Rezension

Hm

Black Memory - Janet Clark

Black Memory
von Janet Clark

Hm.

Meine Mom hat Black Memory vor mir gelesen, hat es regelrecht verschlungen. "Das musst du lesen!" Und eigentlich haben wir bei Thrillern den gleichen Geschmack, also stieg meine Vorfreude - die bei dem Cover und Klappentext ohnehin schon da war -, noch etwas an. Und der Anfang hat mich auch wirklich mitgerissen. Eine Frau wacht mitten im indischen Ozean auf, halb verdurstet und ohne jegliche Erinnerung daran, wer sie ist. Anscheinend wird sie wegen Kindesentführung gesucht und sie wird verhaftet, sobald die Polizei sie findet. Menschen, die sie kennen, finden sie und bringen sie zurück nach London. Nur leider weiß sie nicht, wem sie vertrauen kann. Ihrem Ehemann Paul, der behauptet, sie habe ihre gemeinsame Tochter entführt? Ihrer angeblich beste Freundin Angela? Ihrem Portier Raphael? Ihrer Anwältin Moira? Ihrer Therapeutin Torenzo?

"Zögerlich, den Blick starr auf die geöffneten Türen gerichtet. Ihr Atem ist schnell, getrieben von der Angst, was sie im Inneren erwarten würde."
(Seite 39)

Die Suche nach dem Mädchen Bonnie ist zugleich auch eine Suche nach Clares Erinnerung. Was ist passiert, das so Schrecklich war, dass sie sich zwar an ihr medizinisches Wissen erinnern kann, nicht aber an ihr Leben, ihren Namen und ihre eigene Tochter? Und was hat das Ganze mit Bonnies Fähigkeit zu tun?

Genau, Fähigkeit. In der Kurzbeschreibung ist von Inselbegabung die Rede, aber das, was Bonnie und auch Clare tun, lässt sich medizinisch sicherlich nicht mehr erklären. Hier wird der Roman plötzlich von einem Mystery-Element erfüllt, dass für mich so gar nicht zu diesem Verlorene-Erinnerung-Thriller passen will. Klar, später wird das auf Sci-Fi-Ebene erklärt und scheint plötzlich nicht mehr ganz so unmöglich. Aber trotzdem. Mich hat es irgendwie gestört.

Die ersten 100 Seiten habe ich verschlungen und dabei immer wieder neue Vermutungen angestellt, wem Clare trauen darf und wem nicht. Tja, und danach war irgendwie die Luft raus. Das Rätselraten ging zwar weiter, aber für mich hat es von jetzt auf gleich die Spanung verloren. Hin und her überlegt habe ich beim Lesen: weitermachen oder abbrechen? Und dann, als ich es eigentlich für immer zuklappen wollte, auf den letzten 100 Seiten, zog die Spannung wieder an und es kam wieder etwas mehr Pfeffer in die Geschichte. Plötzlich hat mich wieder interessiert, was mit Clare und Bonnie passiert und ich war wieder gebannt von den möglichen Wendungen, die die Geschichte nimmt: Paul oder Raphael, wem soll sie vertrauen?

Und dann war die Geschichte plötzlich vorbei und ich blieb irgendwie unbefriedigt zurück. Das war's jetzt? Keine weiteren Erklärungen oder Ausführungen? Und was war jetzt dieses Trauma, wegen dem sie die Erinnerung verloren hat? Das ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Nein, ich bin nicht überzeugt. Black Memory hat wirklich stark angefangen, aber dann leider rapide nachgelassen. Es wirkt ein bisschen so, als wüsste es selbst nicht, was es sein will: Medizin-Thriller? Mystery-Thriller? Sci-Fi-Thriller? Psychothriller? Ich hatte mir doch deutlich mehr davon versprochen

(c) Books and Biscuit