Rezension

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"Ich werde dich töten. Du wirst mich nicht kommen sehen"

Mr. Mercedes
von Stephen King

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wer bei dem neuen King ein weiteres Werk auf dem Gebiet des Paranormalen erwartet wird hier zwar leider nicht fündig, aber man sieht dennoch sofort, dass es sich hierbei um einen Stephen King handelt. Hoch aktuell thematisiert es den Terrorismus und unsere Internetkultur. Wir bekommen wie immer einen anschaulichen Einblick in das Hirn des Täters und verfolgen gleichzeitig die Anstrengungen des Protagonisten den Killer noch rechtzeitig zu stoppen.
Anders als in vielen King Büchern müssen wir uns in "Mr.Mercedes" nicht mit sehr vielen Charakteren beschäftigen, sondern haben lediglich eine Handvoll wichtiger Figuren. Zum einen haben wir Kermit William Hodges, den Cop in Rente, der zu Beginn des Romans als suizidgefährdet beschrieben wird. Während seiner Karriere bei der Polizei hat man ihm zahlreiche Orden und Medaillen verliehen, doch nach seiner Pensionierung spielt er gerne mit der Waffe seines Vaters rum und sitzt nur noch vor dem Fernseher, während er fettiges und süßes Zeug in sich hinein schaufelt. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er einen Brief des sogenannten "Mercedes-Killer" erhält und beginnt entgegen aller Gesetze auf eigene Faust zu ermitteln. Bei seiner Recherche steht im Jerome Robinson, ein afroamerikanischer Teenager, der für den Excop so allerhand Aufgaben erledigt (Rasen mähen, etc.) und hochgradig intelligent ist. Er kennt sich hervorragend mit Computern aus und weiß, wie man bestimmte Dinge in der heutigen Welt eben anpacken muss. Hodges ist auf ihn besonders bei der Computerarbeit angewiesen. Zu Beginn hilft ihm auch Janey Patterson. Sie ist die Schwester von Olivia Trelawney, die sich während der Ermittlungen gegen den Mercedes-Killer umgebracht hat, weil dieser ihren Mercedes S 600 bei seinem ersten Attentat verwendet hat. Janey ist fest davon überzeugt, dass der Mercedes-Killer ihre Schwester in den Selbstmord getrieben hat und beauftragt Hodges dahingehend zu ermitteln. Interessant wird es vor allem, als Janey einen Brief vorzeigt, den der Mercedes-Killer an Olivia geschrieben hat. Hodges ist sofort davon überzeugt, dass es der selbe Mann ist, der auch ihm einen Brief geschrieben und versucht hat ihn in den Selbstmord zu treiben.
Hodges und Janey ermitteln gemeinsam - und bauen ganz nebenbei noch eine Beziehung miteinander auf. Als Janey jedoch einem weiteren Attentat des Mercedes-Killer zum Opfer fällt, welches eigentlich Hodges gegolten hat, ist der Excop davon überzeugt den Killer selbst zu fassen. Hier kommt nun Janeys Cousine Holly Gibney ins Spiel, die genau wie Jerome auch ein wahres Genie ist, obwohl sie eine nicht weiter genannte Geisteskrankheit hat und in ihrer Entwicklung ein wenig hängen geblieben ist. Hodges, Jerome und Holly ermitteln nun gemeinsam und können schließlich kurz vor knapp den Mercedes-Killer an seinem letzten finalen Akt hindern.
Kommen wir zu dem "Mercedes-Killer" selbst, der seinen Namen durch ein Attentat bekam, bei dem er mit einem Mercedes S 600 durch die Menge wartender Jobsuchende gefahren ist und acht Menschen getötet und viele weitere verletzt hat. Brady Hartsfield ist sehr intelligent, hat zwei schlecht bezahlte Jobs und plant seinen eigenen Selbstmord. Durch seine Jobs ist es ihm möglich seine Pläne zu verwirklichen. Wenn er für Discount Electronix unterwegs ist hat er die Möglichkeit an den Computern von Privatpersonen herum zu basteln. So war es ihm beispielsweise möglich den Computer von Olivia Trelawney mit einem Programm zu infizieren, der "Geisterstimmen" abspielt. Zudem chattet er über einen gesicherten Chatroom mit Olivia, kann ihr ein schlechtes Gewissen einreden, weil sie es doch war, der ihm die Möglichkeit gegeben hat in ihren Mercedes einzubrechen. Auch mit Hodges chattet er über dieses Portal, muss aber schnell einsehen, dass er sich da nur provozieren lässt.
Brady lebt mit seiner Mutter alleine in einem Haus, indem er in jungen Jahren seinen kleinen Bruder Frankie umgebracht hat. Mit seiner alkoholkranken Mutter unterhält er eine Art Liebesbeziehung. Nachdem sich Brady durch das Chatportal von Hodges provozieren lässt und beschließt den Hund von Jerome und dessen Schwester Barbara zu vergiften mischt er unter eine Hackfleischfrikadelle Strichnin und verstaut sie in seinem Keller bis er die Möglichkeit hat die dem Hund zu zu werfen - hierbei ist ihm sein zweiter Job als Eismann sehr von Vorteil. Als Brady eines Tages nach Hause kommt muss er jedoch feststellen, dass seine Mutter die Frikadelle entdeckt und selbst gegessen hat. Er lässt sie sterben.
Wie bereits erwähnt arbeitet Brady nebenher als Eismann, wodurch es ihm möglich ist die Straße von Hodges auszuspionieren. Er beobachtet den Excop bei seinen Spielereien mit der Pistole und glaubt ihn genau wie Olivia Trelawney in den Selbstmord treiben zu können - was jedoch gehörig nach hinten los geht.
Für seinen finalen Schlag baut er einen Rollstuhl um und sitzt während eines Boygroup-Konzerts wortwörtlich auf einer Bombe. Er will in die Geschichte eingehen und glaubt durch seine Tarnung nicht aufzufallen.

"Mr.Mercedes" arbeitet mit Terrorismus, der Internetkultur, einem wahnsinnigen Massenmörder und einem selbstmordgefährdetem Excop, der auf eigene Faust ermittelt. Da wir hier wenige wirklich wichtige Personen haben ist es uns sehr leicht möglich in die Hauptcharaktere einzusteigen und uns mit ihrem Denken und Handeln zu beschäftigen.
Die Thematik ist aktuell und lässt sich logisch nachvollziehen - auch wenn King bei seiner Danksagung einige Dinge widerlegt, die für die Handlung wichtig sind.

Mein Lieblings-King wird "Mr.Mercedes" zwar nicht, aber es ist ein wirklich sehr lesenswerter Psychothriller und für jeden zu empfehlen, der mal etwas anderes von King lesen möchte. Ich habe drei Tage gebraucht bis ich das Buch durch hatte und kann von mir sagen, dass es mir wirklich schwer viel es aus der Hand zu legen. Gerade die Passagen rund um Brady Hartsfield haben mir sehr gefallen. Ich bin gespannt, ob dieses Buch verfilmt wird.