Rezension

Humorvoll und kurzweilig

Überleben ist ein guter Anfang - Andrea Ulmer

Überleben ist ein guter Anfang
von Andrea Ulmer

Bewertet mit 3 Sternen

Brustkrebs, Metastasen in den Knochen, unheilbar. So lautet die Diagnose von Anja, die Ende 40 ist, als sie sich auf Drängen ihres Mannes einer Selbsthilfegruppe anschließt. Dort pflegen die Frauen einen erfrischend unverkrampften Umgang miteinander und schon bald werden die regelmäßigen Treffen zu Anjas Wochenhighlight. Schließlich plant die 84jährige Sieglinde, das älteste Mitglied der Gruppe, eine Weltreise.

„Sie hat gesagt, dann sitzt man da und hat sich nie was getraut. Aber es passiert einem trotzdem was Schlimmes, und man wird krank. Da hätte man sich genauso gut was trauen können, und es hätte sich zumindest gelohnt.“ (S. 85)

Doch Sieglinde verstirbt, bevor sie sich auf den Weg machen kann und so beschließen die anderen Gruppenmitglieder an ihrer Stelle die Weltreise anzutreten. Dabei besuchen sie Südfrankreich, besichtigen den Grand Canyon und die Anden, bereisen Australien und Indien und beenden ihren ganz besonderen Selbsterfahrungstrip in Ägypten.

Ein ernstes Thema und bei Anjas Diagnose geht man als Leser davon aus, dass es sich bei diesem Roman um kein fröhliches Buch handeln kann. So haben einzelne Frauen der Selbsthilfegruppe auf der Reise auch tatsächlich mit gesundheitlichen Problemen oder mit Schwierigkeiten der zuhause gebliebenen Familienangehörigen zu kämpfen. Die Probleme werden zur Kenntnis genommen, wenn nötig behandelt oder es wird gehandelt und dann geht die Reise weiter. Dabei tauchen gelegentlich auch ernstere Gedanken und Dialoge auf.

„War es das, was der Krebs mit einem machte? Er knapste gar nicht vom hinteren Ende des Lebens ein paar Jahre ab, in denen man sich ohnehin mit allerlei Wehwehchen herumgeschlagen hätte. Er stahl einem die Jahre davor, in denen man sich noch fit und gesund hätte fühlen können, und versetze einen schlagartig in die Wehwehchen-Phase, von der man geglaubt hatte, sie läge noch weit in der Zukunft. Krebs war ein ziemlicher Arsch.“ (S. 120)

Doch bevor sich beim Leser Betroffenheit einstellen kann, sorgen die Protagonistinnen mit ihrem Humor und Lebenswillen dafür, dass es mit einem Schmunzeln weiter gehen kann. So herrscht in diesem Roman dauerhaft eine positive Grundstimmung, die einen mit einer nur gelegentlich etwas getrübten Leichtigkeit durchs Buch führt. Dadurch betrübt einen das Buch zwar nicht, aber es berührt auch nicht.

Die Charaktere bleiben eher oberflächlich und klischeehaft, was ich ihnen beim Lesen allerdings nicht so recht übel nehmen kann, weil ich mir insgeheim wünsche, dass Krebspatientinnen auf die geschilderte Art mit ihrer Erkrankung umgehen können. Stellvertretend für alle realen Krebspatienten, wünscht man den Protagonistinnen alles Gute und so ist es auch angenehm zu beobachten, wie sich einige Charaktere auf dieser Reise weiter entwickeln und die Gruppe noch näher zusammenwächst.

„Entweder man verbrachte jede freie Minute damit, sich selbst leidzutun, oder man machte halt das Beste aus dem, was man hatte.“ (S. 265)

Unangenehm und überzogen fand ich hingegen die Darstellung der daheim gebliebenen Familienangehörigen und das übertriebene Geglucke der Frauen dieser Selbsthilfegruppe. Männer kommen in diesem Buch nicht wirklich gut davon.

Das Buchcover finde ich optisch zwar ansprechend, aber es scheint mir nicht passend gewählt. Es ist mir für den Inhalt zu verspielt und auf den Bildern scheinen Menschen einer Altergruppe abgebildet worden zu sein, die mit der des Buches nicht übereinstimmt.

„Überleben ist ein guter Anfang“ basiert auf dem Schicksal der Mutter der Autorin. Deren trotz Krebserkrankung sehr positiver Lebenseinstellung wollte sie in dem Roman ein Denkmal setzen. Ich denke, das ist Andrea Ulmer gelungen auch wenn es sich bei diesem Buch eher um leichte Unterhaltung ohne all zuviel Tiefgang für zwischendurch handelt.