Rezension

Ich liebe Theater ...

Die Wunderübung - Daniel Glattauer

Die Wunderübung
von Daniel Glattauer

Bewertet mit 5 Sternen

Joana und Valentin Dorek gehen zu einem Paartherapeuten, um ihrer Ehe noch einmal eine Chance zu geben. Dort angekommen sitzen sie meilenweit auseinander und haben sich so eigentlich gar nichts zusagen, außer bösartigen Nettigkeiten. Der Therapeut sieht schon direkt das wird schwer, geht aber guten Mutes auf die Zwei ein. Was aber raus kommt, ist, ein Redeschwall der Ehefrau und einsilbige Antworten des Ehemanns. Die Seiten sind verhärtet und jeder sitzt stur auf seinen Platz und starrt erwartungsvoll den Therapeuten an. Kann er helfen? Wird er einen Weg finden, um die harte Nuss zu knacken? Oder ist es hoffnungslos? Vielleicht ist unser Therapeut aber auch gerade selbst mit sehr großen Problemen behaftet?

Das neuste Werk von Herrn Glauttauer und ich habe mich wirklich köstlich amüsiert. Ich habe sehr viel gelacht und manche Eheszenen wieder erkannt. Natürlich ist die Grundidee nicht neu und wer jetzt was wahnsinnig überragend anderes erwartet ist hier falsch. Es ist einfach eine zerrüttete Ehe und ein Therapeut, der es faustdick hinter den Ohren hat. Die Geschichte ist auch recht vorhersehbar, aber ich fand sie einfach wunderbar in Szene gesetzt.
Herr Glattauer hat hier eine klasse Komödie geschaffen und spielt die Geschlechterrollen wunderbar aus. Die typischen Klischees kommen hoch und werden fantastisch mit eingearbeitet. Von der genervten und wütenden Ehefrau bis zum übel launigen und alles hinter sich bringenden Ehemann. Die Sturheit, Verbohrtheit, Uneinsichtigkeit, Hilflosigkeit und Traurigkeit eines lang zusammenlebenden Ehepaares bringt er gut rüber. Diese Momente, wo Frau mit der Faust auf den Tisch haut und eine Reaktion von Ehemann erwartet, die natürlich nicht kommt, sind toll. Aber auch die Fassungslosigkeit der Fragen am Anfang, waren für Mann sehr authentisch. Was soll man auch für schöne Erinnerungen vor kramen, wenn Frau gerade stur und genervt neben einen sitzt. Die Seiten sind verhärtet und kein gemeinsam gibt es mehr. Gar kein gemeinsam, kann man die Zwei nicht verschwören und zur Zusammenarbeit bewegen? Tja, ich will nicht zuviel verraten, aber es gibt bei Paaren immer diese Momente wo sich beide für unfehlbar halten und zusammen helfen wollen. Mehr verrate ich nicht!
Ich habe schon lange kein Theaterstück mehr gelesen und das ist wirklich Schade, denn es ist so herrlich zu Hause gemütlich zu lesen und seinen eigenen Film im Kopf abspielen zu können. Die Worte nochmals zu lesen und sie sich immer wieder auf der Zunge zergehen zulassen. Manche Szenen musste ich auch vorlesen, weil sie einfach zu köstlich waren.
Ich empfehle, einen Wein bereit zustellen und sich gemütlich zurückzulehnen. Sein sie voller Vorfreude und öffnen sie dann den Theatervorhang es lohnt sich.