Rezension

Ich weiß auch nicht so recht ....

Der Architekt - Jonas Winner

Der Architekt
von Jonas Winner

Inhalt:

Julian ist Stararchitekt und hat angeblich seine Frau und die beiden Kinder brutal ermordet. Es wird ihm der Prozess gemacht, dem zufälligerweise Ben Lindenberger beiwohnt, seinerseits halberfolgreicher Drehbuchautor. Er will ein Buch über den Prozess schreiben und wird dadurch stärker als ihm lieb sein kann in die Geschehnisse mit einbezogen.
Der zweite Erzählstrang kümmert sich um Mia, die in irgendeinem dunklen Haus auf wilde Sexorgien trifft und nicht entkommen kann.
Dann gibt es noch so eine Art Prolog, in der ein Anwalt in der Ich- Perspektive auf einen Irren mit einem Manuskript trifft....

Meine Meinung:

Ich weiß einfach nicht, was ich von dem Buch halten soll. Die Idee, die hier dahinter steht und sich auch durch das ganze Buch zieht; quasi Julians Vision, dass Räume oder Häuser sich auf die Psyche eines Menschen auswirken können und ihn sogar ganz verändern können, finde ich wahnsinnig spannend und interessant.
Auch habe ich mich nie an den 3 Erzählsträngen gestoßen, die bis kurz vor Schluss nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Eigentlich fieberte ich auf die Aufdröselung hin.
Spannend fand ich es auch, zwischendurch fehlt einem der Durchblick, was hier jetzt Realität ist und was mehr einem Alptraum gleicht. Auch wankt man immer wieder zwischen Schuld- und Unschuldsglauben... Wer hat denn nun Julians Familie ausgelöscht? Alles scheint hier möglich zu sein.
Ein wunderschönes Verwirrspiel. Und ja: In Ansätzen verdient das Buch aus das Genre Psychothriller.

Allerdings hätte an den Personen noch etwas gefeilt werden können. Mit Ben kann man sich irgendwie arrangieren, er begleitet uns ja durch das ganze Buch hinweg. Dabei bleibt er aber etwas blass, ich hätte mir an dieser Stelle mehr Tiefgang erhofft, einfach etwas mehr Einblick in seine Seele.
Die anderen Personen sind durch die Bank weg ... ja... seltsam. Bei Julians Familie habe ich mich für den Autor fremdgeschämt. Zu klischeehaft kommen sie alle herüber: der stolze, über allem schwebende Vater; die wankelmütige und fürchterliche Geheimnisse bewahrende Sophie und Sebastian ist einfach nur grotesk irre.
Und vor allem bei Mia fehlen mir eindeutig Emotionen. Hallo? Das Mädchen wird in einem fensterlosen Haus gefangen gehalten und womöglich von vielen furchtbaren Menschen misshandelt! Und die ganze Zeit über verströmt sie eine naive Leck-mich-am-Arsch-Stimmung á la "Komm ich heute nicht raus, dann vielleicht morgen." Mehr als unlogisch für mich.

Fazit:

Ganz großartige Story, voll von Verrat, Geheimnissen und Manipulation. Gespickt allerdings mit platten und zum Teil völlig unlogisch handelnen Charakteren......