Rezension

Im Bücherparadies

Das Mädchen, das in der Metro las - Christine Féret-Fleury

Das Mädchen, das in der Metro las
von Christine Féret-Fleury

Bewertet mit 4 Sternen

Die Autorin hat mehrere Jugendbücher und Erwachsenenromane geschrieben. Dieser neue Roman dürfte besonders bibliophile erwachsene Leser ansprechen. Aus ihm spricht überall die Liebe der Autorin zur Literatur. Das fängt beim Titel an (der übrigens die wörtliche Übersetzung des französischen Originals ist), setzt sich fort im liebevoll, detailreich gestalteten Cover (das Bücherstapel in Regalen zeigt und einzelne Buchtitel erkennen lässt), den vielen Bezugnahmen auf klassische und zeitgenössische Literaturwerke und endet schließlich in der eigentlichen Geschichte, in der es um folgendes geht:

Juliette nimmt täglich zur gleichen Zeit dieselbe Linie der Metro, um zu ihrer ungeliebten Arbeitsstelle bei einem Pariser Makler zu gelangen. Dabei liebt sie es, die immer gleichen lesenden Leute um sie herum zu beobachten – die alte Dame mit einem Kochbuch, den Mann mit einer Insektenenzyklopädie, das junge Mädchen mit einem Liebesroman, das immer auf S. 247 weint. Es ist fast, als könnten diese unterschiedlichen Leute Leben in ihr eigenes monotones und so vorhersehbares Leben bringen. Eine Veränderung in Juliettes Leben tritt ein, als sie eines Tages eine Haltestelle früher aussteigt und sich in einer unbekannten Straße mit einem Lagerhaus wiederfindet, in dem der Iraner Soliman mit seiner Tochter unter Stapeln von Büchern lebt, die er durch Boten zu Leuten bringen lässt, zu denen sie passen.

 

Mir hat die Grundidee dieses Romans gut gefallen, die da wäre, dass ein Buch perfekt zu einer Person in einem Moment ihres Lebens passen kann und seine Lektüre unser Leben ändern kann. Im Falle der Protagonistin hat dann allerdings kein bestimmtes Buch Veränderungen hervorgerufen, wie ich erwartet hatte, sondern die Bekanntschaft mit dem kauzigen Soliman. Das Buch hat etwas Märchenhaftes an sich und ist für mich typisch französisch.