Rezension

Historisch und rhetorisch gelungener Krimi-Lesegenuss

Donaudämmerung - Thomas Buchner

Donaudämmerung
von Thomas Buchner

Bewertet mit 5 Sternen

Mit Humor in richtigen Dosen und viel Gespür für die Menschen und ihre Sorgen führt Thomas Buchner den Leser hier durch die oberösterreichische Hauptstadt. Er lässt alle Schichten der Bevölkerung zu Wort kommen (genau so, wie sie sich auch damals ausgedrückt hätten!) und feilt behutsam an seinen Charakteren, die allesamt so ihre Eigenheiten und Liebenswürdigkeiten haben.

Im Linz des Jahres 1939 geht die Angst um. Der Nationalsozialismus erfasst Österreich langsam aber stetig, ein falsches Wort am falschen Ort kann böse enden. Die Worte Ariernachweis und Denunziation scheinen stets präsent zu sein. Außerdem wird es wohl Krieg geben. Hinzu kommt ein Mord, der dem zuständigen Inspektor (nein, neuerdings Kommissar) Josef Steininger Rätsel aufgibt.

Eine ältere Frau, Witwe, wird in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Schließlich stehen zwar alle anderen Personen aus dem Wohnhaus in Verdacht, jedoch haben alle Alibis. Eine Situation wie in “Mord im Orientexpress” scheint sich anzubahnen.

Doch im Gegensatz zum mehrfach verfilmten Roman von Agatha Christie spielt hier der “Mord in Südtirolerstraße 8”, so die Adresse der Toten, nicht ausschließlich die Hauptrolle. Vielmehr zaubert der Autor noch eine fast greifbare Atmosphäre drumherum, die er mit den schon angesprochenen fiktiven und realen Personen füllt. Als Historiker gelingt ihm dies wunderbar und immer mit dem nötigen Respekt und Fingerspitzengefühl.

Zu Beginn lernt der Leser zwangsläufig sehr viele Charaktere kennen, was ein bisschen verwirren kann. Nach der Eingewöhnung aber kann man gut miträtseln und sich am Ende von der Auflösung überraschen lassen. Ein trotz der damaligen Zeit nun aktuell angenehm zu lesender Krimi, der dank Glossar auch für Nicht-Österreicher gut verständlich ist.

Kommentare

hobble kommentierte am 15. Juli 2018 um 06:12

Klingt gut