Rezension

"Ich bin kein Serienkiller" von Dan Wells

Ich bin kein Serienkiller - Dan Wells

Ich bin kein Serienkiller
von Dan Wells

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Du spürst, da ist etwas Böses in dir. Deine Freunde behaupten, es sei bloß Einbildung. Aber du weißt es besser. Du versuchst es mit allen Mitteln zurückzuhalten. Verbietest dir selbst den Kontakt zu Mädchen, besuchst den Psychotherapeuten, hältst dich stets unter Kontrolle. Doch niemand kann dir helfen. Denn diese dunkle Gewissheit ist da. Eines Tages wird es ausbrechen. Du wirst zum Serienkiller werden. Die Frage ist nur – wann?
[ Quelle: Piper ]

MEINE MEINUNG
Bei diesem Buch handelt es sich um eines, das schon lange Zeit auf meiner Wunschliste stand. Irgendwo hab ich das mal gesehen und das Cover hat mich sofort angesprochen. Hinzu kam, dass das Buch einfach mal eine etwas andere Aufmachung hatte, mit diesen unterschiedlich langen Seitenkanten... Ich war so neugierig und dann auch noch dieser tolle Klappentext. Ein Must-Read für mich.
Und dann hatte ich es endlich in der Hand und ich hab mich sofort in die Geschichte gestürzt. Und manchmal habe ich ganz komische Anwandlungen und lese mir Rezensionen zum betreffenden Buch immer erst dann durch, wenn ich mit dem Lesen schon angefangen habe. So auch hier. Und da sind mir dann einige negative Rezensionen ins Auge gesprungen, die daher rühren, dass der Klappentext nichts davon erahnen lässt, dass in diesem Buch etwas Übernatürliches vorkommen würde. Da war ich dann anfangs irgendwie ein wenig traurig. Ich hatte mir mal wieder einen spannenden Thriller erhofft, einen, der ganz ohne irgendwelche Monster oder etwas anderes Paranormales auskommt. Tja, leider falsch gedacht...

John ist 15 Jahre alt, lebt gemeinsam mit seiner Mutter in einem kleinen beschaulichen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Seine Mutter führt gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester das örtliche Bestattungsinstitut, daher ist John es von Kindheitsbeinen gewöhnt, Leichen zu sehen und mit ihnen umzugehen. Doch John ist anders als seine Freunde. Sein größtes Interesse gilt den berühmtesten Serienmördern der Geschichte. Er liest von ihnen, er schreibt sogar seine Referate rund um dieses Thema. Seine Mutter und sein bestern Freund finden das zwar beunruhigend, sehen dadurch aber noch keine Gefahr für John oder seine Umwelt. Trotzdem wird er von seiner Mutter zum Psychologen geschickt, der bei John die Diagnose aufstellt, dass es sich bei ihm um einen Soziopathen handelt. John hat daher keine Gefühle und kann diese auch bei seinen Mitmenschen nicht begreifen. Ihm ist klar, dass in ihm ein Monster lebt, das ihn selbst zum Mörder machen kann.

Und dann geschieht in dem kleinen Ort ein Mord und John ist klar: da ist ein Serienkiller unterwegs. John wird von ihm magisch angezogen und findet schnell heraus, dass es sich bei diesem Killer nicht um einen Mensch handelt, sondern um einen Dämon, der die Opfer umbringt, um sich deren Organe einzuverleiben. Und als wäre das nicht genug, weiß John auch ganz genau, wer der Killer ist, denn er kennt ihn gut.

Als ich erfahren habe, dass es in dem Buch um einen Dämon geht, war ich mit dem Lesen noch nicht so weit fortgeschritten. Die ersten 100-150 Seiten handelt es sich um einen ganz normalen Thriller. Man lernt die Charaktere kennen, ein Mord geschieht, die Stadt bricht in Panik aus. Wer hier immer noch nicht weiß, auf was er sich einlässt, der wird bestimmt echt etwas enttäuscht sein, wenn dann der Dämon auftaucht. Allerdings muss ich sagen, dass mir die Geschichte trotzdem gut gefallen hat, da ich ja vorher vorgewarnt war.

John ist (so blöd, wie sich das auch anhören mag) ein lieber Junge, da er weiß, welches Risiko er birgt, aber genau weiß, was richtig ist und was falsch. Er weiß zwar, welches Monster in ihm lauert, doch er will diesem Monster nicht die Macht über sich geben. Er ist fasziniert vom Tod und ein Teil von ihm möchte auch unbedingt selbst die führende Hand sein, doch ein anderer Teil von ihm möchte genau das verhindern. Hierfür hat er sich sogar strenge Regeln aufgestellt, um nicht in Versuchung zu kommen.

Obwohl das Buch nur von wenigen Charakteren lebt, konnte Dan Wells diese mir alle nahe bringen. Ich möchte sicher keinen Menschen töten, aber Johns Faszination für das Böse und im Speziellen Serienkiller kann ich verstehen, da auch ich viel über dieses Thema gelesen habe. John drückt das selbst im Buch ganz gut aus: das Böse ist immer interessant.
Dan Wells Schreibstil unterstützt die ganze Geschichte wunderbar. Er schreibt leicht und ohne großen Schnickschnack, was einem einen wundervollen, flüssigen Lesefluss ermöglicht. Wells erzählt seine Geschichte aus der Sicht von John, womit er natürlich astrein zur Geltung bringen konnte, welche inneren Konflikte John durchsteht. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass eigentlich ganz gut deutlich wird, dass John zu keinerlei Gefühlen fähig ist. Daher kann ich nicht behaupten, dass dessen Gefühle gut nachvollziehbar dargestellt sind, aber genau darauf kommt es hier ja an. Dafür hat Dan Wells meinen größten Respekt.

FAZIT
Dan Wells hat mit seinem Auftakt zur Serienkiller-Reihe ein unkonventionelles, aber wirklich gutes Buch geschrieben. Wenn man sich einmal an den Dämon-Gedanke gewöhnt hat und sich auf die Geschichte einlässt, wird man ganz wunderbar gruselige Lesestunden erfahren (wunderbar für Halloween, das ja unmittelbar bevorsteht). Und abgesehen vom Mörder in Dämongestalt taucht das Buch nicht tiefer ins Fantasy-Genre hinein. Mich konnte Ich bin kein Serienkiller überraschen und ich werde auf jeden Fall auch die nächsten Teile lesen.