Rezension

Ich war begeistert

Der dunkle Thron - Rebecca Gablé

Der dunkle Thron
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 5 Sternen

Es gab mehrere Dinge, die ich leider vor dem lesen dieses Buches nicht beachtet hatte. Es war die Fortsetzung einer Saga, die über 900 Seiten erschreckten mich doch ein wenig und es war mein erster historischer Roman. Ich hatte mich nie besonders für Geschichte interessiert, aber ich wollte mal etwas anderes lesen als Fantasy.
Ich ging etwas skeptisch zu Werke, doch es sollte sich sehr schnell herausstellen, dass dieses Buch, als auch die Autorin, meine Entdeckung des Monats werden würde!

Im Wissen um meine Unkenntnis studierte ich zunächst pflichtbewusst das Personenregister und den Stammbaum der Familie Waringham. Doch schon nach ca. 70 Seiten stellte ich erstaunt fest, dass ich mir das getrost hätte ersparen können.
Schreibstil und Textfluss gefielen mir von Anfang an sehr gut. Die Personen, ihre Beziehung zueinander und die Handlungsorte waren so wunderbar plastisch beschrieben, dass ich mich sofort zurecht fand und alles sehr gut einordnen konnte.
Mit Nicholas of Waringham, dem Haupt-Protagonisten des Romans, hat die Autorin einen absoluten Sympathieträger geschaffen. Man liebt, leidet, zweifelt und kämpft mit ihm. Selbst wenn er sich sehenden Auges in kleine und größere Miseren begibt, steht man ihm treu zur Seite, hofft und bangt mit ihm. Ich muss sagen, dass er wirklich ein Talent hatte, sich in irgendeinen Schlamassel zu verstricken, dass ich mir manchmal nur die Haare raufen konnte. Allerdings wirkte er im Part des Gentleman ebenso authentisch, wie in den etwas tragischeren Rollen. Haltung und Würde waren immer gut abgestimmt.

Eingebettet war die Saga um die Familie Waringham in die historische Geschichte um König Henry VIII. Hier wurden geschickt Nischen gefunden, um historische und fiktive Charaktere zu verbinden. Man könnte an dieser Stelle von „Geschichte light“ sprechen, die sehr unterhaltsam an den Leser herangetragen wurde. Ob des Königs Eskapaden, der Auf- und Abstieg der verschiedenen Adelsgeschlechter, die Willkürlichkeiten dieser Zeit, die Wirren der Reformationsbewegung und andere Begebenheiten – alles war sehr gut und anschaulich geschildert. Teilweise sehr ausladend, aber nie langatmig, so dass Seite um Seite nur so verflog.

Ein kleiner Punkt, der mir nicht ganz plausibel erschien war lediglich, dass die Waringhams scheinbar mit halb England/Schottland verwandt zu sein schienen. Und das erstaunlichste daran: Ob direkt oder nur sehr weitläufig verwandt, kannten sich scheinbar Alle. Aber diese Tatsache war für mich nur eine unbedeutende Kleinigkeit und störte nicht weiter.

Dies ist zwar die Fortsetzung der „Waringham-Saga“, aber dieser Roman kann sehr gut als Einzelbuch gelesen werden. Wunderbare Protagonisten und ihre Einbettung in die bestechende, spannende, historische Handlung ließen das lesen zum Genuss werden. Ich war begeistert !