Rezension

Hoffnungslose Stille

Die andere Hälfte der Hoffnung
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Walentyna wartet auf die Rückkehr ihrer Tochter aus Deutschland. Seit Monaten hat sie nichts mehr von ihr gehört. Sie scheint spurlos verschwunden – wie viele andere Studentinnen, die angeblich ein Stipendium in Deutschland erhalten haben. Valentina lebt dagegen in der verbotenen Zone von Tschernobyl, ihrer alten Heimat. Um dem trostlosen Warten und dem bitterkalten Winter zu trotzen und die Hoffnung nicht zu verlieren, beginnt Valentina ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. In Deutschland versteckt währenddessen Martin Lessmann eine junge osteuropäische Frau vor ihren Verfolgern. Als sie sich kurz darauf die Pulsadern aufschneidet, rettet er sie ein zweites Mal – und erfährt Ungeheuerliches. Zeitgeschichte packend aufbereitet - ein Roman der Spuren hinterlässt!

Das Cover mit dem roten Handschuh und dem Stacheldraht passt für mich nicht ganz zur Story, sieht aber auf jeden Fall ansprechend aus. Insgesamt bietet der Inhalt aber mehr als das relativ schlichte Cover verspricht.

Gesamtidee und Protagonisten sind für mich sehr überzeugend. Vor allem Leonid und die besorgte Mutter Walentyna sind sehr gut herausgearbeitet.

Mit sehr viel Liebe zum Detail und großem Interesse an den geschichtlichen Hintergründen zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erzählt Mechtild Borrmann von den Auswirkungen auf Menschen, Familien und der Gesellschaft in der Ukraine. In einem zweiten Erzählstrang sucht der junge Milizbeamte Leonid nach verschwundenen Mädchen, die aus der Ukraine nach Deutschland reisten um ein neues, hoffnungsvolles Leben zu beginnen. Verschiedene Erzählstränge laufen alle irgendwie zusammen. Übersichtlich und verständlich.

Die Tagebucheinträge einer Zeitzeugin sind sehr intensiv und umfangreich recherchiert und sehr interessant zu lesen. So wird nicht nur von den unerträglichen Zuständen nach dem Unglück im Kernkraftwerk sondern vor allem von Menschen erzählt, die ums pure Überleben kämpfen mussten.

Den einzigen Wehrmutstropfen macht für mich das Ende der Geschichte aus. Da hätte ich mir gut und gern ein paar Seiten mehr gewünscht.

Fazit: Ein spannender, emotionaler zeitgeschichtlicher Roman über ein Thema, das doch sehr vertuscht wurde.