Rezension

Horror vom Feinsten

Zwielicht Classic 12 - Michael Schmidt

Zwielicht Classic 12
von Michael Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

Ich vergaß den Finger, es störte mich ja nicht, dass er nicht da war. Mechthild versteckte die linke Hand oft in der Jackentasche, das ging nicht mehr, wenn es so richtig heiss wurde und wir nur in kurzen Ärmeln herumliefen.

14 Horrorgeschichten (und 2 Artikel) auf durchgehend hohem Niveau - auch wenn einem die ein oder andere vielleicht mal nicht ganz so zusagt, sind sie schon klasse geschrieben.

Hier kommt einfach jeder auf seine Kosten, es geht u.a. um Kröten, Werwölfe, Kindsmörderinnen, spirituelle Reisen, mystische Endstationen oder einfach nur um Sand.

Hervorheben möchte ich Karin Reddemann, die nicht nur mit ihrer lebensnahen und deswegen umso mehr unter die Haut gehenden, Geschichte "Zeit der Kniestrümpfe" vertreten ist, sondern auch im Anhang mit Ihrem Artikel "Die dunklen Musen". Hierin geht es von der Gräfin Bathory, über den Serienmörder Gilles de Rais bis hin zu den mordenden Frauen von Nagyrev um den realen Horror. Obwohl mir die Meisten schon bekannt waren, hat mich der Artikel absolut gefesselt und einmal mehr bewiesen, wie großartig diese Frau schreiben kann.

Ein weiteres Highlight war für mich "Sand in den Augen" von Achim Hildebrand, der für viele auch kein Unbekannter mehr sein dürfte. Obwohl sie ein wenig SciFi-lastig und damit eigentlich weniger mein Genre ist, hat sie mir heftige Gänsehaut beschert und noch lange nachdenklich zurückgelassen.

Ja, wie sagte schon der Meister so schön, es sind die alltäglichen Dinge, die einem am meisten Furcht einflössen können. Was hier so manches Mal bewiesen wurde.

Normalerweise lese ich bei Kurzgeschichtensammlungen mal hier mal da eine, worauf ich grade Lust habe. Diese Sammlung konnte ich, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen. Irgendwann habe ich sogar chronologisch Geschichte auf Geschichte gelesen.

Fazit: Ich war schon lange neugierig auf die Zwielicht und Zwielicht Classic Reihe. Jetzt bin ich mit dem aktuellen Band 12 der Zwielicht Classics begonnen und die hatte mich sofort in ihren Fängen.
Ich freue mich schon darauf, mich langsam Stück für Stück durch die Bände zu lesen und hoffe, dass der Hrsg. Michael Schmidt dieses Werk noch lange fortsetzen wird.