Rezension

Ich lebe, um zu dienen

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Bewertet mit 3 Sternen

Elysia ist ein Klon, der dazu geschaffen ist den Menschen zu dienen. Doch sie ist etwas Besonderes: ein Teen-Klon, noch nie ist Dr. Lusardi ein so perfekter Teen-Klon gelungen. Ein Teenager, ohne die unberechenbaren Verhaltensmuster der realen Menschen. Kein Wunder, dass sich Elysia gut verkauft. Im Haushalt des Governors nimmt sie Tochter- und Schwesterstelle ein. Ohne Gefühle, ohne Erinnerungen und ohne die Fähigkeit zu Hinterfragen. Die Realität sieht anders aus: Elysia hat Gefühl und Erinnerungen – und sie beginnt zu denken. Doch wenn irgendjemand davon erfährt, wird sie abgeschaltet… Zwischen Angst und Neugier taucht Elysia in das Leben ein – und die perfekte Welt beginnt zu bröckeln.

Wieder einmal eine Welt nach einem alles vernichtenden Krieg, wieder einmal ein Paradies erschaffen von und für die Privilegierten und Reichen. Klone als Arbeitssklaven, denen der Rang eines Menschen zur eigenen Bequemlichkeit aberkannt wird. So in Kurzform das ethische Dilemma, das der Roman vorführt. Nicht neu, aber auch nicht uninteressant, da genau das so erschreckend realistisch ist. Mein Problem mit der Geschichte besteht darin, dass sie für dieses ernste Thema viel zu seicht ist. Das kann daran liegen, dass es ein erster Band ist – Potential für mehr Tiefe ist für weitere Entwicklungen durchaus da, aber dieses Buch ist vorhersehbar. Alles, aber auch alles, was ich vermutet habe, ist nach und nach eingetroffen – bis zum letzten Satz. Die Geschichte dümpelt über weite Teile lieblich dahin: das Leben im Paradies, auch wenn Elysia immer mehr anfängt zu hinterfragen schwimmt sie doch in der rosaroten Welt glücklich dahin. Es gibt eine hochinteressante Figur, die in diesem Band allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielt: Dementia – ein Mädchen, das aus privilegierter Familie stammt, der Langeweile des Paradieses durch eine Glücksdroge entkommen will, aber auch immer wieder unangepasste Aktionen startet, die sie zum nicht ernst genommenen Außenseiter macht, aber gerade deswegen viel für die weitere Geschichte erhoffen lässt.

Alles in allem ist mir das Buch zu seicht gewesen. Die Charaktere haben mich nicht berühre, die Welt nicht in ihren Bann ziehen können. Vieles ist einfach ein alter Hut, der Gedanke dahinter gut, aber nicht mit genügend Tiefgang oder Originalität umgesetzt, der Rest der Geschichte schablonenhaft. Schon ein starker Charakter hätte hier viel retten können, doch sie blieben alle blass.

Sehr schade! Dennoch bleibt Potential für Folgebände, die dann aber wesentlich düsterer und brutaler werden müssten, wenn die Geschichte konsequent weiterentwickelt und komplexer werden soll. 3 Sterne für gute Aussichten.