Rezension

Im Schatten ihres Bruders

Die Schwester des Tänzers - Eva Stachniak

Die Schwester des Tänzers
von Eva Stachniak

Bewertet mit 4 Sternen

Bronislawa und Waslaw Nijinsky entstammen einer Tänzerfamilie, die ihre Kinder schon früh auf auf das Leben als Balletttänzer vorbereitet. In St. Petersburg an der kaiserlichen Balletschule ausgebildet, beginnen beide eine große Karriere an verschiedenen Theatern in ganz Europa. Doch Bronja steht dabei immer im Schatten ihrer großen Bruders, bis sie selbst ihre eigene Tanzkunst entwickelt... .
Die Autorin Eva Stachniak hat sich in ihrem neuen Roman der Familie Nijinsky und somit auch der Welt des Tanzes gewidmet. Aus der Sicht von Bronja erzählt sie, wie hart diese für ihren eigenen Erfolg kämpfen muss und das in einer Zeit, in der der erste Weltkrieg ausbricht und durch die Revolution, die Zarenfamilie abgesetzt und ermordet wird. 
Bronja ist eine Figur, die sehr viel Ehrgeiz besitzt und viele Träume verwirklichen möchte. Da auch ihre Gedanken geschildert werden, merkt man als Leser schnell, dass sie innerlich zerrissen ist und gerade im letzten Drittel des Buches mit ihren Problemen kaum mehr fertig wird. An manchen Stellen war sie mir sympatisch, aber so richtig mit gelitten und mit gebangt habe ich nicht mit ihr. Beeindruckt hat mich nur, dass sie sich immer mehr freigestrampelt hat und ihre eigenen Kunst entwickelt.
Was sehr intensiv beschrieben wird, ist die Welt des Balletts. Man erfährt viel über das harte Training, bei dem am Ende sogar die Füße bluten und über den Konkurrenzkampf und den Neid in den verschiedenen Ensembles. Auch bestimmte Chorographien werden genau beschrieben, aber dennoch konnte ich sie mir nicht genau vorstellen. Häufig sind gerade die Partien, in denen es um das Ballet ging, etwas langatmig. Dagegen wurde die politische Situation immer nur am Rande erwähnt und nicht genau beschrieben. 
Frau Stachniak schreibt sehr detailliert, aber oft zu ausführlich. Was ihr aber gelingt, ist das Ballett sehr präsent und lebendig zu machen und gerade den Übergang vom klassischen bis zu einem modernen Stil, darzustellen. 
Mir persönlich hat das Buch letztendlich gut gefallen, aber es war für kein Werk, welches man nicht mehr aus der Hand legen will. Auf jeden Fall ist es sicherlich sehr lesenswert für alle, die sich für Russland und gerade für das Thema Tanz begeistern können.