Rezension

Hoffen und Bangen, Vertrauen und Verrat

Seit du tot bist - Sophie McKenzie

Seit du tot bist
von Sophie McKenzie

Zum Inhalt:

Vor acht Jahren mussten Geniver und ihr Mann Art einen schrecklichen Schicksalsschlag hinnehmen. Ihre Tochter Beth verstarb im Mutterleib und kam somit tot zur Welt. Bis heute hat Gen dieses Erlebnis nicht richtig verarbeiten können.

Als dann eine fremde Frau vor ihrer Haustür steht und behauptet, dass das Kind noch lebt, weiß Gen nicht mehr ein noch aus. Kann das möglich sein? Und wenn ja, wie und warum? Und vor allem: Wer steckt dahinter?

Meine Meinung:

"Dein Mann, deine Familie, deine Freunde. Du vertraust ihnen blind.
Tu es nicht!" (Buchrücken)

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir schwer, die Entwicklung der Ereignisse schritt für meinen Geschmack zu langsam voran. Ich weiß zwar nicht, wie ich in so einer Situation reagieren würde (möchte auch nicht mal im Ansatz daran denken, dass mir so etwas passieren könnte), aber ich konnte nicht wirklich nachvollziehen, warum Geniver sich so stark von ihrem Umfeld beeinflussen lässt und so lange braucht, um Nachforschungen anzustellen. Von einigen halbherzigen Versuchen mal abgesehen. Denn die Hoffnung, dass an der Aussage der Frau etwas dran sein könnte, keimt vom ersten Moment an ihr auf. Was ich auch durchaus verständlich finde…

Nachdem ich mich also mehr oder weniger durch das erste Drittel des Buches gekämpft hatte, und auch schon mit dem Gedanken spielte, es beiseite zu legen, überschlugen sich (endlich) die Ereignisse. Verdachtsmomente kamen auf, Spuren wurden verfolgt, Hintergründe erforscht. Kurzum: So ab Seite 180 wurde das Buch für mich zu einem Pageturner. Ich wollte und konnte es nicht mehr aus der Hand legen, wollte wissen, was da nun los ist. Ob das Kind von Gen und Art noch lebt. Und wenn ja, wo und wie es dazu kam. Ich habe mit Gen gelitten und Hoffnung geschöpft, war zusammen mit ihr traurig und wütend, habe aber zwischendrin auch an Gens Psyche gezweifelt.

"Ich bin mir sicher, dass sie glaubt, was sie gesagt hat.
Ich sitze auf der untersten Stufe, den Kopf in die Hände gestützt. Eine Minute vergeht. Dann noch eine. Bald wird es elf Uhr sein. Die Gelegenheit, mehr zu erfahren, wird bald vorüber sein. Ich bin mir praktisch sicher, dass sie nicht recht hat, aber dennoch ist da dieser kleine Zweifel, der sich wie ein Riss in mir ausbreitet, wie Gift durch meine Adern jagt.
Ich stehe auf. Ich greife nach dem Schlüsselbund und der Tasche. Ich habe keine Wahl. Ich muss erfahren, was sie glaubt. Und warum." (Seite 36)

Während des Lesens habe ich mir natürlich immer wieder die Fragen gestellt, wie und ob das alles sein kann, und wenn ja, wer dahinter steckt. Die Autorin hat dafür gesorgt, dass mir so ziemlich jeder im Laufe der Geschichte suspekt vorkam – mal mehr, mal weniger. Ich selbst hatte ab einem gewissen Punkt eine Vermutung und diese hat sich auch als richtig herausgestellt. Warum, wieso, weshalb dann aber alles so war, wie es war, darauf wäre ich nie im Leben gekommen.

Auf alle aufkommenden Fragen erhält man im Laufe des Buches die entsprechenden Antworten und kann das Buch mit dem Gefühl des Verstehens und ruhigen Gewissens zuschlagen. Wobei so ruhig nun auch wieder nicht. Denn die letzten zwei Seiten des Buches haben für mich den Thrill in diesem Thriller ausgemacht, der eigentlich kein richtiger Thriller für mich war. Was auf diesen Seiten geschrieben steht? Nun, das müsst ihr schon alleine herausfinden. ;)

Wie gesagt, ein richtiger Thriller ist dieses Buch für mich nicht. Ja, es ist spannend ud es gibt überraschende Wendungen, aber für einen waschechten Thriller reicht mir das nicht. Dennoch hat mir die Geschichte im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, und auch für Angst und Schrecken gesorgt – ein "Thriller light" sozusagen, für den ich, aufgrund des holprigen Starts, 4 Herzen vergebe. Ansonsten wären es die vollen fünf.