Rezension

Historische Figuren, politische Ränkespiele, Familienehre und ein Mord

Grimms Morde - Tanja Kinkel

Grimms Morde
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm Grimm haben nach dem Sieg über Napoleon in Kassel einen schweren Stand, da sie als franzosenfreundlich gelten. Dennoch leben die Brüder ihren Beruf als Hofbibliothekare und die Freiheit die ihnen dies beschert, sich der deutschen Sprache und ihren Hausmärchen widmen zu können. Der sensible und kränkliche Wilhelm steht in Kontakt mit der adligen Jenny von Droste, die er aus der Ferne anschmachtet. Sie und ihre Schwester, die intelligente und damit verpönte Nette, haben sich an der Sammlung der Hausmärchen der Brüder beteiligt, allerdings auf andere Art und Weise als die beiden Männer glauben. Als dann eine der abgelegten Mätressen des verstorbenen Kurfürsten auf gleiche Art und Weise ermordet wird wie in einem von den Schwestern beigesteuerten Märchen, gerät der schroffe und unnahbare Jacob in Verdacht. Dies können die Damen nicht auf sich sitzen lassen, reisen nach Kassel und ermitteln, so wie es ihrem Stand und ihrer Zeit möglich ist, in der Kasseler Gesellschaft. Dabei kommt einiges ans Licht, was kein gutes Bild der politischen und Herrschersituation in Deutschland zur Zeit der vier wirft. 

Gerade das Frauenbild zu dieser Zeit lässt einen erleichtert aufatmen, in einer späteren Zeit geboren zu sein. Die Auflösung, weshalb Nette bei ihrer Familie und in der adligen Gesellschaft in Ungnade gefallen ist, ist jedoch für das Niveau, auf dem sich die Story bewegt, fast zu profan.

Wer gerne in vergangene Zeiten eintaucht und gerne Fiktion über historisch belegte Figuren liest, ist hier sehr gut aufgehoben und wird auf hohem Niveau unterhalten.

Das Cover ist künstlerisch sehr hübsch gestaltet, passt in die Zeit des Settings.