Rezension

Ich bin etwas im Zwiespalt

Love, Simon (Nur drei Worte - Love, Simon) - Becky Albertalli

Love, Simon (Nur drei Worte - Love, Simon)
von Becky Albertalli

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin etwas im Zwiespalt. Einerseits kann ich verstehen welche Beweggründe die Autorin hatte und das sie es wirklich gut meint mit ihrer Geschichte. Andererseits finde ich das sie oftmals sehr mit der Holzhammer Methode vorgeht. Ständig wird einem vor Augen gehalten das es soo wichtig ist, das Beziehungen gleich behandelt werden. Es werden dabei auch wichtige Fragen aufgegriffen, Vor allem das es eben keine Rolle spielen sollte,wen man liebt und das es ärgerlich sein kann, das eigentlich jeder ein Coming Out erwartet, aber ein Heterosexueller seine Sexualität nie thematisieren muss. Aber mich hat eben die Umsetzung dieser Grundsätze nicht überzeugt. Das war dermaßen moralisch aufgebauscht. Ich finde das haben andere Romane in dieser Richtung besser gelöst. 
Es ist natürlich schwierig, denn momentan muss man das Ganze immer wieder Thematisieren damit sich überhaupt etwas ändert. Für mich war der Roman vor allem für Jugendlich geschrieben, die sich damit auseinander setzen das z.B Freunde Homosexuell sind und sich Fragen ob das ok ist oder nicht. Ich finde das man kritische Fragen auch anders aufwerfen kann. 

Die Liebesgeschichte selbst fand ich aber auch sehr schön und romantisch. Das hat mein Herz erwärmt. *gg* Es ist einfach so schön, welche Nähe die beiden Jungs zu einander aufbauen. In den Emails wird auch deutlich, das es für Teenager allgemein schwierig sind kann, sich zu öffnen. Es ist einfacher sich jemand Fremden ohne Gesicht anzuvertrauen. Außerdem ist es einfach amüsant, wie Simon versucht heraus zu finden, wer Blue sein könnte. Außerdem hat er einfach tolle Freunde und ich fand die Gruppe realistisch beschrieben, Hier merkt man das die Autorin mit Jugendlichen gearbeitet hat. Es hatte an ein paar Stellen etwas von "The Perks of Beeing a Wildflower" von Stephen Chbosky. Seine Freunde und seine eigenen Verrücktheiten, seine ganze Familie, das habe ich gerne gelesen und fühlte mich gerade dann auch sehr wohl mit der Geschichte. 
Toll fand ich auch, das man immer wieder Einblicke in die Emails zwischen Blue und Simon bekommt. Außerdem macht es einfach Spaß gemeinsam mit Simon zu überlegen, wer Blue sein könnte. Charmant dabei ist für mich ja Simons Oreokekssucht, die auch an den Kapitelanfängen, durch Illustrationen aufgegriffen wird. 

Insgesamt bleibt der Roman aber eher an der Oberfläche. Leider gibt es die Obligatorischen Vorurteile und Probleme, die nicht sehr originell eingebunden werden. Manchmal fände ich es schön, wenn ein Roman mit Homosexuellen Jugendlichen den Fokus nicht so auf diese Problematiken legen würde.
Einerseits realistisch, andererseits kommt man damit aber auch keinen Schritt voran - finde ich. 
Eigentlich kritisiert die Autorin dass das Coming Out immer noch  so ein großes Thema ist und macht es dann selbst zu einem. Da widerspricht sie sich leider und das fand ich irgendwie doof. Ich denke sie wusste selbst auch nicht so ganz, wie sie das nun auflösen soll. Mich hat das etwas gewundert, da es ältere Romane gibt z.B Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel, die das weit besser gemacht haben. Allerdings kenne ich die Situation in den USA dazu zu wenig. 

Ich persönlich würde den Roman tatsächlich eher Teens empfehlen, die eben nicht Homosexuell sind, denn ich finde es ist vor allem eine Aufforderung an die Gesellschaft endlich mal wirklich um zu denken. Dann wird es sicher auch irgendwann kein Genres der Coming Out Romane mehr geben müssen.