Rezension

Idee ist besser als die Umsetzung

Der Gast - Richard Laymon

Der Gast
von Richard Laymon

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhaltsangabe: "Eine Nacht in Los Angeles: Eher aus Zufall
befreit der ängstliche Neal eine junge Frau aus der Gewalt eines
Serienkillers. Zum Dank dafür schenkt sie ihm ein Armband, das
magische Kräfte besitzt. Mit seiner Hilfe kann man in die Körper
anderer Menschen eindringen – fühlen, was der andere fühlt,
spüren, was der andere denkt. Doch was zunächst ein prickelndes
Erlebnis zu sein scheint, verwandelt sich für Neal schnell in
einen Alptraum."

Seiten: 748
Genre: Horrorroman
Titel: 3,5/5
Cover: 4/5
Inhalt: 3/5
Schreibstil: 2,5/5
Charaktere: 3/5

Die Idee an sich finde ich eigentlich ganz gut, stellenweise
wurde sie aber schlecht umgesetzt. Beim lesen haben sich einige
Kritikpunkte angesammelt, welche meine Lesefreude etwas gehemmt
haben.

(Die Nachfolgenden Kritikpunkte können Spoiler enthalten, also
nur weiterlesen, wenn euch das nichts ausmacht.)

- Zuerst hat mich ein Dialog auf S. 73 verwirrt. Neal redet in
Gedanken mit Elise, als er mithilfe des Armbands in ihren Körper
reist. Elise antwortet ihm sofort, dass sie ihn nicht hören kann.
Wenn sie ihn nicht hören kann, wieso reagiert sie dann direkt?
Deshalb sagte er in Gedanken: "Ich bin hier, Elise. Was geht da
vor sich? Es muss ein Traum sein, oder?" Elise dachte: "Ich kann
dich nicht hören. Das funktioniert nur in eine Richtung."

- Dann habe ich mich gefragt wieso Neal nicht persönlich zu
Elise fährt oder sie anruft, um sie zu warnen, sondern mit dem
Armband zu ihr reist. Er weiß doch, dass er nicht mit ihr
kommunizieren kann, wenn er in ihren Körper ist. Als er sich
dann endlich wahrhaftig auf dem Weg zu ihr macht, schießt er
vorher die Reifen des Killers kaputt, damit dieser nicht
flüchten kann. Bevor er aber tausendmal in den Wagen schießt,
fände ich es schlauer, wenn er erstmal nach Elise schaut, da er
ja wusste, dass diese sich in den Klauen des Killers befindet.
Der Mörder hat die vielen Schüsse sicherlich gehört und schnell
kurzen Prozess gemacht und Elise sofort getötet.

- Als Nächstes finde ich die ganze Sache mit Sue komisch.
Er lernt Sue in dem Café kennen, in welchem sie arbeitet, als
er für ein paar Tage wegfahren will. Sie will ihn spontan auf
seiner Reise begleiten, obwohl sie ihn nicht kennt, gerade am
arbeiten ist und nicht mal 18 Jahre ist (und Neal fast 30)
Als die beiden sich dann auch noch ineinander verlieben
und eine kuriose Dreieicksbeziehung mit Neals Freundin (welche
das alles nicht zu stören scheint) eingehen, wurde die Sache
erst Recht komisch. Neals Gefühle kann ich eh nicht nachvollziehen,
da er sich erst spontan in Elise verliebt und später dann in
Sue, obwohl er eine Freundin hat. Solche "Liebe" kann ich nicht
ernstnehmen und hat mich demnach etwas gestört.

- Sue redet außerdem enorm komisch. Auch wenn das so gewollt ist,
hat es mich beim flüssigen Lesen gestört. Hier ein paar Beispiele:
"Sind das die, wo du abbekommen hast, als deine Freundin vom Boot
gefallen ist?" (S. 284)
"Tja, ich tu einfach behaupten, dass (...)" (S. 286)

- Außerdem gab es eine Reihe von Rechtschreibfehlern. Langsam
verfluche ich diese Übersetzer von Richard Laymon. Jegliche Bücher
von Richard Laymon werden versaut, weil überall Fehler sind. Und
dann nicht irgendwelche Flüchtigkeitsfehler, welcher ja jeder
Mensch macht, sondern richtig dämliche. Hier ein paar Beispiele:
The Ford (S. 286) - obwohl der Park "The Fort" heißt
Wenn kümmert's? (S. 290)
"Oh, du fühlst dich sich so gut an." (S. 741)

Mal abgesehen von den reichlichen Kritikpunkten fand ich auch das
Ende blöd. Dieses möchte ich euch nun aber nicht vorwegnehmen.
Also lest selbst, wenn ihr wollt. Empfehlen würde ich euch aber
lieber ein anderes Buch von Richard Laymon.

Zum Schluss allerdings noch etwas Positives - das darf ja auch
nicht fehlen.
Neal möchte in dem Buch für ein paar Tage wegfahren und überlegt,
in einen Freizeitpark zu fahren. Bei der Überlegung denkt er an
Bolata Bay, entscheidet sich aber dagegen, weil dort vor einiger
Zeit schlimme Ereignisse stattgefunden haben. Dies ist eine
Anspielung auf einen anderen Roman von Richard Laymon, welchen
ich auch erst vor kurzen gelesen habe. Ich habe vorher noch nie
gesehen, dass Richard auf einen seiner eigenen Romane anspielt
und war ganz begeistert - und da "Die Gang", das Buch, von dem
hier die Rede ist, meiner Meinung nach weitaus besser war als
"Der Gast" war ich natürlich doppelt positiv überrascht.