es ausgelesen hatte. Zu Beginn der Lektüre habe ich jedenfalls nicht mit den kommenden Ereignissen gerechnet, auch wenn der Kniff „Hinter verschlossenen Türen lauert das Grauen“ in der Literaturgeschichte und insbesondere im Horrorgenre eigentlich nichts Neues ist. Bachmann ordnet seine Erzählelemente aber zu einem stimmigen Ganzen an und erschafft mit „Palast der Finsternis“ eine tolle Lektüre nicht nur für Genrefans. Ich finde auch, dass „Palast der Finsternis“ trotz des jugendlichen Alters der Protagonisten unter dem Label All – Age – Fantasy laufen kann. Man muss betonen, dass der Autor handwerklich vielen anderen Autoren überlegen ist. Die französischen Einsprengsel platziert er korrekt und fehlerfrei. Und erst die Beschreibungen! Präzise, liebevoll, blumig, poetisch, aber nie kitschig. Perfekt evoziert er die Atmosphäre des 18. Jahrhunderts in Frankreich, obwohl er buchstäblich seine Geschichte auf engstem Raum erzählt. Einfach nur klug! Und am Ende führt er alle Erzählfäden zusammen. Die Protagonisten durchlaufen eine Entwicklung: Die traurige Anouk entdeckt die heilende Kraft der Freundschaft.

Fazit: 

Stefan Bachmanns Roman hat mich super unterhalten und mir viele  fesselnde  Lesestunden beschert. Besonders gut gefielen mir Stil und Sprache, vor allem der historische Teil. Außerdem fand ich die Geschichte durchweg spannend. Ich vergebe für „Palast der Finsternis“ 5 von insgesamt fünf möglichen Sternen und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!