Rezension

"Ich bin nicht wirklich tot, aber ich lebe auch nicht wirklich."

Abschied für immer und nie
von Amy Reed

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17-jährige Evie Whinsett führte bis vor einem Jahr das Leben ihrer Träume. Sie war Cheerleader und hatte in Will den perfekten Freund. Von dieser Zeit ist ihr nur eines geblieben: Will. Dafür hat sie etwas bekommen, was sie nicht wollte: Krebs in Form des Ewing-Sakroms. Es steht schlimm um sie. Trotz aller Versuche der Ärzte, trotz aller Chemo-Zyklen, es nützte alles nichts - Evie wird nach Ansicht der Ärzte nicht mehr lange leben. Selbst Evie erkennt die Zeichen, hat sie doch mittlerweile ein Einzelzimmer auf der Station erhalten (weil niemand mit einer Sterbenden in einem Zimmer sein soll). Doch noch ist es nicht vorbei, noch lebt Evie und sie hat Freunde auf der Station, Freunde, die sie im wahren Leben niemals getroffen hätte. Da ist die gleichaltrige Stella Hsu, die vor ihrer Erkrankung in einer Mädchen-Punk-Band war und auch während ihrer Behandlung ihren rebellischen Geist nicht ruhen lässt und der 15-jährige Caleb, der an einem Gehirntumor leidet, meist jedoch klar und bei Kräften ist.

 

Evies Familie (ihre Eltern und ihre Schwester Jenica) und Freunde halten zu ihr, doch bricht es ihnen das Herz, dass sie ihr nicht helfen können. Als auch noch Metastasen bei Evie entdeckt werden, stirbt jede Hoffnung, die sie noch hatten. Zwar schlägt ihr Arzt weitere Behandlungsmethoden vor, doch die Überlebenschancen sind so gering, dass Evie dies ablehnt, sie will nicht noch mehr leiden, sondern nur so schmerzlos wie möglich sterben. Stella jedoch ist nicht bereit, Evie so einfach gehen zu lassen. Zusammen mit ihrem Freund Vincent entführt sie Evie aus der Klinik und gemeinsam erleben sie einen verrückten Abend in San Francisco.

 

Doch dieser Ausflug hat drastische Folgen. Es erscheint wie ein Wunder, aber tatsächlich bessert sich Evies Erkrankung rapide, sodass sie kurz darauf als gesund entlassen wird. Stellas Zustand jedoch, die an Leukämie erkrankt ist, verschlechtert sich und schlussendlich gelinkt es den Ärzten nicht, ihr Leben zu retten. Als Evie nach Hause kommt, erwartet sie Stellas Vermächtnis in Form von einem Päckchen voller Gras. Ab diesen Tag ist nichts mehr, wie es war - die Evie von "vorher" verschwindet immer mehr und zu Tage tritt eine Evie, die bisher noch niemand kannte. Wie wird ihre Umwelt auf ihre Veränderung reagieren?

 

 

"Ich bin nicht wirklich tot, aber ich lebe auch nicht wirklich." Der Plot wurde sehr einfühlsam und abwechslungsreich erarbeitet. Beeindruckt hat mich zurückgelassen, wie sich das Vermächtnis Stellas auf das komplette Leben von Evie auswirkt, ohne dass offensichtlich ist, wo ihr Weg enden wird. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. Protagonistin Evie ist zu Beginn des Buches einfach "Everybodys Darling", doch nach der wundersamen Heilung offenbart sich, dass in ihr wohl schon immer mehr steckte, als es den Anschein hat. Ebenso begeistert hat mich die Figur der Stella, die leider recht früh verstorben ist, deren "Geist" jedoch noch lange nach ihrem Ende über Evie schwebt. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, sodass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen konnte, sondern es am Stück lesen musste - ich hätte sonst keine Ruhe gehabt.