Rezension

Im Schatten des Magiers

Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Simon Snow, der größte und mächtigste Zauberer, den es je gab, ist eigentlich eine Katastrophe. Ungeschickt bewegt es sich in der Zaubererwelt, die er doch eigentlich vor ihrem Untergang retten soll. So ist es jedenfalls prophezeit. Dabei kann er nicht mal seinen Zauberstab gerade halten.

Aber ein Talent hat Simon doch, nämlich das zur Freundschaft. Und hätte er seinen Kumpel Penelope, seine Dauerfreundin Agatha und seinen in herzlicher Abneigung zugewandten Zimmergenossen Baz nicht, hätte er die magische Welt schon längst in Schutt und Asche gelegt. Aber mit den dreien könnte es klappen, nicht nur den Mörder von Bazʼ Mutter zu entlarven, sondern auch die dunklen Mächte zu besiegen und die Welt zu retten.

 

Rezension:

Für Simon Snow beginnt sein letztes Jahr auf der magischen Schule Watford. Endlich kann er zum letzten Mal eines der Kinderheime verlassen, in welchen er in jedem Jahr die Sommerferien verbringen musste. Ob er sein letztes Schuljahr überleben wird, ist jedoch alles andere als sicher, versucht ‚der Schatten‘ doch schon, seit er erstmals nach Watford kam, ihn zu vernichten. Simons größtes Problem dabei: Niemand weiß, wer ‚der Schatten‘ ist, nicht mal ‚der Magier‘, Schuldirektor und ungekrönter Herrscher der magischen Welt Großbritanniens. Außerdem ist Simon zwar der mächtigste Zauberer aller Zeiten, er kann seine Kräfte aber nur äußerst unzureichend kontrollieren. Und obwohl ‚der Magier‘ ihn zu seinem Erben erklärt hat, ist er nur selten mal zu sprechen. Er muss schließlich ständig gegen ‚die Alten Familien‘ kämpfen, welche die alten Zustände aus der Zeit vor dem Aufstieg ‚des Magiers‘ wieder herstellen wollen.

Gibt es hier jemanden, der bei dieser Kurzbeschreibung nicht sofort an einen gewissen Harry Potter denkt? Wahrscheinlich nicht. Also schon wieder ein einfallsloser Harry-Potter-Clon? Nein, das kann man diesem Buch wirklich nicht vorwerfen, denn die Geschichte entwickelt sich nach anfängliche stark erscheinenden Parallelen in eine völlig andere – und überraschende – Richtung.

Doch bleiben wir zunächst beim Anfang. Der Leser lernt Simon kennen, als er das Kinderheim verlässt und sich auf die Fahrt nach Watford begibt. Währenddessen erinnert er sich ständig an diverse Vorfälle der vergangenen 7 Schuljahre zurück. Als Leser ist man hier ständig versucht, das Buch zur Seite zu legen und sich erst mal die vorhergehenden Bände zu besorgen. Die gibt es aber gar nicht! Simon Snow war eigentlich nur die literarische Lieblingsfigur der Protagonistin eines anderen Werkes der Autorin, „Fangirl“. Erst nach dem Erfolg dieses Buches entschloss sich Rainbow Rowell, Simon ein eigenes Buch zu gönnen. Für den Leser bleibt jedoch ein eigenartiges Gefühl, wenn ständig eine Vorgeschichte angedeutet wird, die es nie gab. (Nach Informationen von Lesern, die „Fangirl“ kennen, werden die genannten Ereignisse auch dort nicht thematisiert.)

Dass manches (ganz) anders ist, als es aus Simons Sicht wirkt, merkt der Leser spätestens, wenn spätere Kapitel aus der Sicht anderer beteiligter Personen geschildert werden. Dies ist allerdings ein Gestaltungsmittel, das auch verwirren kann, denn die Geschehnisse werden, egal aus wessen Blickwinkel sie gerade geschildert werden, immer in der Ich-Perspektive präsentiert. Das führt dazu, dass man sich an manchen Stellen nochmals schnell am Kapitelanfang informieren muss, wer da gerade „ich“ ist.

Ganz so humorvoll, wie der Klappen- (oder korrekter gesagt Rückseiten-)Text vermuten lässt, ist das Buch übrigens nicht. Im Gegenteil: Das Ende wirkt schon beinahe sentimental. Wem das nicht stört, erhält mit „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ eine solide Urban Fantasy mit durchaus neuen Ideen und unerwarteten Plottwists.

 

Fazit:

Ein überraschend anderer Zauberschüler in einer Welt, die sich als ganz anders herausstellt, als er (und auch der Leser) zunächst denkt.

 

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