Rezension

Ich hatte mehr erwartet

Caraval - Stephanie Garber

Caraval
von Stephanie Garber

Bewertet mit 3 Sternen

Seit sie ein kleines Mädchen war träumt Scarlett davon, einmal das Spiel Caraval zu besuchen. Kurz vor ihrer Hochzeit ist es endlich soweit und sie erhält die begehrte Einladung. Wird ihr das Spiel die erhoffte Erlösung von ihrem gewalttätigen Vater bringen, oder birgt es nur weitere Gefahren?

Die Geschichte wird in der dritten Person aus der Sicht der Protagonistin Scarlett erzählt. Wirklich warm wurde ich mit Scarlett nicht. Sie erschien mir sehr ängstlich und weinerlich, was durch die Sprecherin noch betont wurde. Sie macht sich immer nur Sorgen, was alles schiefgehen könnte, anstatt sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Dazu erschien sie mir öfters ziemlich naiv und begriffsstutzig. Noch weniger als Scarlett mochte ich allerdings ihre Schwester Donatella. Ein furchtbar egoistisches und verlogenes Miststück, dass nur ihren eigenen Vorteil im Auge hat, egal wer darunter leidet. Über die weiteren Figuren erfährt der Leser (oder in meinem Fall Hörer) perspektivenbedingt nur wenig. Der Vater der beiden scheint ein sadistischer Tyrann zu sein, während der männliche Hauptdarsteller Julian der einzige war, der mir irgendwie sympathisch erschien und durch seine mysteriöse Art interessant blieb.

Bei der Handlung blieb mir vieles unklar. Was ist dieses Caraval eigentlich, warum spielen die Menschen es (nicht Scarlett und Donatella, das wird erklärt, aber alle anderen) und warum ist es so unglaublich beliebt? Scarletts Erlebnisse klingen nicht so, wie wenn das Spiel besonders viel Spass machen würde. Geht es nur um den Gewinn? Über lange Strecken hinweg passiert in der Geschichte nur wenig, sodass die Spannung eher tief bleibt. Auch die Rätsel, denen Scarlett folge muss, um das Spiel zu gewinnen, laden nicht zum Miträtseln ein, da dem Leser die nötigen Infos fehlen. Die Autorin hat durchaus gute, aussergewöhnliche Ideen, die aber zu wenig ausgereizt werden. Auf jeden Fall hatte ich anhand des Klappentextes mehr erwartet. Mehr Spiel, aber auch mehr Magie.

Den Schreibstil der Autorin Stephanie Garber fand ich etwas verwirrend. Ständig werden irgendwelche Farben genannt, von zinnoberrot bis salbeigrün. Was wohl unter anderem damit zusammenhängt, dass Scarlett Gefühle als Farben sieht. Wieso das so ist, wird nicht erklärt, und einen wirklichen Einfluss auf die Geschichte hat es auch nicht. Zudem sind mir die vielen Wiederholungen aufgefallen, bestimmte Situationen oder Personen werden immer wieder mit den gleichen Worten geschildert, was auf die Dauer etwas langweilig war.

Das Hörbuch wird von Marie Bierstedt gelesen. Wie bereits erwähnt hat sie mich nicht überzeugt, mit ihrem stets etwas weinerlichen Tonfall machte sie mir Scarlett noch unsympathischer, als sie mir ohnehin war. Positiv anmerken möchte ich aber ihre deutliche Aussprache, die das Zuhören angenehmer gemacht hat.
 

Mein Fazit

Ich hatte mehr erwartet