Rezension

Hochaktueller Politthriller

Drei Brüder - Jörg H. Trauboth

Drei Brüder
von Jörg H. Trauboth

Bewertet mit 5 Sternen

"...Das Geschenk des Fliegens ist nur geliehen und verlässlich, solange der Mensch und die Technik funktionieren..."

 

Ein amerikanisches Flugzeug wurde über Afghanistan abgeschossen. Die Navy Seals bitten das Kommando Spezialkräfte um Unterstützung. Deshalb nehmen Hauptmann Marc Anderson, Hauptfeldwebel Thomas Heinrich und Feldwebel Tim Nader am Einsatz teil. Sie sind erfolgreich, doch das ist erst der Anfang der Prüfungen.

Der Autor hat einen fesselnden und hochaktuellen politischen Thriller geschrieben.

Im ersten Kapitel lerne ich die drei Protagonisten und ihre Stärken kennen. Marc arbeite absolut professionell. Er wird von seinen Untergebenen nicht nur akzeptiert, sondern geachtet. Er ist ehrgeizig, aber nicht überheblich. Meinen besonderen Respekt hat er sich erworben, weil er seine Fähigkeiten realistisch einschätzt, eigene Fehler analysiert und die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Thomas ist groß und kräftig und gilt als Sprengstoffspezialist. Tim ist klein, zäh und durchtrainiert. Die Drei wissen, dass sie sich blind aufeinander verlassen können. Zwischen Thomas und Tim hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt.

Das Buch besteht nach dem einführenden Kapitel im Prinzip aus drei Teilen. Eine zweite Operation führt die drei Brüder, diese Bezeichnung ist bei der KSK üblich, in den Nordirak. Dort treffen sie auf den IS und kommen nur knapp mit dem Leben davon. Kurze Zeit verdingen sie sich als Personenschützer, bevor sie wieder gefordert werden.

Das Buch lässt sich angenehm lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das lag nicht nur an der spannenden Handlung, sondern auch an den vielfältigen Informationen, die geschickt in das Geschehen integriert wurden. Der Autor versteht es, den Spannungsbogen hoch zu halten. Auch wenn das Zwischenstück in Köln fast geruhsam erzählt wird, wird schnell klar, dass hier die Wurzeln für das kommende Geschehen und die Grundlagen für den weiteren Handlungsablauf gelegt werden.

Der Autor zeigt genau den Weg auf, der bei einer Bedrohung Deutschlands zu gehen ist. Vor jeden militärischen Handeln kommt es zu einer Analyse der Situation von den dafür Verantwortlichen im sogenannten Krisenkeller. Auch der Ablauf einer Befreiungsaktion wird detailgenau geplant und geübt. Eigentlich kann nichts schief gehen. Doch das Leben spielt anders, wie die Geschichte zeigt.

Der Schreibstil ist der jeweiligen Situation angepasst. Wenn Marc seinem Auftraggeber erläutert, wie er sich vor einer Entführung schützen kann und was im Fall der Fälle zu tun ist, geschieht das sachlich sowie fachlich fundiert. Auch die Darlegung des Psychologen über die drei Brüder erfolgt als sachliche Aufstellung von Fakten. An anderen Stellen werden sehr emotionale Punkte angesprochen. Die Gedanken des abgestürzten Piloten, der auf Hilfe wartet, gehören genauso dazu, wie Thomas` Mitleid mit einem verletzten Hund. Die Betroffenheit der Politiker über die fehlgeschlagene Aktion ist mit den Händen greifbar. Ein Gefühl durchzieht den Roman von Anfang bis Ende. Es ist das Gefühl der Angst. Angst vorm Fliegen,Todesangst in der Wüste, Angst, sich selbst zu verlieren, sind nur einige Beispiele dafür. Im Gegensatz zu manchen anderen Büchern werden hier aber auch Ratschläge geben, wie man mit Angst umgeht und sie in mehr oder weniger den Griff bekommt. Natürlich unterstützt der Schreibstil ebenfalls rasante militärische Operationen. Völlig anders lesen sich dann Marc` Gedanken beim Fliegen. Sie stehen für Freiheit und Können, für den Blick in die Weite. Obiges Zitat stammt von diesen Seiten. Natürlich kann Marc selbst dort die Gefahren nicht ganz ausblenden. Er kann eben nicht aus seiner Haut. Knallhart sind die Fakten, die über den IS, seine Ziele und sein Vorgehen in der Geschichte verpackt sind. Sie zeugen von puren Fanatismus, gepaart mit Herrschsucht und Alleinvertretungsanspruch.

Es gäbe noch viel über das Buch zu sagen, aber einerseits würde das den Umfang einer Rezension sprengen, zum anderen bleibt es so dem zukünftigen Leser überlassen, weitere Feinheiten der Geschichte zu entdecken.

Ausführliche Anmerkungen trennen Realität von Fiktion. Ein Glossar und ein Personenverzeichnis vervollständigen das Buch.

Das Cover mit den drei Elitesoldaten auf roten Untergrund passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat es verstanden, politische Zusammenhänge in einer spannenden Geschichte zu verpacken. Außerdem hat er am Beispiel der drei Brüder den Elitesoldaten ein menschlichen Gesicht gegeben und gezeigt, dass sie trotz des harten Jobs Wünsche und Sehnsüchte haben wie alle anderen auch.