Rezension

ich trage dich im herzen (ich trage dein herz in meinem)

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Bewertet mit 5 Sternen

Emotional hat mich "Love Letters to the Dead" wirklich umgehauen, da sich hier ganz viele Dinge vereinen, die für mich als Leser völlig unvorbereitet auf mich einstürmen. Gerade das letzte Drittel ist vollgepackt mit Informationen über den Tod von May, dass es schon fast überfordert. Letztendlich ist die Story aber grandios und ich konnte das Buch kaum zur Seite packen, weil ich mehr über Laurel erfahren wollte. Laurel, die ihre Schwester nachahmt und das Gefühl hat in ihrem Schatten zu stehen.
Warmherzig, unverblümt führt uns Laurel durch ihr Leben - Gegenwärtiges und Vergangenes - dies tut sie indem sie Briefe an längst verstorbene Menschen schreibt, die ihr irgendwann einmal wichtig wurden, bzw. es noch sind. Es ist eine Handlung vorhanden, die sich erst nach und nach aufbaut und eben keineswegs vorhersehbar wirkte. Das Ende lässt mich aufatmen, denn lange Zeit wirkte Laurel auf mich schon fast depressiv und zum Schluss ist es ihr möglich sich von Schuld und Trauer ein Stück weit lösen zu können, um ihr Leben neu zu ordnen, auch wenn dies bedeutet, ihre Schwester nicht an ihrer Seite zu haben. Der Schmerz und der alltägliche Kampf weiterzumachen ist sehr deutlich und macht das Buch daher zwischendurch sehr melancholisch, obwohl es auch Passagen gibt, in der die Seiten vor Witz förmlich sprudeln. Es ist ein Kampf, den Laurel führt, der mitunter auch einsam und verletzlich macht. An einer neuen Schule gewinnt sie neue Freundinnen und ist nicht nur Mays kleine Schwester. Laurel lernt sich zu behaupten und fällt mitunter auch grob auf die Nase.
Ein Jugendbuch vollgepackt mit Klischees und oftmals viel zu vielen Informationen, dennoch großartig geschrieben und mut machend. Ich konnte mich komplett auf den Inhalt einlassen, auch wenn es mir nie in den Sinn käme einen Brief an Heath Ledger zu schreiben, dessen Tod mich sehr betroffen gemacht hat. Für Laurel, die eigentlich eine Hausaufgabe einreichen soll, wirken die Briefe befreiend und am Ende kann sie einen Schlusstrich unter alles Vergangene ziehen. Schuldgefühle und Trauer verändern einen Menschen und es verunsichert, sich eine Haut überzustreifen, die nicht die Eigene ist. Sich selbst treu zu bleiben, wirkt auch auf Freunde und Mitmenschen ehrlicher und der Weg dahin war für Laurel steinig und hart. Am Ende konnte sie wieder aufatmen und die Welt ohne May als schön betrachten, da das Leben dennoch viel Positives für sie bereit hält. Nicht nur Laurel verändert sich, sondern auch die Menschen um sie herum, wobei Laurel nachdem sie endlich offen redet nicht unschuldig ist an manchen Situationen.
Ein toller Schreibstil, offene Worte und eine Protagonistin, die von Anfang an sympathisch wirkt, machen "Love Letters to the Dead" zu einem echten Leseerlebnis.