Rezension

Ich hatte etwas andere Erwartungen

Der Klang der Lüge - Liv Winterberg

Der Klang der Lüge
von Liv Winterberg

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Der Roman setzt im Jahr 1308 in den französischen Pyrenäen ein. Die junge Alissende ist mit zwei Männern, Hugo und Hans, auf der Flucht. Alissende, die christlich getauft wurde hat ihre Ziehmutter früh verloren und fand Aufnahme als Magd in einen wohlhabenden jüdischen Haushalt in Paris. Als die jüdische Bevölkerung enteignet und verjagt wurde, begaben sich Alissende, Hans und Hugo auf den Weg nach Süden in Richtung Mallorca, wo ein Onkel der Familie lebt.

In dem kleinen Dorf Sériol in den Pyrenäen finden die ausgehungerten Reisenden liebevollen Unterschlupf, Nahrung und Arbeit. Alissende fühlt sich sehr schnell heimisch und möchte im Dorf bleiben, während Hans und Hugo weiterziehen. Im Haushalt des wohlhabenden Bauern Benoit findet die junge Frau Anstellung als Magd. Sie führt ein sehr zufriedenes Leben, findet unter den anderen jungen Leuten im Dorf zum ersten Mal Freundinnen und lernt den Hirten Simon kennen, in den sie sich verliebt.

Aber etwas ist besonders an Sériol. Obwohl es im Dorf eine Kirche und eine Pfarrer gibt, gehören einige Bewohner den Katharern an, einer Abspaltung der katholischen Kirche, die verboten ist und deren Angehörige verfolgt werden. Der Bischof im benachbarten Pamiers versucht die Katharer (Ketzer) auszurotten und bedient sich dabei ausgeklügelten Verhörmethoden und Spitzeln.

Einzelne Bewohner werden im Kerker festgehalten, eine Hütte wird angezündet und das Misstrauen unter den Dorfbewohnern wächst.

 

Meine Meinung

Die Ausgangslage, die sich aus der Kombination der Vertreibung der Juden durch die Christen und durch den innerchristlichen Glaubensstreit in Südfrankreich ergibt, empfand ich sehr vielversprechend. Das Thema der Katharer hat mich interessiert und die ländliche Region der Pyrenäen finde ich reizvoll. Die Landschaft, die Dörfer und die Häuser sind sehr anschaulich dargestellt.

Die Dorfbewohner, sowie die Hauptfiguren sind ausführlich charakterisiert, dass man eine gute Vorstellung von ihnen und ihrem Zusammenleben in der dörflichen Gemeinschaft gewinnt. Alissende erscheint für meinen Geschmack etwas zu lieb und glatt, so dass sie auf mich nicht wirklich glaubhaft wirkt.

Leider flacht der interessante Anfang ziemlich bald ab und die Handlung verliert sich etwas in unbedeutenden Szenen des dörflichen Lebens. Ich finde es immer schön, wenn Kinder in Büchern eine gewisse Rolle spielen. Aber gerade die Dialoge unter den Kindern und zwischen Mägden und Kindern empfand ich nicht immer zur Zeit passend und nicht selten kamen sie mir unnatürlich und aufgesetzt vor, so dass sie mich etwas ermüdeten. Über die Katharer konnte ich dem Buch einzelne isolierte Teilinformationen entnehmen, aber um einen Überblick über diese Glaubensgemeinschaft zu gewinnen, musste ich zusätzlich recherchieren. Auch das informative Nachwort und das an sich hilfreiche Glossar haben mir da nicht gereicht. Das kann ich aber dem Buch nicht anlasten, weil die Autorin die Geschichte konsequent aus der Perspektive der einfachen Landbevölkerung erzählt und diese Menschen waren eben nicht so gut informiert über kirchengeschichtliche Zusammenhänge, wie man das heute ist.

Durch die angenehme sprachliche Ausdrucksweise lässt sich das sehr schön gestaltete Buch sehr flüssig lesen. Wer gerne Liebesromane vor historischer Kulisse liest, wird bestimmt Freude an diesem Roman haben. Ich persönlich hatte etwas andere Erwartungen, was die Historie betrifft. Auch hat es mir an Spannung gefehlt, so dass ich dem Buch 3 Sterne verleihe.