Rezension

Ich fand einfach keinen Zugang zu der Geschichte

Der Sommer der silbernen Wellen - Amanda Howells

Der Sommer der silbernen Wellen
von Amanda Howells

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich fand einfach keinen Zugang zu dem Buch, weder zu der Handlung noch zu den Charakteren. Sie haben mich nicht berührt und konnten mich nicht fesseln. Ich hatte keinerlei Probleme damit, das Buch beiseite zu legen, habe es auf eine merkwürdige Distanz gelesen und eigentlich waren mir vor allem die Charaktere ziemlich gleich. Dabei habe ich mich jedoch nicht durch das Buch gequält, der Schreibstil ist flüssig und die Handlung nicht direkt nervtötend, sodass ich schon glaube, dass sie andere fesseln könnte.
Im letzten Drittel wurde es dann besser, auch weil die Charaktere endlich Tiefe bekamen und sich weiterentwickelten, aber das konnte auch nicht meinen Eindruck von den 250 Seiten davor (ja, ich weiß, das ist jetzt mathematisch nicht ganz korrekt) revidieren.

Die Protagonistin Mia ist irgendwie ... widersprüchlich. Einerseits weiß sie, dass sie oft schwimmen geht und somit durchaus trainiert ist, andererseits lässt sie sich von ihrer Mutter Minderwertigkeitskomplexe einreden, weil sie nicht zart wie eine Elfe ist. Darüber könnte ich aber noch hinwegsehen, weil ich weiß, dass sowas wirklich funktioniert.
Aber außerdem ist sie immer ein wenig wankelmütig. Sie mag das gestelzte, überhebliche Upper Class-Rich Girl-Leben ihrer Cousinen nicht, hat dann aber doch Komplexe, weil sie nicht so ist wie diese Mädchen und tut alles, um dazu zugehören und imitiert teilweise dieses affektierte Verhalten. Wenn sie dann endlich mal sauer auf ihre Cousine ist, weil die sie auf einmal ganz anders behandelt, arrogant und abweisend ist, ist Mia kurz darauf wieder nett zu ihr und gibt ihr noch eine Chance.
Auch hier kam ich gegen Ende besser mit ihr klar, aber ich fand die ganze Zeit keinen Zugang zu ihr. Dabei ist sie an sich gar nicht direkt blass, sie interessiert sich für Ozeanologie und Wissenschaft, und weiß darüber ziemlich viel - eigentlich sogar ein eher ungewöhnliches Interesse.

Simon, den sie im Übrigen auf einer Party und nicht wie im Klappentext bei einem Strandspaziergang kennenlernt, ist übermütig, verträumt, impulsiv, risikofreudig, Künstler und redet viel. Im Prinzip keine schlechte Voraussetzung, aber mir fehlte einfach das Niedliche, bzw. auch an ihn kam ich nicht heran. 
Bei der Liebesgeschichte sprang bei mir einfach kein Funken rüber, es knisterte nicht und ich spürte einfach nicht die Gefühle. Kein Kribbeln wie bei anderen Liebesgeschichten.

Bei manchen Charakteren konnte ich die Entwicklung nicht ganz nachvollziehen, aber immerhin, es war eine da. Obwohl sie oft vorhersehbar war. Corinne ist vermutlich noch eine der vielschichtigsten Charaktere, richtig Sympathie konnte ich zu keinem aufbauen.
Insgesamt dreht sich viel um das Schein und Sein der Upper Class. Die Verbindung, die Simon bei dem ersten Treffen zu The Great Gatsby/ Der große Gatsby aufbaut und die leider danach schnell wieder fallen gelassen wird, ist daher durchaus passend, weil sich hier tatsächlich Parallelen finden lassen. Nicht von der Story her, aber von den Charakteren und der Gesellschaft. Long Island bietet dazu auch die passende Kulisse. Generell spielt das Meer eine wesentliche Rolle, gerade weil es Mia so wichtig ist, auch wenn ich einige Bücher kenne, in denen die Atmosphäre des Ozeans besser rübergekommen ist („Syrenka“, „Rot wie das Meer“, „Herzmuschelsommer“).

Fazit: Flüssig zu lesende Liebesgeschichte mit viel Potenzial, in der das Meer eine wesentliche Rolle spielt, zu der ich aber überhaupt keinen Zugang gefunden habe