Rezension

Hinterlässt Eindruck

Vakuum - Lukas Jüliger

Vakuum
von Lukas Jüliger

Bewertet mit 4.5 Sternen

Da denkt man, man liest eine hübsche kleine Graphic Novel über hübsche kleine Teenager an der Schwelle zum Erwachsenwerden und dann das. Dann kommt Vakuum.

Die Geschichte startet beschaulich. Sommer, ein langweiliger Teenager im letzten Schuljahr, ein Mädchen. Alles ist ruhig erzählt, die Farben haben wie bei alten Fotografien einen gedeckten Sepiaton. Auch das Kennenlernen der beiden Hauptcharaktere verläuft ruhig und unaufgeregt. Und dann passieren einige Dinge, die so gar nicht in das geschilderte Vorstadtidyll passen. Unter anderem der Selbstmord eines Jungen. Die Charaktere sind aber so mit sich selbst beschäftigt, dass sie diese Dinge nur am Rande zu interessieren scheinen. Alle bleiben seltsam ungerührt von Tod und Leid. Der Geruch seiner Angebeteten beschäftigt den namenlosen Erzähler der Geschichte mehr als Verbrechen und Tod. Auch Erzählton und Bilder bleiben durchweg ruhig. So wird die Geschichte nur inhaltlich immer verstörender. Alles andere vermittelt den trügerischen Eindruck von Normalität.

Jülingers Erzählung geht teilweise ins Surreale über. Er illustriert plötzlich nicht mehr das Geschehen sondern eine Vorstellung oder Gedanken der Protagonisten. Da er das nicht überstrapaziert sorgt es für schöne Momente bei lesen und anschauen dieser Graphic Novel. Den gedeckten Farbton der Bilder und die Skizzenhaften und doch detailreichen Zeichnungen mochte ich sehr gerne.

Zum Inhalt will ich gar nichts sagen. Das darf jeder selbst herausfinden. Das Ende dieser leider viel zu kurzen Geschichte ist auf jeden Fall ein Knaller. Von gespannt, über angeekelt bis fasziniert hat die Geschichte bei mir für alle möglichen Emotionen gesorgt. Ich habe mich gefragt, wie ich all die Vorzeichen, die in die Geschichte eingeflochten waren übersehen konnte! War ich blind? So viel deutet geschickt und wie nebenbei auf das Ende hin und doch hat es mich kalt erwischt. Ich finde aber, dass das in diesem Fall nicht gegen mich, sondern für die Geschichte spricht. Alles in allem ist Vakuum eine kleine aber feine Geschichte, ein bisschen abgedreht, schön anzuschauen und mit einem gewaltigen Finale, das Eindruck hinterlässt. Es lohnt sich.