Rezension

Hoch in den Himmel und das ganz ohne Engel!

Himmelsfern - Jennifer Benkau

Himmelsfern
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist allenernstes ROSA. Ich dachte ich werd nicht mehr, das passte ja so überhaupt nicht zu Jennifer Benkau. Die Feder find ich natürlich mega toll, aber das Rosa passt trotzdem nicht so super zur Geschichte.

Wer mich kennt weiß, ich liebe Jennifer Benkaus Art zu schreiben. Im Normalfall wenig jugendlich, sehr erwachsen und echt. Umso gespannter war ich auf Himmelsfern, ein Jugendbuch – ein ROSA Jugendbuch.

Hinter dem Klappentext lässt sich nicht allzu viel vermuten und genau das fand ich super. Es lies mich mit fast ohne Erwartungen an das Buch heran gehen.

Anfangs dachte ich: oh nein, Engel. Bitte nicht. Und umso erfreuter und überraschter war ich dann, als ich zusammen mit der Protagonistin herausfand, worum es wirklich geht.

Die Engel sind vom Tisch.

Stattdessen handelt „Himmelsfern“ von bisher eher unbeschriebenen Wesen. Was genau solltet ihr selber lesen, denn dieser „Aha“ – Effekt gibt dem Buch den gewissen Touch.
Die Protagonistin Noa überlebt einen Unfall haarscharf. Und dann verliebt sie sich. Doch der Junge, dem sie ihr Herz schenkt, hat nur noch zwei Wochen, bevor er dem Mensch sein vermutlich für immer den Rücken kehren muss. Lässt Noa sich auf die Liebe ein, obwohl sie weiß, dass man ihr in weniger als 2 Wochen das Herz aus der Brust reißen würde? Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Kann Noa die Angst vor Verbrennungen bekämpfen und letztendlich der rettende Anker für den Jungen den sie liebt sein?

Ich finde den Inhalt zusammenzufassen OHNE wirklich was zu verraten, ist diesmal wirklich übermäßig schwer.

Was jetzt nach einer total typischen Liebesgeschichte klingt, entpuppt sich als wirklich spannendes, mitreißendes Szenario.

Ihr wisst vermutlich selbst, dass ich absolut gar nicht auf Kitsch stehe und so kann ich euch beruhigen – Himmelsfern ist zu keiner Zeit kitschig oder auf die Liebesgeschichte fokussiert.
Viel mehr begeht man mit Noa zusammen Schritt für Schritt den Weg der Wahrheit und findet auch erst mit ihr zusammen heraus, was es mit den Jägern, dem Jungen den sie liebt und seiner Familie auf sich hat. Es bleibt fast das gesamte Buch über spannend.

Noa ist ein wirklich sympathischer Charakter. Sie ist nicht das typische Mädchen, das gerne in Jugendbüchern verwendet wird, sondern eher der taffe Typ, der weiß was er will.

Allerdings hat sie ebenso eine verletzliche Seite und einen gesundes Misstrauen gegen all die Dinge die sich ereignen. Magie und Zauberei? Steine in denen man Nachrichten hinterlassen kann? So was gibt es doch nicht.

Noa macht eine interessante und glaubwürdige Entwicklung durch und am Ende kann man nicht anders, als mit ihr zu hoffen und zu fiebern und letztendlich zu trauern.

Alle anderen Charaktere weisen ebenfalls viele tolle Merkmale auf, die sie einzigartig machen. Eine handfeste Vergangenheit, viele Charakterzüge und tolle Wortgefechte – außerdem wissen wir ja bereits, dass Jennifer Benkau nicht davor zurückschreckt, ihre Charaktere auf der Strecke zu lassen.

Alles in allem war Himmelsfern für mich eine mehr als positive Überraschung, die mich nach der letzten Seite mit pochendem Herzen und einer Gänsehaut zurückgelassen hat. Ganz anders als alles bisherige, aber nicht schlechter. Wer interessante Charakter, ein liebevolles Setting und viel Tiefe zu schätzen weiß, der ist mit Himmelsfern wirklich gut beraten. Himmelsfern bekommt von mir 4,5 Federn. (Außerdem ist es ein Einzelband! )